Clockwork Princess: Chroniken der Schattenjäger (3) (German Edition)
zornig erlebte. »Gabriel Lightwood«, knurrte er. »Meine Frau hat dir nichts als Güte entgegengebracht – und das ist nun dein Dank dafür?«
Beruhigend legte Charlotte ihrem Mann die Hand auf den Arm. »Henry, warte«, bat sie. »Gabriel. Was hast du getan?«
»Ich habe Ihr Gespräch mit Aloysius Starkweather belauscht«, sagte Gabriel mit tonloser Stimme. »Anschließend habe ich dem Konsul einen Brief geschrieben und ihm erzählt, dass Sie Ihre Forderung, nach Wales zu reiten, auf den Worten eines verrückten alten Mannes begründen würden…und dass Sie zu leichtgläubig wären und zu starrköpfig …«
Charlottes Augen schienen Gabriel zu durchbohren – und Cecily dachte, dass sie diesen durchdringenden Blick hoffentlich niemals selbst zu spüren bekommen würde. »Du hast den Brief geschrieben«, sagte Charlotte. »Hast du ihn auch abgeschickt?«
Gabriel holte gequält Luft. »Nein«, erklärte er und griff in seinen Ärmel. Er zog einen gefalteten Zettel hervor und warf ihn auf den Tisch. Angespannt starrte Cecily auf das Papier. Es war mit Fingerabdrücken übersät und an den Kanten abgegriffen, als sei es viele Male zusammengeklappt und wieder auseinandergefaltet worden. »Nein, ich konnte es einfach nicht. Ich habe dem Konsul kein einziges Wort mitgeteilt«, fügte Gabriel hinzu.
Befreit atmete Cecily auf – sie hatte gar nicht gemerkt, dass sie den Atem angehalten hatte. Auch Sophie holte erleichtert Luft und ging zu Gideon, der ebenfalls den Eindruck machte, als würde er sich langsam von einem Schlag in den Magen erholen.
Charlotte blieb weiterhin vollkommen ruhig. Sie beugte sich vor, nahm den Brief, überflog ihn und legte ihn zurück auf den Tisch. »Warum hast du ihn nicht abgeschickt?«, fragte sie.
Gabriel schaute die Institutsleiterin an und sie tauschten einen seltsamen, vielsagenden Blick. Dann sagte er: »Ich hatte meine Gründe, mich eines Besseren zu besinnen.«
»Wieso bist du denn nicht zu mir gekommen?«, hakte Gideon nach. »Gabriel, du bist doch mein Bruder …«
»Du kannst nicht alles für mich beschließen, Gideon. Manchmal muss ich meine eigenen Entscheidungen treffen. Als Schattenjäger ist es unsere Aufgabe, selbstlos zu handeln. Für die Irdischen zu sterben, für den Erzengel und vor allem füreinander. Das sind unsere Grundsätze. Charlotte lebt danach, was unser Vater aber nie getan hat. Mir ist klar geworden, dass ich mich falsch entschieden hatte, als ich die Loyalität zu meiner Blutlinie an oberste Stelle, über unsere Grundsätze und alles andere gestellt habe. Und ich habe erkannt, dass der Konsul sich in Charlotte geirrt hat.« Gabriel hielt abrupt inne; seine Lippen waren zu einem Strich zusammengepresst. »Wayland hat sich geirrt«, wiederholte er nach einem Moment und wandte sich Charlotte zu. »Ich kann das, was ich in der Vergangenheit getan habe beziehungsweise tun wollte, nicht ungeschehen machen. Und ich weiß nicht, wie ich meine Zweifel an Ihrer Autorität und meine Undankbarkeit angesichts Ihrer Güte wiedergutmachen könnte. Aber ich kann Ihnen versichern: Sie dürfen nicht auf Konsul Waylands Genehmigung warten, denn die wird nicht kommen. Der Konsul wird für Sie auf keinen Fall Truppen zum Cadair Idris schicken, Charlotte. Er wird keinem einzigen Plan zustimmen, der Ihren Namen trägt. Wayland will Sie aus dem Institut entfernen. Sie als Leiterin ersetzen.«
»Aber er ist doch derjenige, der mich auf diesen Posten berufen hat«, wandte Charlotte ein. »Er hat mich unterstützt …«
»Weil er dachte, Sie wären schwach«, erklärte Gabriel. »Weil er Frauen für labil und leicht zu manipulieren hält. Doch Sie haben sich als stark erwiesen und das hat all seine Pläne ruiniert. Er möchte Sie nicht nur in Verruf bringen – er braucht dies förmlich. Wayland hat keinen Zweifel daran gelassen: Falls es mir nicht gelänge, tatsächlich illegale Machenschaften Ihrerseits aufzudecken, würde er mir freie Hand geben, irgendetwas zu erfinden, das Sie überführen würde. Solange diese Lügen nur überzeugend genug wären.«
Betroffen presste Charlotte die Lippen aufeinander. »Dann hat er mir also nie vertraut«, flüsterte sie.
Henry nahm Charlottes Arm und drückte ihn. »Aber das hätte er tun sollen«, sagte er. »Wayland hat dich unterschätzt, aber das ist keine Tragödie. Dass du dich als besser, klüger und stärker als erwartet herausgestellt hast, Charlotte … das ist ein Triumph.«
Charlotte musste schlucken und Cecily fragte
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