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Clockwork Princess: Chroniken der Schattenjäger (3) (German Edition)

Clockwork Princess: Chroniken der Schattenjäger (3) (German Edition)

Titel: Clockwork Princess: Chroniken der Schattenjäger (3) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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könntest denken, ich würde damit irgendwelche Erwartungen an dich stellen. Erwartungen, die du als Stiller Bruder nicht erfüllen konntest.«
    Eine Weile stand Jem schweigend da. Tessa konnte das Schwappen des Flusses hören und den Verkehr in der Ferne. Sie hatte fast das Gefühl, den Zug der Wolken am Himmel wahrnehmen zu können. Jede Faser ihres Körpers schrie Jem förmlich zu, endlich etwas zu sagen, aber sie wartete, wartete geduldig ab, während sich das Wechselbad der Gefühle auf Jems Gesicht abzeichnete und er sich schließlich räusperte.
    »Als Bruder der Stille sieht man alles und nichts zugleich«, setzte Jem an. »Ich konnte die große Karte des Lebens vor mir ausgebreitet sehen. Ich konnte den Lauf der Welt sehen. Und das Leben der Menschen erschien mir zunehmend wie eine Art Passionsspiel, das in weiter Ferne aufgeführt wurde. Als die Stillen Brüder mir schließlich die Runenmale nahmen, als der Mantel der Bruderschaft von mir gehoben wurde, da hatte ich das Gefühl, aus einem langen Traum zu erwachen … oder als wäre eine Art Glasglocke um mich herum zerbrochen. Plötzlich konnte ich wieder etwas empfinden und die Gefühle stürmten alle gleichzeitig auf mich ein. All das Menschliche, das mir die Runen der Bruderschaft genommen hatten. Und die Tatsache, dass ich noch so viel Menschliches in mir hatte … das verdanke ich dir. Wenn ich dich nicht gehabt hätte, Tessa, wenn ich unsere jährlichen Treffen nicht als Anker und Licht in der Dunkelheit gehabt hätte…ich weiß nicht, ob ich dann noch in diese Welt hätte zurückkehren können«, sagte er. In seinen dunklen Augen funkelte nun ein helles Licht.
    Tessas Herz machte vor Freude einen Satz. Sie hatte in ihrem Leben nur zwei Männer geliebt und sie hätte nie gedacht, dass sie einen von beiden jemals wieder zu Gesicht bekommen würde . »Aber du bist zurückgekehrt«, flüsterte sie. »Und das ist ein Wunder. Und du erinnerst dich ja wohl, was ich dir einmal zum Thema Wunder gesagt habe.«
    Bei diesen Worten musste Jem erneut lächeln. »›Man hinterfragt schließlich keine Wunder oder beschwert sich darüber, dass sie nicht hundertprozentig den eigenen Wünschen entsprechen.‹ Vermutlich hast du recht. Ich wünschte, ich hätte schon früher zu dir zurückkommen können. Ich wünschte, ich wäre noch der Mann, der ich war, als du mich geliebt hast. Denn ich fürchte, die Jahre haben mich verändert und zu einem anderen Menschen gemacht.«
    Tessa musterte Jems Gesicht eindringlich. In der Ferne hörte sie den vorbeirauschenden Verkehr, doch hier am Ufer der Themse konnte sie sich fast vorstellen, dass sie wieder ein junges Mädchen war, dass wieder Rauch und Ruß in der Luft hingen und eine Dampflok über die Dover and Chatham Railway Bridge stampfte … »Die Zeit hat auch mich verändert«, sagte sie. »Ich bin erst Mutter und dann Großmutter geworden, habe den Tod meiner Liebsten erlebt und die Geburt neuer Familienmitglieder. Du hast vom Lauf der Welt gesprochen. Den habe ich ebenfalls gesehen. Wenn ich noch immer das Mädchen wäre, das du vor so vielen Jahren gekannt hast, hätte ich mit dir nicht so offen reden können wie gerade eben. Und ich hätte mich nicht getraut, dich nun zu fragen und um das zu bitten, worum ich dich jetzt bitten möchte.«
    Jem hob die Hand und umfasste Tessas Wange. Sie konnte in seinem Gesicht erkennen, wie er langsam Hoffnung schöpfte. »Und das wäre?«
    »Komm mit mir«, sagte Tessa. »Bleib bei mir. Sei einfach bei mir. Schau dir alles mit mir zusammen an. Ich habe die ganze Welt bereist und vieles gesehen, aber es gibt noch so viele Dinge, die ich gerne tun möchte – und mit niemandem lieber als mit dir. Zusammen mit dir, James Carstairs, würde ich überallhin gehen.«
    Sein Daumen strich behutsam über ihre Wange und Tessa spürte, wie ein Beben durch ihren Körper ging. Es war so lange her, dass jemand sie auf diese Weise angesehen hatte, als sei sie das größte Wunder auf Erden. Und sie wusste, dass sie Jem auf dieselbe Weise anschaute. »Es erscheint so unwirklich«, sagte er mit heiserer, rauer Stimme. »Ich liebe dich schon seit so langer Zeit. Wie kann das hier wahr sein?«
    »Dies hier ist eine der größten Wahrheiten meines Lebens«, erwiderte Tessa. »Wirst du mit mir kommen? Denn ich kann es kaum erwarten, die Welt mit dir zu teilen, Jem. Es gibt noch so vieles zu sehen.«
    Tessa war sich nicht sicher, wer von ihnen den anderen zuerst an sich zog, aber wenige Sekunden später lag

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