Clickertraining - andere Wege in der Kommunikation mit dem Hund
Schauen Sie sich Ihren Lieblingsfilm an und versuchen Sie, dabei ein Gedicht auswendig zu lernen. Das Gehirn ist nicht multitaskingfähig, es kann sich immer nur auf eine Sache richtig konzentrieren. Ablenkungen führen immer zu Fehlern.
So ergeht es einem heranwachsenden Rüden, der in eine gemischte Trainingsgruppe zur „Grunderziehung“ gehen muss.
Bedenken Sie dabei auch immer, dass diese wöchentlichen Treffs nichts mit dem „normalen“ Umfeld in seinem Zuhause zu tun haben – Hunde lernen kontextbezogen. Sie müssen erst lernen, das Gelernte von einer reizarmen Wiese auf die alltäglichen Lebensumstände zu übertragen (siehe Kapitel Lerngrundlagen ).
Wir müssen uns immer wieder vor Augen halten, dass wir es mit einem Tier zu tun haben und nicht mit einem vierbeinigen Menschen mit Pelz! Ein Hund kann immer nur innerhalb seines angeborenen und gelernten Verhaltensrepertoires agieren und reagieren.
Eine menschliche Interpretation mit Sätzen wie: „Der darf Sie nicht anknurren!“ trübt den Blick auf die tatsächliche Situation.
Verhalten verändern durch Rangordnungspläne?
In den vorangegangenen Abschnitten habe ich versucht, Ihnen die Entstehung und Entwicklung der Dominanztheorie sowie die Unterschiede zwischen Hund und Wolf zu erörtern. Was bringt nun dieses Wissen über Unterschiede innerhalb einer Art? Dazu möchte ich zunächst noch kurz auf das Zusammenleben zweier verschiedener Arten eingehen. Sieht Ihr Hund Sie wirklich als Artgenosse? Auch hier haben wir in meinen Augen wieder eine typische Vermenschlichung. Wir Menschen benehmen uns nicht wie Hunde: Wir laufen auf zwei Beinen, reden den ganzen Tag und müssen alles anfassen. Das, was unsere nächsten Verwandten, zum Beispiel Schimpansen, auch tun – ausgenommen das ständige Sprechen.
Da wir uns nicht wie Hunde benehmen, ist die Annahme, dass wir mit ihnen ein Rudel bilden, einfach nicht korrekt. Hunde sind sozial lebende Tiere. Gesellschaft ist für die meisten wichtig und sie sind darauf selektiert worden, mit dem Menschen zusammenzuleben und zu arbeiten. In der Biologie nennt man das Zusammenleben zweier verschiedener Arten „Symbiose“. Eine Symbiose muss nicht zwangsläufig für beide Seiten ausgewogen sein.
Gehen wir einmal davon aus, dass wir in Gemeinschaft mit unserem Hund ein ausgewogenes Verhältnis erreichen möchten. Ist das überhaupt möglich? Schauen wir uns doch das Leben eines durchschnittlichen Familienhundes einmal an: Der Hund wird angeschafft und wie immer für ein Zusammenleben in einer Gruppe gelten gewisse Regeln. Unser Familienhund bekommt zweimal am Tag zu bestimmten Uhrzeiten sein reglementiertes Futter, das er sich nicht selber aussuchen kann. Er wird in bestimmten Abständen zum Lösen an der Leine aus dem Haus geführt. Einige Hunde kommen gar nicht in den Genuss, ohne Leine ihren Bewegungsbedarf zu befriedigen. Der Hund darf am Tisch nicht stören, er darf nicht bellen, wenn es an der Tür klingelt, er hat nur einen bestimmten Platz in der Wohnung und wird von morgens bis abends vom Menschen reglementiert. Wünschen Sie sich so ein Leben?
Der Dominanzbegriff in der Ökologie (Biologie)
In den vorherigen Kapiteln wurde der Dominanzbegriff in der Verhaltensbiologie beschrieben. Doch nicht nur dort findet dieser Ausdruck seine Anwendung. Ökologie ist wie die Verhaltensbiologie eine Teildisziplin der Biologie. Sie beschreibt die Erforschung der Wechselbeziehungen zwischen Organismen untereinander und ihrer Umwelt. Hier werden die Arten einer Lebensgemeinschaft als dominant bezeichnet, die am häufigsten vorkommen (sie haben die größte Biomasse). Diese Arten bestimmen die Struktur eines Lebensraums. Sie dominieren demnach ihre spezielle Umwelt. Das beste Beispiel dafür ist wohl der Mensch: Wir haben die größte Biomasse – auch wenn es vielleicht mehr Ameisen auf der Welt gibt – und kontrollieren unsere Umwelt in höchstem Maße: Ressourcen wie Nahrungsmittel, Bodenschätze oder Land werden vom Menschen häufig rücksichtslos genutzt. Andere Tierarten müssen auf den immer kleiner werdenden Anteil an vom Menschen unberührter Natur reagieren und sich zurückziehen.
Bezogen auf die Dominanztheorie in der Ökologie (siehe Kasten ) sind wir Menschen also schon von vorneherein die „dominante Art“. Wir bestimmen die Umwelt und den Zugang zu Ressourcen. Doch haben diese allgemeinen Regeln innerhalb unseres Zusammenlebens häufig keine konkreten Auswirkungen auf
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