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Clockwork Princess: Chroniken der Schattenjäger (3) (German Edition)

Clockwork Princess: Chroniken der Schattenjäger (3) (German Edition)

Titel: Clockwork Princess: Chroniken der Schattenjäger (3) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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berührte Wills verheilende Hände behutsam mit dem Finger. »Gönn dir selbst auch etwas Ruhe.«
    Will fielen bereits die Augen zu, als Jem sich zum Gehen wandte; das Schließen der Tür hörte er schon nicht mehr. Irgendwo in einem der Korridore sang Bridget ein Lied. Ihre Stimme erhob sich klar über das Knistern des Feuers. Aber dieses Mal ärgerte sich Will nicht darüber; er empfand ihren Gesang eher wie eines der Wiegenlieder, die seine Mutter früher angestimmt hatte, um ihn in den Schlaf zu singen.
    »Was ist heller als die Sonne lacht?
Was ist dunkler als die finstre Nacht?
Was ist schärfer als die schärfste Axt?
Was noch weicher als geschmolznes Wachs?
    Die Wahrheit ist heller, als die Sonne lacht.
Die Lüge noch dunkler als die finstre Nacht.
Rache ist schärfer als die schärfste Axt.
Und Liebe weicher als geschmolznes Wachs.«
    »Ein Rätsellied«, murmelte Cecily schläfrig. »Die hab ich immer gemocht. Erinnerst du dich noch daran, dass Mam uns früher immer etwas vorgesungen hat?«
    »Nur vage«, räumte Will ein. Wenn er nicht so müde gewesen wäre, hätte er wahrscheinlich nicht einmal das eingestanden. Seine Mutter hatte ständig gesungen und das ganze Haus mit Musik erfüllt; sie hatte inmitten der Narzissen im Garten gesungen und sogar beim Spaziergang am weiten Ufer des Mawddach. Llawn yw’r coed o ddail a blode, llawn o goriad merch wyf inne. »Erinnerst du dich noch an das Meer?«, fragte er mit vor Erschöpfung schwerer Stimme. »An den See bei Tal-y-llyn? In ganz London findet man nichts, was so blau ist wie das Meer oder dieser See.«
    Er hörte, wie Cecily scharf die Luft einsog. »Selbstverständlich erinnere ich mich daran. Ich dachte, du hättest das vergessen.«
    Traumbilder zeichneten sich vor Wills geschlossenen Lidern ab; der Schlaf zog an ihm wie eine Strömung und trug ihn vom beleuchteten Ufer fort. »Ich glaube nicht, dass ich noch aus diesem Sessel herauskomme, Cecy«, murmelte er. »Ich denke, ich werde einfach hier einschlafen.«
    Cecilys Hand tastete nach seiner und schloss sich locker um seine Finger. »Dann bleib ich hier bei dir«, sagte sie und ihre Stimme verschmolz mit der Dünung aus Träumen und Schlaf, die ihn schließlich überkam und immer weiter in die Tiefe zog.
    Adressat: Gabriel und Gideon Lightwood
Absender: Konsul Josiah Wayland
    Der Empfang Eures Schreibens hat mich äußerst überrascht und ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie ich mich noch klarer hätte ausdrücken können. Ich erwarte von Euch, dass Ihr mir Einzelheiten aus Mrs Branwells Korrespondenz mit ihrer Verwandtschaft und möglichen Gönnern in Idris mitteilt. Dagegen hatte ich Euch nicht um eine Persiflage über die Putzmacherin dieser Frau gebeten. Ich interessiere mich weder für Charlotte Branwells Kleidungsstil noch für Eure tägliche Kost.
    Aus diesem Grund ersuche ich Euch eindringlich, mir einen Brief mit relevanten Informationen zu schicken. Ich hoffe inständig, dass Euer nächstes Schreiben zweier Nephilim würdig ist und weniger an das Gefasel zweier Narren erinnert!
    Im Namen des Erzengels
Konsul Wayland

8
    J ENE G LUT
    Man nennt sie hoffen – jene Glut!
Nichts ist sie als Begehrens Wut!
    E DGAR A LLAN P OE , »T AMERLAN «
    Tessa saß an ihrer Frisierkommode und bürstete sich mechanisch die Haare. Die Luft, die durch das Fenster hereinzog, war kühl und feucht und schien das Wasser der Themse mit sich zu führen – den Geruch von Eisen und städtischem Unrat. Diese Wetterlage sorgte dafür, dass sich Tessas dichte Locken an den Enden zusätzlich kräuselten. Aber ihre Gedanken galten nicht ihrem Haar; die einfache, sich wiederholende Bewegung des Bürstens erlaubte es ihr lediglich, einigermaßen die Ruhe zu bewahren.
    Vor ihrem inneren Auge sah sie wieder und wieder Jems schreckensbleiches Gesicht, während Charlotte Mortmains Brief vorlas, und Wills versengte Hände und die winzige Menge Yin Fen, die sie vom Boden hatte aufsammeln können.
    Sie sah Cecily, die die Arme um Will schlang, und Jems Schmerz, während er sich bei Will entschuldigte: Es tut mir leid. Es tut mir so leid.
    Diesen Anblick hatte sie nicht länger ertragen können. Will und Jem litten Qualen, alle beide – und sie liebte sie beide. Ihre Schmerzen wurden durch sie, Tessa, verursacht, denn sie war diejenige, die Mortmain wollte. Sie war der Grund dafür, dass Jems Yin-Fen -Vorräte sich dem Ende zuneigten, und auch der Grund für Wills Elend. Hilflos hatte sie auf dem Absatz

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