Cloudbusters und die Stadt der Schläfer (German Edition)
Mutter ist nicht eingesperrt, sie kann sich frei bewegen“, erwiderte Milli fassungslos, „ … und ob ich verrückt bin? Was denkst du denn?“
Maria sah auf und begegnete Millis Blick.
„Es ist grausam, wenn jemand aus der Familie ohne ein Wort verschwindet. Kinder, die noch beide Eltern haben, verstehen uns nicht“, sagte sie mit gebrochener Stimme und brach ab, als mehrere Schüler reinkamen.
Milli schwang ihren Hintern vom Tisch.
„Vielleicht hat du Recht. Wir könnten mal in Ruhe darüber reden.“
„Du hast da was im Gesicht.“
„Jaah, ich weiß“, entgegnete Milli und ging an ihren Platz.
Natürlich war es nur eine Frage der Zeit, dass Lucretia mehr über sie raus finden würde, aber so schnell hatte sie nicht damit gerechnet. Konnte sie überhaupt etwas damit anfangen? Und dann die geschlossene Abteilung … gab es die in der Klinik? Milli wusste es nicht. Sicher war nur, dass Lucretia ihr schaden wollte. Hatte sie einen Plan?
Die Klasse füllte sich. Milli kam es so vor, als ob ein paar Mitschüler sie verstohlen beobachteten. Am liebsten wäre sie jetzt allein, um über das Gespräch mit Maria nachzudenken. So zog sie ihr Handy aus der Tasche und tat so, als sei sie damit beschäftigt, damit keiner sie ansprach. Plötzlich tippte ihr jemand von hinten auf die Schulter. Milli dachte an Ben, aber es war Philip.
„Alles okay mit dir?“, fragte er mit einem Gesicht zwischen Besorgnis und Beklommenheit.
„Ja.“
„Tut das weh“, fragte er und betrachtete ihre Schramme.
„Nein“, antwortete sie. „Und da du weiterfragen wirst, wenn ich es dir nicht sage - es war ein Fahrradsturz.“
Philip drehte Bens Stuhl um, setzte sich drauf und lächelte angestrengt, wobei er sie unausgesetzt ansah. Diese Anglotzmasche … denkt er, dass er mich damit verunsichern kann? Milli seufzte und bearbeitete weiter stur ihr Handy. Aber er blieb sitzen.
„Übrigens“, sagte sie nervös, „Ben kommt heute noch.“
„Schon gut - ich geh ja gleich“, antwortete er beleidigt.
Dann hatte sie genug. Sie legte sie ihr Handy auf den Tisch und sagte: „Was ist los?“
„Ähm … das mit deiner Mutter“, fing er zaghaft an, „man erbt nicht alles von seinen Eltern ...“
„Und da bist du dir sicher?“
Philip nickte heftig. „Meine Oma zum Beispiel hat ganz hässliche Beine - Krampfadern mit blauen Knubbeln und so. Aber meine Mutter hat das nicht geerbt.“
„Hat sie wahrscheinlich übersprungen, so was kommt vor. Dann bleibt es gewiss an dir hängen“, erwiderte Milli kühl.
Frau Breit hatte das Klassenzimmer betreten. Anna kam direkt hinter ihr in die Klasse gehetzt. Ihr Kopf war knallrot, aber ihr Gesicht strahlte. Milli fiel ein Stein vom Herzen.
„Wo sind die Jungs?“, tuschelte Anna im Vorbeigehen.
Milli hielt sie am Arm fest. „Wir müssen reden. Chong hat verschlafen und Ben? Keine Ahnung.“
Philip stand auf und zog beleidigt ab.
In der Pause berichtete Milli von Lucretias Gemeinheiten.
„Kümmere dich nicht darum“, versuchte Anna, sie zu beruhigen, „Lucretia ist ein Aas, es macht ihr Freude, andere zu piesacken. Wenn sie sieht, dass es dich kalt lässt, hört sie auch wieder auf.“
„Sehr beruhigend“, seufzte Milli. „Ich will bloß nicht, dass meine Mutter Stress kriegt.“
„Ich glaube, Lucretia will nur dich treffen“, sagte Anna. Sie winkte plötzlich in Richtung Springbrunnen. Ben kam angelaufen.
„Na ihr beiden“, er sah sich suchend um.
„Chong hat verschlafen“, klärte Milli ihn auf.
Ben nickte gähnend und betrachtete ihre Schramme.
„Nicht nur die Schramme“, brummte Milli und sie zählte Hände, Schulter, Knie und Waden auf. Überall hatte sie blaue Flecke und andere kleine Probleme.
„Ich hab auch was abgekriegt“, sagte Anna und hielt ihren rechten Fuß nach oben. „Am schlimmsten hat es mich am Knöchel getroffen. Der Rest ist nur halb so wild.“
„Tut mir leid“, sagte Ben, „dafür habe ich kaum geschlafen - bin noch mal Ziggedorns Dateien durchgegangen, die ich im Van runter geladen habe. Hoch interessant. Ziggedorn hat einen großen Deal laufen. Ich sage euch, bis Oktober -“, er brach mitten im Satz ab, weil sie Gesellschaft bekamen. Irma Pietsch war im Anmarsch. Sie hatte Julia Hutter und Lukas Jahn im Schlepptau.
„Also ehrlich, Milli!“, rief Irma schon von weitem, „ich glaube einfach nicht, dass es jemanden gibt, der eine noch durchgeknalltere Mutter hat als ich!“ Sie lachte übermütig und hakte sich bei
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