Clockwork Princess: Chroniken der Schattenjäger (3) (German Edition)
Automat einen Krampf. Cecilys Blick huschte weiter zu Will und dem Stillen Bruder an seiner Seite, dessen Kapuze nach hinten gerutscht war. Trotz der chaotischen Situation um Cecily herum verspürte sie einen elektrisierenden Schock: Bruder Zachariah war … Jem . Sie und die anderen Institutsbewohner hatten zwar gewusst, dass Jem zur Stadt der Stille gereist war, um ein Stiller Bruder zu werden oder bei dem Versuch zu sterben. Aber sie hätte nie gedacht, dass es ihm inzwischen gut genug ging, um hier mit ihnen zu kämpfen, Seite an Seite mit Will, so wie früher…dass er genügend Kraft dafür haben würde …
Ein lautes Krachen ertönte, als ein Klockwerk-Monster zwischen Will und Jem zu Boden stürzte und sie zwang, hektisch auseinanderzuspringen. Ein Geruch wie kurz vor einem Gewitter breitete sich in der Höhle aus.
»Henry …« Der heftige Wind wirbelte Charlotte die Haare in die Augen.
Henrys Gesicht war weiß vor Schmerz. »Das Kästchen … ist eine Art Pyxis. Um Dämonenseelen … von ihren Körpern zu trennen. Bevor sie sterben. Ich hatte keine Zeit…um es zu perfektionieren. Aber es erschien mir … einen Versuch wert.«
Magnus rappelte sich auf. Seine Stimme erhob sich über das Dröhnen von Metall und die schrillen Schreie der Dämonen. »Alle mal herhören! Kommt alle her! Sammelt euch, Schattenjäger!«
Bridget hielt ihre Position und kämpfte weiterhin gegen zwei Automaten, deren Bewegungen abgehackt und unkoordiniert geworden waren. Doch die anderen kamen sofort in ihre Richtung gelaufen: Will, Jem, Gabriel … Aber Tessa, wo war Tessa? Cecily erkannte, dass Will Tessas Abwesenheit im selben Moment bemerkte wie sie. Er drehte sich um, eine Hand auf Jems Arm, und seine blauen Augen sondierten die Höhle. Cecily konnte sehen, wie seine Lippen das Wort »Tessa« formten, doch sie hörte nichts außer dem anwachsenden Heulen und Tosen des Winds, dem Klirren und Dröhnen von Metall …
»Halt!«
Ein silberhelles Licht wie von einem grellen Blitzschlag zuckte von der Kuppel herab, explodierte auf dem Boden und sprühte wie ein Feuerrad Funken in alle Richtungen. Der Sturm legte sich schlagartig und tauchte den Raum in eine unheimliche Stille, die förmlich in den Ohren dröhnte.
Ruckartig hob Cecily den Kopf. Auf dem kreisförmigen Gang entlang der Kuppelwand stand ein Mann in einem dunklen Maßanzug, ein Mann, den sie sofort erkannte.
Mortmain.
»Halt!«
Jetzt senkte sich Totenstille über den Raum. Tessa versuchte verzweifelt, sich loszureißen, sich aus den Metallarmen zu befreien, um in die Höhle zu laufen und herauszufinden, ob jemand von ihren Freunden, von ihren Lieben, verwundet oder gar getötet worden war. Doch genauso gut hätte sie auch gegen eine Wand ankämpfen können. Trotzdem trat sie wie wild um sich, als Mortmains Stimme erneut ertönte:
»Wo ist Miss Gray? Bring sie zu mir.«
Armers stieß ein grollendes Geräusch aus und setzte sich dann in Bewegung: Er hob Tessa an und trug sie aus der Nische in die Haupthöhle.
Hier herrschte das reinste Chaos. Die Automaten standen erstarrt da, den Blick zu ihrem Gebieter erhoben. Viele lagen zusammengekrümmt oder zerstückelt auf dem Boden, der mit einer glitschigen Mischung aus Öl und Blut bedeckt war.
In der Raummitte hatten sich die Schattenjäger und ihre Gefährten zu einem Kreis zusammengedrängt: Cyril kniete mit einem notdürftigen, blutigen Verband am Bein auf dem Steinboden. Daneben befand sich Henry, halb sitzend und halb liegend in Charlottes Armen. Er war bleich, so schrecklich bleich … Tessas Blick traf sich mit Wills, als er den Kopf hob und sie entdeckte. Ein bestürzter Ausdruck zeichnete sich auf seinem Gesicht ab und er wollte zu ihr stürmen, doch Jem hielt ihn am Ärmel zurück. Auch er starrte gebannt in ihre Richtung und schaute sie aus großen dunklen, entsetzten Augen an. Tessa zwang sich, den Blick von beiden abzuwenden und sich auf Mortmain zu konzentrieren.
Er stand auf dem Gang hoch über ihnen, die Hände auf das Geländer gestützt, wie ein Priester auf seiner Kanzel, und schaute grinsend hinab. »Miss Gray«, bemerkte er spöttisch. »Zu gütig von Ihnen, sich zu uns zu gesellen.«
Angewidert spuckte Tessa auf den Boden; sie schmeckte Blut, das von der Wunde auf ihrer Wange in ihren Mund gelaufen war.
Mortmain hob eine Augenbraue. »Setz sie ab«, befahl er Armers. »Aber halt sie an den Schultern fest.«
Der Dämon gehorchte mit einem leisen Lachen. Als Tessas Stiefel den Boden
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