Clone Wars 3 - Keine Gefangenen
Aufseher am Fabriktor. Er war außergewöhnlich bleich, und einen Moment lang dachte Hallena, er wäre ein Albino. Aber er war nur sehr blond, was für Athar ungewöhnlich war. »Du da, mit dem roten Schal! Willst du in der Maschinenhalle arbeiten?«
Sie merkte, dass er auf sie zeigte. Sie hatte sich mit anderen Arbeitern in einer Reihe vor der Waffenfabrik aufgestellt. Es warteten noch viele andere vor den Toren auf Arbeit, die tageweise vergeben wurde.
Tolle Art, den Sicherheitscheck zu umgehen. Manche Diktaturen sind so herrlich dumm.
»Nein, Sir.« Das fiel ihr immer am schwersten: so zu tun, als wäre sie ehrerbietig. »Nur putzen. Haben Sie Arbeit für mich?«
Der graue Staub hatte sich wie feiner, schmutziger Schnee überall verteilt. Zumindest hatte sich der Wind gelegt.
»Wir haben immer Putzjobs«, sagte der Aufseher und trat, wie um seine Aussage zu unterstreichen, einen Haufen Sand in die Luft. »Besonders jetzt. Komm rein. Wo ist dein Ausweis?«
Hallena schob sich an den anderen vorbei, bis an den Anfang der Schlange, wobei sie mürrische und neidische Blicke auf sich zog, als wären ihr irgendwelche Privilegien gewährt worden. Als sie sich seitlich an zwei Männern vorbeidrängte – denk an deine Körpersprache, sei passiv, sei unterwürfig –, fing sie den Blick von einem der beiden auf, und sie erinnerte sich wieder. Es war wie eine Offenbarung. Sie sah in die Augen eines hungernden Mannes. Das war nicht wörtlich zu verstehen, denn er wirkte recht kräftig, aber wie ein Mann, der verzweifelt auf der Suche nach Arbeit war, die sie ihm vielleicht gerade vor der Nase weggeschnappt hatte. Der Mann begegnete ihrem Blick. Doch der Augenkontakt dauerte nur einen Herzschlag lang, noch nicht einmal eine Sekunde.
So einen Blick hatte sie auf Coruscant noch nie gesehen – noch nicht einmal annähernd. Plötzlich begriff sie, wer der eigentliche Feind war, mit dem sie es zu tun hatte. Und eine größere Angst bemächtigte sich ihrer, als wenn sie es mit Kriegsschiffen und Invasionen zu tun gehabt hätte; denn dieser Feind konnte nicht abgeschossen, ausgebombt oder an den Verhandlungstisch gebracht werden. Es war das Antlitz der Verzweiflung, der Angst und so grundlegender Bedürfnisse, dass die Leute dazu getrieben wurden, wirklich alles zu tun.
Hier kämpfen wir auf verlorenem Posten.
Das Land steht kurz vor einer Revolution. Kein Wunder, dass die Separatisten hier einmarschieren wollen. Ein Anstoß, ein Staatsstreich…
»Worauf zum Teufel wartest du noch?«, brüllte der Aufseher. »Willst du den Job oder nicht? Ich hab hier Hunderte, die liebend gern an deiner Stelle wären, Schätzchen.«
»Verzeihung, Sir.« Arroganter Barve. Ich hoffe, ich bekomme die Gelegenheit, dich abzuknallen… »Komme sofort, Sir.«
Hallena riss ihren Blick los und drängte sich durch die Wartenden. Sie hatte gar nicht bemerkt, dass sie sich so auffällig verhalten hatte. Der Augenkontakt hatte nur den Bruchteil einer Sekunde gedauert, in einer Gesellschaft, wo jeder darauf eingestellt war, zu beobachten und seinen Nachbarn zu denunzieren, um zu überleben, musste sie deutlich vorsichtiger sein.
Sie reichte dem Aufseher den gefälschten ID-Chip. Er nahm ihn, schob ihn in ein Kartenlesegerät und musterte die Anzeige. Es war nicht das erste Mal, dass ihr Leben auf Messers Schneide stand, und sie hoffte, ihre Tarnung würde nicht auffliegen, aber…
He, ich bin noch gar nicht hinter der feindlichen Linie. Ich bin hier mit Zustimmung und Wissen des Regenten. Warum habe ich also dieses komische. Gefühl?
Der Aufseher grinste, als er sich die Angaben durchlas. Bestimmt sah er gerade, dass sie im Gefängnis gesessen hatte. »Dann hast du also deine Lektion gelernt. Unruhestifterin?«
»Ich will einfach nur meine Arbeit tun und Essen auf dem Tisch haben«, erwiderte sie.
»Wenn mir auch nur einmal zu Ohren kommt, dass du hier die Leute aufwiegelst, werde ich dir höchstpersönlich die Kehle durchschneiden.«
Ja, das war das Schwierigste, wenn man undercover arbeitete. Es war nicht der Anblick einer auf einen gerichteten Blasterpistole. Auch nicht die Furcht, entdeckt zu werden und eines einsamen Todes zu sterben, ohne dass einer wusste, wer man eigentlich war und das auch noch so weit weg von zu Hause. Nein, am Unerträglichsten war es für Hallena Devis, sich auf die Lippe zu beißen, während so ein Stück Dreck ihre Intelligenz beleidigte und nicht sofort seinen gerechten Lohn dafür bekam, den er so sehr
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