Clockwork Princess: Chroniken der Schattenjäger (3) (German Edition)
wie die Blüten, die Sophie in ihr Haar geflochten hatte. »Bitte sag nichts …«, setzte er an.
»Bitte sag nichts, was nicht auch so gemeint ist«, beendete Tessa den Satz für ihn. »Ich weiß. Das tue ich auch nicht. Ich meine es ernst, Will. Und mir ist bewusst, dass diese Bitte die Grenzen des Anstands weit überschreitet. Ich muss dir vollkommen verrückt erscheinen.« Sie senkte kurz den Blick, schaute dann wieder auf und fasste all ihren Mut zusammen. »Und wenn du mir sagen willst, dass du morgen sterben kannst, ohne dass unsere Lippen sich noch ein letztes Mal berührt haben und ohne jegliches Bedauern darüber, dann sag es jetzt und ich werde dich nicht länger darum bitten. Denn ich weiß, ich habe nicht das geringste Recht …«
Doch Tessa konnte den Satz nicht beenden, weil Will die Arme nach ihr ausgestreckt, sie an sich gerissen und seine Lippen auf ihren Mund gepresst hatte. Einen kurzen Moment bereitete der Kuss – voller Verzweiflung und nur mühsam beherrschtem Verlangen – beinahe Schmerzen; Tessa schmeckte Salz und Feuer in ihrem Mund und Wills keuchenden Atem. Doch dann mäßigte er sich, mit einer Anstrengung, die Tessa regelrecht fühlen konnte. Und die Bewegung seiner Lippen, das Spiel von Zunge und Zähnen, wandelte sich im Bruchteil einer Sekunde von schmerzhaft zu lustvoll.
Auf dem Balkon von Lightwood House war er behutsam und vorsichtig gewesen, doch jetzt nicht mehr: Seine Hände fuhren leidenschaftlich über ihren Rücken, griffen in ihr Haar, krallten sich in den Stoff ihres Kleids. Er hob sie an, sodass ihre Körper aufeinanderprallten, drängte sich an sie, mit seinem langen schlanken Körper, stark und fragil zugleich. Tessa neigte den Kopf zur Seite, als Will ihre Lippen mit seinen öffnete – und dann küssten sie sich nicht mehr nur, sondern verschlangen einander förmlich. Tessas Finger schoben sich in seine Haare und packten fest, beinahe schmerzhaft fest zu. Und ihre Zähne streiften seine Unterlippe. Will stöhnte und zog sie noch enger an sich, so eng, dass sie fast nach Luft schnappen musste.
»Will …«, wisperte Tessa. Und er richtete sich auf, mit ihr auf den Armen, sein Mund noch immer auf ihren Lippen. Tessa klammerte sich an seine Schultern, als er sie zum Bett trug und darauf legte. Sie war bereits barfuß und auch Will schleuderte rasch seine Stiefel von den Füßen und kletterte zu ihr aufs Bett. Ein Teil ihres Trainings hatte darin bestanden zu lernen, wie man die Schattenjägerkluft ohne fremde Hilfe ablegte. Daher bewegten sich ihre Finger nun leicht und behände über seine Kleidung, öffneten Verschlüsse und zogen die robuste Kampfmontur wie eine Schale beiseite. Ungeduldig stieß Will die Jacke von sich, richtete sich auf und hockte sich auf die Fersen, um seinen Waffengürtel abzunehmen.
Atemlos schaute Tessa zu. Wenn sie ihn zum Innehalten auffordern wollte, dann war jetzt der richtige Moment dafür. Seine narbenübersäten Hände lösten geschickt die Schnallen, und als er sich zur Seite drehte, um den Gürtel über die Bettkante fallen zu lassen, rutschte sein Hemd – das schweißfeucht an seiner Haut klebte – hoch, sodass Tessas Blick auf die nach innen gewölbte Fläche seines straffen Unterbauchs und die bogenförmige Rundung seiner Hüftknochen fiel. Sie hatte Will immer schon wunderschön gefunden, seine Augen, sein Gesicht, seine Lippen; aber bisher hatte sie nicht über den Rest von ihm nachgedacht. Doch auch sein Körper war wunderschön, so wie die Konturen und Flächen von Michelangelos David . Vorsichtig streckte Tessa die Hand aus, um ihn zu berühren, und fuhr mit den Fingerkuppen zart wie ein Spinnenfaden über die glatte Haut seiner harten Bauchmuskulatur.
Will reagierte sofort und erstaunlich: Er hielt den Atem an und schloss die Augen; sein Körper verharrte vollkommen reglos. Zögernd glitt Tessa mit den Fingern über den Bund seiner Hose; ihr Herz pochte wie wild und sie wusste kaum, was sie da tat – ein Instinkt, den sie nicht identifizieren oder erklären konnte, hatte die Kontrolle übernommen und trieb sie an. Ihre Hand schloss sich um seine Taille, ihr Daumen presste sich auf seinen Hüftknochen und zog ihn zu sich herab.
Und Will schob sich über Tessa, langsam und behutsam, und stützte die Ellbogen neben ihren Schultern auf das Bett. Ihre Augen trafen sich und hielten den Blick; ihre Körper berührten sich auf ganzer Länge, doch keiner von ihnen sprach ein Wort. Tessa spürte ein Sehnen in der Kehle: eine
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