Clockwork Princess: Chroniken der Schattenjäger (3) (German Edition)
möchte?«
Doch Will ignorierte ihre Bemerkung. »Aber jetzt ist nicht der richtige Moment dafür. Nicht, da Mortmain uns im Nacken sitzt und Magnus vor der Tür auf uns wartet. Jetzt ist der Moment, um das hier abzuschließen. Aber wenn das Ganze vorbei ist, Tess, werde ich dir alles sagen, was ich dir schon immer sagen wollte. Doch bis dahin …« Er küsste ihre Schläfe, gab sie frei und schaute ihr eindringlich ins Gesicht. »Bis dahin brauche ich nur zu wissen, dass du mir glaubst, wenn ich dir sage, dass ich dich liebe.«
»Ich glaube jedes einzelne Wort, das du sagst«, erwiderte Tessa lächelnd, während ihre Hände sich von seinen Hüften zu seinem Waffengurt stahlen. Dann schloss sie die Finger um das Heft eines Dolchs, riss ihn mit einem Ruck heraus und lächelte, als Will überrascht zu ihr hinabblickte. Tessa küsste ihn kurz auf die Wange und trat einen Schritt zurück. »Schließlich hast du ja auch nicht gelogen, als du von deiner Tätowierung mit dem walisischen Drachen erzählt hast …«
Der Raum erinnerte Cecily an die Kuppel der St.Paul’s Cathedral, die Will ihr kurz nach ihrer Ankunft in London an einem seiner weniger griesgrämigen Tage gezeigt hatte. Es war das großartigste Gebäude, das sie je gesehen hatte. Und sie hatten das Echo ihrer Stimmen in der Whispering Gallery, der berühmten Flüstergalerie, ausprobiert und Christopher Wrens Inschrift gelesen: Lector, si monumentum requiris, circumspice. »Betrachter, wenn du sein Denkmal suchst, sieh dich um.«
Will hatte ihr die Bedeutung erklärt: Wren zog es vor, dass man sich seiner Bauwerke wegen an ihn erinnerte und nicht nur wegen irgendeines Grabmals. Die gesamte Kathedrale war ein Zeugnis seiner Baukunst – genau so, wie dieses unterirdische Labyrinth und vor allem diese gewaltige Höhle ein Zeugnis für Mortmains Schaffen darstellte.
Auch hier gab es ein Kuppelgewölbe, allerdings keine Fenster – nur eine Öffnung hoch oben im Gestein. Ein kreisförmiger Gang verlief entlang der Kuppel, von der eine Art Felsvorsprung in den Raum hineinragte. Vermutlich konnte man von dort oben die ganze Höhle überschauen und auf den Boden hinabblicken, der aus glattem Gestein bestand.
Außerdem prangte auch hier eine Inschrift an der Wand – vier Sätze, die aus glitzerndem Quarz in den Fels eingelegt waren:
DIE HÖLLENGERÄTE KENNEN KEINE GNADE
DIE HÖLLENGERÄTE KENNEN KEINE REUE
DIE HÖLLENGERÄTE KENNEN KEINE GRENZEN
DIE HÖLLENGERÄTE WERDEN NIEMALS AUFGEBEN
Auf dem polierten Steinboden waren Hunderte von Automaten in Reih und Glied aufgestellt. Sie trugen ein buntes Sammelsurium von Militäruniformen und standen vollkommen reglos und mit geschlossenen Augen da. Wie lebensgroße Zinnsoldaten, dachte Cecily. Die Höllengeräte. Mortmains großartige Erfindung – eine unaufhaltsame Armee, dazu erschaffen, Schattenjäger niederzumetzeln und erbarmungslos weiterzuziehen.
Sophie hatte den Raum als Erste entdeckt und laut aufgeschrien. Daraufhin waren die anderen sofort herbeigestürmt und hatten sie zitternd inmitten der reglosen Menge von Klockwerk-Kreaturen angetroffen, mit einem der Automaten zu ihren Füßen: Sophie hatte ihm mit ihrem Schwert die Beine weggesäbelt, sodass er wie eine Marionette mit zertrennten Drähten in sich zusammengefallen war. Trotz des Schicksals ihres Gefährten waren die restlichen Automaten jedoch nicht aus ihrer Starre erwacht, was den Schattenjägern den Mut verliehen hatte, zwischen ihnen umherzuschlendern.
Henry kniete gerade neben einer der noch immer reglosen Kreaturen; er hatte die Uniformjacke aufgeschlitzt, den Metallbrustkorb geöffnet und studierte die Innereien. Um ihn herum standen Charlotte, Sophie, Bridget und die Brüder der Stille. Gideon und Gabriel waren ebenfalls zu ihnen gestoßen; ihre Suche hatte nichts ergeben. Nur Magnus und Cyril fehlten noch. Cecily kämpfte gegen eine zunehmende innere Unruhe an, die jedoch nicht durch die Gegenwart der Automaten verursacht wurde, sondern durch die Abwesenheit ihres Bruders. Bisher hatte man ihn noch nicht gefunden. War er möglicherweise gar nicht hier? Trotz ihrer wachsenden Sorge schwieg Cecily. Denn sie hatte sich geschworen, dass sie als Schattenjägerin kein unnötiges Theater machen oder gar schreien würde, egal was passierte.
»Seht euch das an«, murmelte Henry. Im Inneren der Klockwerk-Kreatur befand sich ein Wirrwarr aus Kabeln und darin eingebettet eine Art Metallkästchen, etwa von der Größe einer Tabakdose. In das Metall
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