Cloudbusters und die Stadt der Schläfer (German Edition)
- so was haben wir im Übungsraum … sonst brauchen wir nur noch eine kleine Aluleiter.“
Milli stellte sich ans Tor und geriet ins Staunen. Dieser hintere Teil war bizarr. Nichts erinnerte an die Sachlichkeit des Haupeinganges mit dem rechtwinkligen Parkplatz davor. Drei alte Eichen überschatteten das Gelände. Irgendwo stand ein alter rostiger Pflug herum, genauso wie andere verrostende Gerätschaften, einige mit Efeu überwuchert. Vor dem alten Ziegelsteingebäude standen märchenhafte Statuen und gewaltige, seltsam geformte Behälter aus Stein. Ein Ort der Vergangenheit – außer den Ytongsteinen, dem Bauschutt und einem notdürftig errichteten Schuppen gehörte nichts der modernen Welt an. Mit Ziggedorns HiTech-Image, den modernen Laboratorien, PVC-Böden und den sachlichen Gebäudefassaden hatte das nichts mehr zu tun.
„Was ist das für ein Typ – dieser Ziggedorn?“, sagte Milli irritiert. „Vorn Beton und dahinter Fantasia mit Trollfiguren und Elfen aus Stein. Ich verstehe das nicht.“
„Vielleicht ist er gar nicht so schrecklich, wie wir von ihm denken“, sagte Anna und kicherte nervös.
Chong stieß einen Laut der Entrüstung aus. „Quatsch, der gehört garantiert einer mittelalterlichen Sekte an.“ Er betrachtete die Ornamente am Eisentor. „So reiche Knacker stehen auf Geheimnisse, dröge Hierarchien und Macht … sonst kriegen sie keinen mehr hoch.“
„Was?“
Chong warf Milli einen ironischen Blick zu.
„Oh nein!“ Anna ließ das Tor los, als wäre es elektrisch geladen und trat zwei Schritte zurück. „Guckt da bloß nicht hin“, flüsterte sie. „Da oben in der Ecke ist eine Kamera … und auf der anderen Seite noch eine.“
Alle guckten, wie auf Kommando, wohin sie nicht gucken sollten. An den Ecken des Backsteingebäudes waren tatsächlich Kameras.
„Neiiiin! Nicht hinsehen!“ Anna und floh hinter die Mauer.
Chong brach in Gelächter aus. Er drehte sich im Kreis, hüpfte ein paar mal hoch und runter und winkte in die Kameras. „Red keinen Quatsch. Hier kann jeder stehen und gucken! Wir sind auf dem Trampelpfad, der gehört nicht zu Ziggedorns Privatbesitz.“
„Und Schäferhunde, wie die Leute behaupten, sind hier auch keine“, sagte Milli und zog eine Grimasse für die Kamera.
„Die werden erst nachts raus gelassen“, kam es leise von Anna.
Milli nahm noch einmal das Tor in Augenschein. Es war ausgesprochen prächtig und durch die messerscharfen Verzierungen zugleich auch gefährlich. Jemand, der sich ein so großartiges Tor anschafft, will es auch vorführen und benutzen. Warum lag es so versteckt nach hinten raus?
„Vielleicht werden hier nachts unauffällig Sachen raus geschafft“, sagte sie. „Giftiger Müll, geheime Technologie, genmanipuliertes Material, verwirrte Versuchspersonen oder entstellte Tierleichen. Oder hier finden irgendwo heimliche Treffen statt.“
Annas Augen weiteten sich vor Entsetzen.
„Eine machtgeile, geheime Altmännersekte“, sagte Chong mit einem hämischen Grinsen.
Ben hielt sein Gesicht ans Tor gepresst und versuchte offensichtlich, aus diesem Winkel etwas auf dem hinteren Fabrikgelände zu erkennen.
„Das erstaunliche dabei ist“, sagte er plötzlich, „das Ziggedorn hier noch die alten schwarz-weiß Kameras installiert hat. Es sind übrigens drei Kameras.“ Er zog ein aufklappbares Fernglas aus der Jackentasche. „Und was noch merkwürdiger ist: zwei sind bloß Attrappen.“
Ben drehte sich um und blickte in drei erstaunte Gesichter. Er nahm die Brille ab und drehte am Zoom. „Im Ernst - Attrappen.“
Chong trat zu ihm. „Und du bist dir da ganz sicher?“
„Hundert pro!“ Ben deutete auf die Kameras. „Schau mal genau hin: selbst wenn sie echt wären, würden sie den Bereich am Tor bis zum Ytonghaufen nicht erfassen.“
Anna und Milli traten nun auch ans Tor. Alle folgten Bens Blick.
„Denkt ihr auch, was ich denke?“, fragte Chong.
„Du meinst, wir sollten so eine Chance nutzen.“
„Ja. Und zwar möglichst schnell. Ziggedorn ist ein Kontrollfreak. Vielleicht installiert er bald neue.“
Anna starrte Chong begriffsstutzig an.
„Du denkst, die Attrappen sind da nur vorübergehend um abzuschrecken“, sagte Milli.
Chong nickte.
„Glaube ich nicht“, versetzte Ben. „Das sind alte schwarz-weiß Attrappen. Jeder weiß, wie man die außer Gefecht setzt. Man strahlt sie mit einer Infrarotlampe an, dann sind sie geblendet und zeichnen nicht mehr auf.“
„Dann fühlt sich Ziggedorn in
Weitere Kostenlose Bücher