Clockwork Princess: Chroniken der Schattenjäger (3) (German Edition)
wandte sich ihr mit finsterer Miene zu und Cecily bereute es plötzlich, dass sie ihn aufgezogen hatte – nach allem, was er durchgemacht haben musste. »Nichts, was Gideon tun könnte, wird jemals schlimmer sein als das, was unser Vater getan hat. Wenigstens hat mein Bruder keinen ungesunden Hang zu weiblichen Dämonen.«
Auch wenn sie sich große Mühe gab, so fiel es Cecily ungeheuer schwer, Gabriel nicht aufzuziehen: Er hatte irgendetwas an sich, das sie ständig zu reizen schien. »Das kann man wohl kaum als Kompliment für eine so feine junge Dame wie Sophie bezeichnen.«
Gabriel musterte Cecily einen Moment lang, als wollte er eine scharfe Entgegnung machen, doch dann besann er sich eines Besseren. »So hatte ich das nicht gemeint. Sophie ist ein großartiges Mädchen und nach ihrer Aszension wird sie eine großartige Schattenjägerin abgeben. Sie wird unserer Familie Ehre machen – und etwas Ehre können wir Lightwoods, weiß der Erzengel, dringend gebrauchen.«
»Ich denke ja, dass auch Sie Ihrer Familie Ehre machen werden«, sagte Cecily ruhig. »Das, was Sie eben getan haben … Ihre Beichte gegenüber Charlotte … das hat sehr viel Mut erfordert.«
Gabriel schwieg einen Augenblick. Dann streckte er ihr die Hand entgegen. »Hier, nehmen Sie meine Hand«, forderte er Cecily auf. »Auf diese Weise können Sie über mich hören, was im Speisezimmer vor sich geht – falls Sie das möchten.«
Nach kurzem Zögern ergriff Cecily Gabriels Hand. Sie fühlte sich warm und rau an. Cecily spürte das Pulsieren seines Bluts unter der Haut – ein seltsam beruhigendes Gefühl. Und dann konnte sie tatsächlich hören, was im Raum gesprochen wurde, so deutlich, als würde sie keine Tür davon trennen: Gideons sanften, zögerlichen Bass und Sophies zarte helle Stimme. Cecily schloss die Augen und lauschte.
»Oh«, sagte Sophie schwach und ließ sich in einen der Sessel sinken. »Oh, du meine Güte.« Sie musste sich setzen, denn ihre zittrigen Beine drohten, ihr den Dienst zu versagen.
Gideon, der in der Nähe des Sideboards stand, wirkte wie von Panik erfüllt. Sein dunkelblondes Haar stand in alle Richtungen ab, als wäre er sich wieder und wieder mit den Händen hindurchgefahren. »Meine liebe Miss Collins …«, setzte er an.
»Das hier …«, hob Sophie ihrerseits an und hielt dann inne. »Ich … das hier kommt ziemlich überraschend.«
»Tatsächlich?« Gideon löste sich vom Sideboard und lehnte sich an den Tisch. Er hatte seine Hemdsärmel aufgerollt und Sophie ertappte sich dabei, wie sie auf seine Handgelenke starrte, auf die feinen blonden Härchen und die verblassten Narben früherer Runenmale.
»Aber Sie sind doch gewiss in der Lage gewesen, den Respekt und die Hochachtung, die ich für Sie empfinde, zu erkennen. Meine Bewunderung für Sie …«, fuhr Gideon fort.
»Nun ja«, räumte Sophie ein, »Bewunderung …« Es gelang ihr, dem Wort einen Unterton zu verleihen, der es in der Tat sehr blass und unbedeutend erscheinen ließ.
Gideon errötete. »Meine liebe Miss Collins«, setzte er erneut an. »Es ist wahr, dass meine Gefühle für Sie weit über Bewunderung hinausgehen. Ich würde es eher als glühende Zuneigung bezeichnen. Ihre Güte, Ihre Schönheit, Ihr großes Herz – all das hat mich ziemlich durcheinandergebracht und nur damit kann ich mein heutiges Verhalten am Frühstückstisch erklären. Ich weiß nicht, was über mich gekommen ist, meinen innigsten Herzenswunsch laut auszusprechen. Bitte fühlen Sie sich nicht verpflichtet, meinen Antrag anzunehmen, nur weil ich ihn in aller Öffentlichkeit gemacht habe. Jede damit verbundene Peinlichkeit geht allein zu meinen Lasten.«
Sophie schaute zu ihm hoch. Seine Wangen wechselten in rascher Folge die Farbe, von Rot zu Weiß und wieder zurück, und verrieten damit seine innere Unruhe. »Aber Sie haben mir gar keinen Antrag gemacht«, sagte sie.
Gideon starrte sie betroffen an. »Ich … wie bitte?«
»Sie haben mir keinen Heiratsantrag gemacht«, wiederholte Sophie gelassen. »Zwar haben Sie allen am Frühstückstisch verkündet, dass Sie mich zu ehelichen wünschen, aber das ist kein Heiratsantrag. Das ist nur eine Feststellung. Ein Antrag bedeutet, dass Sie mich fragen.«
»Na, das weist meinen Bruder aber mal in die Schranken«, bemerkte Gabriel mit der Genugtuung eines jüngeren Geschwisterteils, das sich darüber freut, dass der ältere ordentlich zurechtgewiesen wird.
»Pst! Seien Sie doch still!«, wisperte Cecily und
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