Clockwork Princess: Chroniken der Schattenjäger (3) (German Edition)
gehorchen muss –, kann ich keine Hand an Sie legen. Aber sollte die Kraft des Engels je nachlassen, sollte seine Schutzwirkung je versagen, werde ich Sie mit meinen Metallklauen zerfetzen.«
Inzwischen befanden sie sich außerhalb des Kreises der Kämpfenden. Der Dämon trug Tessa in eine Nische, die zum Teil von einer Gesteinssäule verdeckt wurde.
»Dann tu es! Lieber sterbe ich durch deine Klauen als Mortmain zu heiraten.«
»Keine Sorge«, stieß Armers hervor. Und obwohl er ohne Atem sprach, empfand Tessa seine Worte wie ein heiseres Flüstern auf ihrer Haut, das ihr einen eisigen Schauer über den Rücken jagte. Kalte Metallfinger krallten sich wie Handschellen um ihre Arme, als er sie tiefer in die Schatten zog. »Ich werde dafür sorgen, dass beides geschieht.«
Cecily sah, wie ihr Bruder den Automaten zerstückelte, der Bruder Zachariah angegriffen hatte. Das Dröhnen des Metalls bei seinem Aufprall auf dem Boden schmerzte ihr in den Ohren. Dennoch wollte sie Will zu Hilfe eilen: Sie zog einen Dolch aus ihrem Waffengürtel … und taumelte vorwärts, als sich irgendetwas um ihr Fußgelenk schloss und sie aus dem Gleichgewicht brachte.
Mit Knien und Ellbogen traf sie auf dem Boden auf. Als sie sich herumwarf, sah sie, dass eine abgetrennte Automatenhand sie gepackt hatte. Schwarze Flüssigkeit pumpte aus den Schläuchen, die aus dem zerklüfteten Handgelenk herausragten, während sich die Metallfinger in ihre Kampfmontur krallten. Cecily wand sich hin und her und hackte wütend auf das Ding ein, bis die Finger sich öffneten und die Hand klirrend zu Boden fiel, wo sie wie eine verendende Krabbe noch ein paar Mal schwach zuckte.
Cecily stöhnte angewidert und rappelte sich auf, musste aber feststellen, dass sie Will und Bruder Zachariah aus den Augen verloren hatte. Ein wildes, chaotisches Gemenge tobte durch die Höhle. Schließlich entdeckte Cecily Gabriel – Rücken an Rücken mit seinem Bruder und einen Haufen toter Automaten vor ihren Füßen. Gabriels Montur war an der Schulter eingerissen und er blutete aus einer Wunde. Cyril lag zusammengekrümmt auf dem Boden. Sophie stand in seiner Nähe und schwang ihr Schwert wie einen Dreschflegel; ihre Narbe leuchtete rot auf ihrer blassen Haut. Den Hexenmeister konnte Cecily zunächst nicht sehen, aber sie entdeckte eine Spur blauer Funken in der Luft, die für gewöhnlich Magnus’ Anwesenheit verrieten. Und dann fiel ihr Blick auf Bridget, die mit blitzender Waffe wie ein roter Wirbelwind zwischen den kämpfenden Körpern der Klockwerk-Kreaturen auftauchte. Und zu ihren Füßen …
Cecily machte sich daran, sich einen Weg durch die Menge zu bahnen. Nach wenigen Metern warf sie ihren Dolch weg und griff sich eine langstielige Axt, die einer der Automaten verloren hatte. Die Axt war erstaunlich leicht und erzeugte ein befriedigendes Knirschen, als Cecily die Schneide in die Brust eines Dämons rammte, der die Klauen nach ihr ausstreckte. Der Aufprall ließ die Kreatur rückwärts taumeln und umkippen.
Im nächsten Moment sprang Cecily über einen lang gezogenen Haufen zertrümmerter Automaten, die fast alle zerstückelt waren und deren Gliedmaßen weit verstreut lagen – zweifellos die Quelle der abgetrennten Hand, die sich um ihr Fußgelenk gekrallt hatte. Am anderen Ende des Haufens stand Bridget und schlug abwechselnd nach links und nach rechts, um die Flut der Automaten zurückzudrängen, die sich auf Charlotte und Henry stürzen wollten. Bridget schenkte Cecily nur einen kurzen Blick, als diese an ihr vorbeistürmte und neben der Leiterin des Instituts auf die Knie sank.
»Charlotte«, wisperte Cecily.
Und Charlotte schaute auf. Ihr Gesicht war vor Schock kreidebleich, ihre Pupillen so geweitet, dass das Hellbraun ihrer Iris beinahe verschwunden schien. Sie hatte die Arme um Henry geschlungen, dessen Kopf haltlos gegen ihre schmächtige Schulter lehnte, und die Hände vor seiner Brust verschränkt. Sein Körper war völlig erschlafft.
»Charlotte«, sagte Cecily erneut. »Wir können diesen Kampf nicht gewinnen. Wir müssen uns zurückziehen.«
»Ich kann Henry nicht von hier fortbringen!«
»Charlotte, ihm … ihm ist nicht mehr zu helfen.«
»Nein, das stimmt nicht«, widersprach Charlotte wild. »Ich kann noch immer seinen Puls fühlen.«
Cecily streckte eine Hand aus. »Charlotte …«
»Ich bin nicht verrückt! Henry lebt noch! Er lebt und ich werde ihn nicht hier zurücklassen!«
»Charlotte, denk an das Baby«, drängte Cecily.
Weitere Kostenlose Bücher