Clockwork Princess: Chroniken der Schattenjäger (3) (German Edition)
Waffen mitnehmen. Natürlich habe ich vor, auf der anderen Seite auf euch zu warten, aber sollte es zu irgendwelchen … unvorhergesehenen Zwischenfällen kommen, ist es nie verkehrt, entsprechend vorbereitet zu sein.«
Charlotte nickte. »Ja, natürlich.« Einen Moment lang senkte sie den Blick. »Ich kann nicht fassen, dass niemand zu unserer Unterstützung gekommen ist. Nach meinem Brief hatte ich angenommen, dass wenigstens ein paar …« Sie verstummte, schluckte ein paar Mal kräftig und hob dann das Kinn. »Ich werde schnell mit Sophie reden: Sie kann alles zusammensuchen, was Sie benötigen, Magnus. Sie und Cyril und Bridget müssten sowieso bald zu uns stoßen.« Damit stieg Charlotte die Treppe hoch, woraufhin Henry ihr mit zärtlicher Besorgnis nachschaute.
Gabriel konnte es ihm nicht verübeln. Für Charlotte war es ganz eindeutig ein schwerer Schlag, dass niemand auf ihren Aufruf reagiert hatte und zu Hilfe gekommen war – obwohl er ihr das eigentlich gleich hätte sagen können. Die meisten Leute waren nun einmal von Natur aus egoistisch und vielen Schattenjägern gefiel es überhaupt nicht, dass das Londoner Institut von einer Frau geleitet wurde. Sie würden für Charlotte auf keinen Fall ihr Leben riskieren. Noch vor wenigen Wochen hätte er selbst auch nicht anders gedacht. Doch jetzt, da er sie besser kannte, stellte er zu seiner Überraschung fest, dass ihm die Vorstellung, für sie sein Leben zu riskieren, wie eine Ehre erschien – so wie die meisten Engländer mit Freuden ihr Leben für ihre Königin aufs Spiel setzen würden.
»Und wie funktioniert dieses Portal?«, fragte Cecily interessiert und betrachtete den glühenden Torbogen mit zur Seite geneigtem Kopf, wie ein Gemälde in einer Galerie.
»Das Portal transportiert den Nutzer im Nu von einem Ort zum anderen«, sagte Henry. »Der Trick daran ist allerdings…nun ja, bei diesem Teil handelt es sich um Magie«, fügte er mit einem leicht nervösen Unterton hinzu.
»Sie müssen sich den Ort, an den Sie reisen wollen, in Ihrer Fantasie genau vorstellen«, erläuterte Magnus. »Bei einem Ort, den Sie noch nie gesehen haben und sich daher nicht ins Gedächtnis rufen können, funktioniert das Ganze nicht. Um also zum Cadair Idris zu gelangen, benötigen wir Ihre Hilfe, Cecily. Was denken Sie, wie nahe können Sie uns an den Berg heranbringen?«
»Direkt auf den Gipfel«, erwiderte Cecily zuversichtlich. »Von den diversen Wegen, die zum Cadair Idris hinaufführen, bin ich mindestens zwei schon mit meinem Vater gegangen. Und ich erinnere mich ziemlich gut an den Gipfel.«
»Hervorragend«, sagte Henry. »Cecily, du platzierst dich vor das Portal und stellst dir unser Ziel so genau wie möglich vor …«
»Aber sie wird doch nicht als Erste hindurchgehen, oder?«, fragte Gabriel hastig und erstarrte im selben Moment, als ihm die Worte über die Lippen kamen. Er hatte nicht vorgehabt, sie laut auszusprechen. Ach, was soll’s: Wennschon, dennschon, dachte er dann und fügte hinzu: »Ich meine damit, dass sie von uns allen am wenigsten Erfahrung hat. Es wäre nicht sicher.«
»Ich kann durchaus als Erste hindurchgehen«, erwiderte Cecily, die über Gabriels Sorge nicht sehr erfreut zu sein schien. »Ich wüsste nicht, warum nicht …«
»Henry!«, rief Charlotte in diesem Moment vom Fuß der Treppe aus. Hinter ihr standen die Dienstboten des Instituts, alle in Kampfmontur: Bridget, die den Eindruck machte, als würde sie zu einem Morgenspaziergang aufbrechen, Cyril, aufrecht und mit entschlossener Miene, und Sophie mit einer großen Ledertasche in den Händen.
Doch hinter den dreien ragten weitere Personen auf: drei hochgewachsene Männer in pergamentfarbenen Roben, die sich auf ihre ganz besondere, fast schwebende Art fortbewegten.
Brüder der Stille.
Aber im Gegensatz zu allen anderen Stillen Brüdern, die Gabriel bisher zu Gesicht bekommen hatte, waren diese drei bewaffnet. Sie hatten Waffengurte über ihre Roben geschnallt und an ihrer Seite hingen Krummsäbel, deren Heft aus schimmerndem Adamant gefertigt war – das gleiche Material, aus dem auch die Stelen und die Seraphklingen bestanden.
Verwirrt schaute Henry auf; dann blickte er schuldbewusst vom Portal zu den Brüdern und erbleichte sichtbar unter seinen Sommersprossen. »Bruder Enoch«, stammelte er. »Ich …«
Beruhige dich. Die Stimme des Stillen Bruders hallte durch die Gedanken aller Anwesenden. Wir sind nicht hier, um dich vor einem möglichen Verstoß gegen das
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