Cloudbusters und die Stadt der Schläfer (German Edition)
Chong, „hatte er ein Minifernglas mit Restlichtverstärker. Die Dinger gibt’s nicht häufig. Mein Vater hat eins, aber das soll ich gar nicht wissen. Beinahe wär’s ihm aus der Tasche gefallen.“
Misstrauen breitet sich aus
Was die Schule betraf, war die Enthüllung des Familiengeheimnisses nicht so tragisch, wie Milli befürchtet hatte. Ungewohnt war nur, dass mit einem Mal jeder ihren Namen kannte. Sonst lag der Nachteil im Wesentlichen darin, dass sie ins Blickfeld einiger Lehrer geriet, von denen sie vorher verschont geblieben war.
Nach Philips Party machten vielerlei Gerüchte die Runde. Angeblich sei Ziggedorn „anonym“ ein Videofilm in die Hände gespielt worden, der seine betrunkene Tochter zeigte. Das löste eine Kette von Ereignissen aus. Philips Bruder wurde in eine Drogenklinik zwangseingewiesen, und zwei siebzehnjährige Schüler traten den freiwilligen Dienst als Lagerarbeiter bei Ziggedorn an. Philip Adam hielt sich plötzlich von Milli fern, und Lucretia fehlte zehn Tage lang und ging danach Milli aus dem Weg.
„Everyday is Good“, sang Patrice. Milli wippte mit den Füßen im Takt und starrte ihre Schreibtischunterlage an. Sie hätte eigentlich Mathe und Physik Aufgaben machen müssen. Aber einige Dinge gingen ihr nicht aus dem Kopf. Lola Ballarin, ihre Tanzlehrerin, litt wieder unter Migräne. Auch Frau Mehlhase war wieder krank. Und die Krankmeldungen in der Schule hatten wieder zugenommen. Das ging garantiert auf das Konto von Ziggedorns Lieferwagen.
Von Patrice hatte Milli plötzlich genug, sie legte die Kooks auf und tanzte zu dem Song Sway. Ihr Handy klingelte.
„Milli, wo bleibst du?“, sprach Ben.
Milli sah auf die Uhr. Oh Gott!
„Ich komme sofort!“
„Bei dir ist es tierisch laut!“
„Ja, ja - bin schon auf dem Weg!“ Milli drückte ihn weg. Sie packte ihre Mathesachen und stürzte die Treppe runter.
„Nicht schlecht!“, sagte Emma, als sie ihr in die Arme lief, „deine Musik meine ich.“
„Sorry, war bestimmt zu laut.“ Milli versuchte vergeblich, schuldbewusst zu gucken.
„Laut, aber gut. Was hast du vor?“
„Mathe üben. Wir treffen uns bei Chong. Ich bin spät dran.“
„Aha - dann sieh mal zu.“
Milli nahm den kleinen Pfad vorbei am Schuppen und versuchte, in einem bestimmten Takt zu gehen und gleichzeitig mit den Schultern zu kreisen. Das sah bestimmt total bescheuert aus, aber es machte Spaß. Vielleicht würde sie mal Komikerin werden …
„Wir haben schon angefangen“, sagte Anna steif und guckte links an Milli vorbei.
Milli sah sich verwundert um.
„Und - weil Ben hier schon die ganze Zeit eine Einmannshow abzieht“, fuhr Anna geziert fort, „schlage ich vor, dass wir uns jetzt zu Pin-Mei in die Küche verziehen und Kekse ranschaffen.“
Ben fasste sich an eine Stelle am Kopf, wo ein roter Pickel war und sah Anna verständnislos an.
„Du wolltest unbedingt mit Mathe anfangen“, sagte Chong lachend.
„Aber nicht so“, entgegnete sie schroff und zog ein Gesicht mit herunterhängendem Mund und halb geschlossenen Augen.
„Ach - leck mich - ich hol Kekse“, knurrte Chong und ging.
Milli schlug das Heft mit den Übungsaufgaben auf.
„Wir müssen was gegen den abscheulichen Lieferwagen tun“, begann Anna plötzlich, „wozu haben wir diese Superwaffe?“
Ben lachte und schlug seinen Hefter wieder zu. „Und ich dachte schon, du hast deine Tage.“
„Was geht dich meine Periode an“, fauchte Anna zurück.
Chong kam mit zwei Packungen Biohaferkeksen zurück und legte sie in die Mitte.
„Eine Person legt in jeder Sekunde zwei Meter zurück“, las Milli vor, „wie lautet die Funktion, die den gesamten Weg y in Abhängigkeit von der Zeit x in -“
„Lass das!“, fiel ihr Anna ins Wort, „ich meine es ernst, wirklich ernst!“
Milli sah sie überrascht an. Ihr kam der Gedanke, dass alles, was Anna im Moment tat, irgendwas mit Nouri zu tun hatte.
„Na gut, dann unternehmen wir was dagegen“, erwiderte sie.
Anna sprang auf. Ihre Augen glühten. „Wann?“
Niemand antwortete. Ben rieb sich mit offenem Mund die Stirn. Chong knisterte an der Packung Kekse herum und stopfte sich einen ganzen in den Mund. Anna betrachtete ihn unzufrieden.
„Wir greifen an“, sprach Chong mit vollem Mund. „Wir müssen eine Stelle finden, wo der Angriff am günstigsten ist … wo wir einen Schuss abfeuern und dann schnell wieder abhauen können.“
„Ich habe den Van auch tagsüber am Dorfplatz und am Gemeindehaus
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