Cloudbusters und die Stadt der Schläfer (German Edition)
abwegig, um nicht wahr zu sein.
„Was hätte ich tun sollen“, knurrte Chong, „sie rief um Hilfe.“
„Gerufen ist noch milde ausgedrückt“, sagte Anna spitz. „Die hat gequietscht wie eine Klistierspritze. Hast du dich jemals gefragt, wie sie da überhaupt rein gekommen ist?“
Chong lächelte säuerlich.
An Milli und Ben gewandt erzählte Anna weiter. „Ich konnte nämlich durch die Scheibe alles beobachten. Chong war wieder auf dem Weg zu uns zurück. Er wankte wie eine Hochseeboje. Da ist sie einfach in den Pool gesprungen und hat zu schreien angefangen.“
„Du meinst -“, Milli sah abwechselnd Anna und Chong an, „Chong hat sie im Gästehaus sitzen lassen?“
„Ganz genau“, erläuterte Anna mit ernster Miene. „Er hat sie da einfach sitzen lassen, mutterseelenallein vor dem heißen Infrarotkamin. Lucretia behauptet aber, dass er sie ins Wasser gestoßen hat.“
„Hä? Warum sollte er das tun?“
„Angeblich … weil sie nichts von ihm wollte.“
Milli sah Chong entgeistert an.
„Ich kann mich an nichts erinnern.“ Chong steckte die Hände in die Taschen und betrachtete den Himmel.
„Da siehst du mal“, sagte Anna pikiert, „er spielt den Kavalier. Ich habe aber zufällig gesehen, dass sie selbst rein gesprungen ist. Wenn Chong sie gestoßen hat, dann bin Rumpelstilzchen.“
Milli wusste nicht, ob sie lachen oder weinen sollte. Chong tat ihr plötzlich leid. Die Hochstimmung der letzten Minuten war verflogen.
„Und was wurde aus der Party?“, fragte Ben.
„Nach dem eisigen Bad konnte Chong wieder gerade gehen, da -“
„Diana Schwert, diese seltsame Hausdame“, fiel Chong Anna ins Wort, „hat uns in Bademäntel gesteckt und den Infrarotofen im Wohnzimmer angemacht. Ich kann mich noch an das Schaffell erinnern, auf dem ich dann saß … und an Annas grimmigen Blick.“
Alle, außer Anna, lachten.
„Wie ein Tanzäffchen hat sie sich an ihn gehängt“, entfuhr es Anna, „und er hat es sich gefallen lassen.“
„Die Sache ist gegessen“, verkündete Chong mit ausdrucksloser Miene.
„Für dich vielleicht schon“, sagte Anna mit Nachdruck, „aber für Lucretia noch lange nicht. Sie wird diese Schlappe nicht einfach einstecken. Darauf kannst du wetten. Sie ist gewohnt, zu kriegen, was sie will.“
Chong grinste und antwortete: „Wenn ich ein alter Knacker wäre, würde ich jetzt sagen: sie ist ja noch im lernfähigen Alter.“ Seine Augen blitzten. „Denn, was mich angeht, ist die Geschichte beendet.“
Anna war überrascht; ihr Lächeln wirkte skeptisch.
„Und Lucretias Eltern … haben die nichts gesagt?“, wollte Milli wissen.
„Die waren verreist“, antwortete Anna mit einem Seitenblick auf Chong.
„Habt ihr schon eure Schuhe in Augenschein genommen“, wechselte er galant das Thema mit Blick auf seine verdreckten Turnschuhe, während er versuchte, zumindest einen Teil des Matsches an einem Grasbüschel abzuwischen. „Zum Glück kann ich meine in die Waschmaschine stecken.“
„Jetzt verstehe ich auch, warum sich Lucretia dir gegenüber so affektiert benimmt“, kam Milli ohne Umschweife aufs Thema zurück. „Die ist in dich verknallt.“
Chong heulte auf wie ein Wolf und blieb abrupt stehen. „Ihr denkt, dass ihr alles wisst“, sagte er und machte Milli mit einem seltsamen Griff manövrierunfähig, als sie versuchte, ihn weiterzuschieben. „Lucretia verknallt sich nicht einfach so. Anna müsste das eigentlich wissen. Lucretia denkt, dass sie gut aussieht und vielleicht tut sie es auch, der Rest ist eine reine Machtfrage.“
Milli versuchte sich zu befreien, konnte sich aber kaum bewegen. „Hey Chong, du bist im Vorteil. Ich kann kein Kung Fu.“
„Das ist kein Kung Fu!“ Er lachte und ließ sie los.
„Du bist ganz schön selbstsicher, was?“
„Wäre das schlimm?“, fragte er zurück.
Milli stieß ein Schnaufen aus. „Du willst dir nix von Mädchen sagen lassen, nicht wahr?“
Chong hob einen Stock vom Boden und stocherte im Sand herum. „Was wollt ihr? Erst geht mir Anna auf die Nerven und jetzt du.“ Er sah sie herausfordernd an. „Die Sache ist viel simpler, als du - als ihr beiden denkt. Lucretia Ziggedorn versucht sich in mein Leben zu drängen, da hat sie aber nichts zu suchen. Ich bestimme, was mich beschäftigt oder nicht beschäftigt … und nicht du oder Anna oder sonst wer … ist das so schwer zu verstehen?“
Milli schluckte. Für eine Sekunde verstand sie, warum Lucretia sich an Chong die Zähne ausbiss. Er
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