Clockwork Princess: Chroniken der Schattenjäger (3) (German Edition)
darin lag etwas … etwas, das Tessa den Eindruck vermittelte, dass Magnus irgendetwas wusste, von dem sie nichts ahnten. »Wenn ich jemand anderes wäre, hätte ich dir jetzt das eine oder andere zu sagen«, entgegnete er.
»Ich weiß deine Zurückhaltung zu schätzen.«
»Aber nicht mehr lange«, sagte Magnus kurz angebunden. Dann hob er die Hand, klopfte gegen die unsichtbare Wand zwischen ihnen und fuhr tastend darüber. Der Anblick erinnerte an eine Hand, die in Wasser eintaucht: Von seinen Fingern breiteten sich kleine Wellen in alle Richtungen aus … und dann glitt die Wand plötzlich zu Boden und löste sich in einem blauen Funkenhagel vollständig auf. »Hier«, sagte der Hexenmeister und warf eine Ledertasche auf das Fußende des Betts. »Kampfmonturen und Waffen. Ich dachte mir ja, dass ihr vermutlich Kleidung benötigt, aber ich hatte ja keine Ahnung, wie dringend ihr sie braucht.«
Tessa funkelte ihn über Wills Schulter hinweg an. »Wie haben Sie uns gefunden? Woher haben Sie gewusst …? Wer von den anderen ist noch hier? Sind alle unversehrt?«
»Ja. Die meisten schon und sie durchkämmen gerade dieses Höhlenlabyrinth. Auf der Suche nach Ihnen. Sie sollten sich jetzt lieber anziehen«, fügte er hinzu und drehte den beiden den Rücken zu, um ihnen etwas Privatsphäre zu gönnen.
Peinlich berührt, griff Tessa nach der Ledertasche und wühlte hastig darin herum, bis sie ihre Kampfmontur gefunden hatte. Dann wickelte sie sich das Laken um den Körper und huschte mit ihren Sachen hinter einen hohen Wandschirm, der in einer Ecke der Höhle stand. Dabei vermied sie jeden Blickkontakt mit Will – sie konnte sich einfach nicht dazu überwinden. Wie sollte sie ihn anschauen, ohne gleichzeitig an das zu denken, was sie beide getan hatten? Ohne sich Sorgen darüber zu machen, ob er vielleicht entsetzt war? Und ob er genauso wenig wie sie glauben konnte, dass sie beide zu etwas Derartigem fähig gewesen waren, nachdem Jem …
Ungehalten streifte sie ihre Kampfmontur über. Glücklicherweise konnte sie diese ohne fremde Hilfe anlegen. Durch den Wandschirm hörte sie, dass Magnus Will erklärte, wie es Henry und ihm durch eine Kombination von Magie und Erfindergabe gelungen war, ein Portal zu erschaffen, das sie alle von London zum Cadair Idris transportiert hatte. Tessa konnte nur die Silhouette der beiden erkennen, doch sie sah, wie Will erleichtert nickte, als Magnus alle aufzählte, die ihn hierher begleitet hatten – Henry, Charlotte, die Lightwoods, Cyril, Sophie, Cecily, Bridget und eine Gruppe Stiller Brüder.
Bei der Erwähnung von Cecilys Namen zog Will seine Kleidung noch hastiger über, und als Tessa hinter dem Wandschirm hervortrat, stand er bereits in voller Kampfmontur da, die Stiefel geschnürt, die Hände mit der letzten Gürtelschnalle seines Waffengurts beschäftigt. Als er Tessa sah, breitete sich ein zaghaftes Lächeln auf seinem Gesicht aus.
»Die anderen haben sich aufgeteilt, um die verschiedenen Tunnel nach euch abzusuchen«, erklärte Magnus. »Wir haben vereinbart, uns in einer halben Stunde in der Haupthöhle zu treffen. Ich gebe euch beiden einen Moment, damit ihr euch … sammeln könnt.« Er grinste und deutete auf die Tür. »Ich warte draußen im Gang.«
In dem Moment, in dem sich die Tür hinter ihm schloss, lag Tessa auch schon in Wills Armen, ihre Hände hinter seinem Nacken verschränkt. »Oh, beim Erzengel«, keuchte sie. »War das peinlich.«
Will schob die Hände in ihre Haare und küsste sie … bedeckte ihre Lider, ihre Wangen und dann ihren Mund mit schnellen, aber innigen Küssen, als gäbe es auf der Welt nichts Wichtigeres. »Weißt du, was du gerade gesagt hast?«, murmelte er. »Du hast ›Beim Erzengel‹ gesagt. Wie eine Schattenjägerin.« Behutsam küsste er ihre Mundwinkel. »Ich liebe dich. Gott, wie lange habe ich darauf gewartet, dir das sagen zu können: Ich liebe dich!«
Tessa legte ihre Hände auf seine Hüften und zog ihn an sich; das robuste Gewebe der Kampfmontur fühlte sich unter ihren Fingerspitzen rau an. »Will«, setzte sie zögernd an. »Du … bedauerst es nicht?«
»Bedauern?« Ungläubig schaute er sie an. »Nage ddim – du musst verrückt sein, wenn du glaubst, dass ich das auch nur eine Sekunde bedauern würde, Tess.« Sanft strich er ihr mit den Fingerknöcheln über die Wange. »Ich möchte dir noch viel mehr sagen, noch so viel mehr …«
»Tatsächlich?«, zog Tessa ihn auf. »Will Herondale, der noch mehr sagen
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