Cloudbusters und die Stadt der Schläfer (German Edition)
betreiben. Mit Hilfe der Hausbar.“ Anna schüttelte sich und verzog das Gesicht, als hätte sie in einen sauren Apfel gebissen. „Sie haben dann ihre Ergebnisse im Selbstversuch getestet. Chong war so was von knülle, er konnte kaum noch gehen.“
„Ich habe nur Goji-Schnaps probiert“, protestierte Chong. „Der ist tierisch gesund.“
Anna verdrehte ihre Augen und stöhnte: „Gojibeeren sind gesund, aber der Schnaps doch nicht“, und an Milli gewandt, „das sind die kleinen roten Beeren, die Chongs Mutter bei sich im Garten züchtet. Wolfsbeeren auf Deutsch - wir essen die meistens getrocknet.“
Chong nuschelte etwas in seinen Bart und sah schuldbewusst zu Anna rüber.
„Trotzdem“, sagte Anna und blieb stehen. Sie strich sich ein paar Fussel von der Jacke und machte eine dramatische Gebärde. „Oh ja - ich sehe es noch vor mir - die Jungs völlig besoffen - Lucretia taucht auf - das Drama beginnt.“
„Ich war hinüber, ich hatte den totalen Blackout“, sagte Chong lustlos, während er den graublauen Himmel betrachtete.
„Ja, ja, ja!“, fuhr Anna spöttisch fort, und man sah ihr an, dass sie nicht viel von Chongs Ansage hielt. „Lucretias Plan ging nicht ganz auf. Sie hatte Chong vom Gästehaus erzählt, weil sie dort mit ihm allein sein wollte – ist doch klar - Lukas Jahn war nicht eingeplant, also musste sie improvisieren.“
Milli bedachte Chong mit einem Blick voller Zweifel und fragte: „Lucretia wollte mit Chong allein sein, so richtig geplant?“
„Ja, so ist sie – Lucretia überlässt nie was dem Zufall.“
„Das ist Annas Theorie“, sagte Chong und behielt sie misstrauisch im Auge.
„Du hättest besser aufpassen sollen“, sagte Anna ernst. „Du unterschätzt Lucretia.“
Für einen Moment wurden sie abgelenkt. Zwei Nebelkrähen stritten sich mit großem Radau um ein Stück Müll.
„Und dann - was ist dann passiert?“
„Julia - meine Freundin Julia Hutter – sie sitzt in der Schule neben mir – trat auf den Plan. Lucretia überredete Julia, Lukas von dort weglocken. Sie wusste, dass er eine Schwäche für sie hat. Julia musste sich nicht besonders anstrengen, und so nahm das Verhängnis seinen Lauf“, trällerte Anna mit dem Ausdruck einer großen Tragödin.
Milli machte große Augen und betrachtete Chong mit gesteigertem Interesse.
„Es ist überhaupt nichts passiert“, hielt Chong ärgerlich dagegen.
„Wie willst du das wissen, wenn du einen Blackout hattest?“, sagte Anna schnippisch.
Chong war genervt, in den Augen ein gefährliches Glimmen, stieß er einen unterdrücken Fluch aus
„So gar nichts … kann nicht sein“, bohrte Anna weiter. „Du hast mir erzählt, dass es im Gästehaus einen Infrarotkamin gibt, der auf den ersten Blick wie echtes Feuer aussieht.“
„Der war aber schon an, als Lukas und ich reinkamen.“
„Davon rede ich doch du Dödel!“ Anna schrie beinahe vor Eifer. „Jemand muss den vorher angemacht haben. Alles war geplant. Die coole Schnapsbar, die nette Atmosphäre, die Kissen vor dem Kamin … zu viel Wunderbares auf einmal; das macht sich nicht von allein.“
„Wir wollten doch nur gucken -“, Chong stieß einen Schrei aus und landete auf dem Hosenboden im Matsch. „Verflixt, ihr bringt mich noch völlig aus dem Takt.“ Er grunzte und sprang wieder auf die Beine.
„Wie auch immer …“ Anna schloss kopfschüttelnd die Augen als sich ihr Blick an Chongs schmutziger Hose verfing. „Kurze Zeit später fand man Chong im Swimmingpool“, fuhr sie fort, „komplett angezogen und bester Laune trotz der Kälte. Es war ja immerhin Januar.“
„Krass“, sagte Ben, „für mich wäre das der sichere Tod.“
„Nicht, wenn du so besoffen bist“, meinte Anna.
Auf Millis Gesicht malte sich Erstaunen. Halb belustig, halb bestürzt musterte sie Chong.
„Mich wundert bloß, dass die im Januar noch Wasser im Becken hatten“, murmelte Ben.
„Wegen eines Konstruktionsfehlers. Der Wasserdruck hinderte eine Wand am einstürzen. Im Frühling sollte es repariert werden“, gab Chong hastig zur Antwort, ehe er den Blick auf den Boden senkte.
„Also gut - unser Freund Chong war nicht allein im Pool … in seinen Armen lag Lucretia. Er trug sie heldenhaft zum Beckenrand - diese kleine hinterlistige Kuh. Sie hat gezittert wie Espenlaub und so getan, als wäre sie von der Titanic ins Eismeer gestürzt - und Chong Dachs ihr edelmütiger Retter.“
Milli klatschte vor Entzücken in die Hände. Die Geschichte war einfach zu
Weitere Kostenlose Bücher