Cloudbusters und die Stadt der Schläfer (German Edition)
weiteten sich vor Entsetzten, „du hast doch nichts Unüberlegtes getan?“
Wieder trat Stille ein.
Milli räusperte sich. „Mach es nicht so spannend, Chong.“
„Ich war noch bei Hardys Hütte“, begann er, „weil da nachts -“
„Wo?“, fragte Ben mit großem Interesse, „eine Hütte?“
„Hardys Hütte ist so eine Art Treffpunkt für Rocker geworden“, sagte Anna schnell, „aber eigentlich ist es ein Autohof mit Autowerkstatt, nur etwas kleiner. Da essen und übernachten Fernfahrer, die auf der Durchreise sind. Es liegt außerhalb von Koppelitz, in der Nähe der Autobahn.“
„Drei Kilometer von Koppelitz entfernt“, beschrieb Chong es genauer. „Hardys Hütte ist so eine Art Westernsaloon, da gibt’s Billardtische, eine Bühne und eine Menge Spielautomaten für Zocker mit kleinem Geld. Da hängen die seltsamsten Typen rum, auch Rocker.“
Anna bekam jenen typischen krittelnden Blick, wie ihn Katzen haben, wenn sich ihre Nasen kräuseln. Sie knallte ihre halbvolle Colaflasche mit so viel Wucht auf den Tisch, dass es oben raus spritzte.
„Das ist überhaupt nicht lustig!“, fuhr sie Chong an. „Diese Kerle sind gefährlich. Außerdem verkehrt dort die Russenmafia und so was wie einen illegalen Puff soll’s da auch geben.“
Chong gab sich zerknirscht. „Sei nicht sauer, ich mache keine Geschäfte mit der Mafia. Das Gewitter hat mich auf die Idee gebracht, die Waffe an den Spielautomaten auszuprobieren.“
„Oh Chong!“ Anna legte ihr Gesicht in die Hand. „Wie kannst du nur!“
„Nun lass mich doch mal ausreden.“ Chong nahm einen kräftigen Schluck aus seinem Glas. „Niemand ist zu Schaden gekommen und solche Automaten sind immer versichert.“
„Aber einige von diesen tätowierten Paschas kennen dich … wenn dich jemand erkannt hat!“
Milli und Ben sahen bestürzt auf Chong.
„Verdammt noch mal, Anna!“, Chongs Stimme hatte nun einen grollenden Unterton angenommen. „Einige von denen kennen auch dich – na und! Es war dunkel, außerdem musste ich nicht rein gehen, so ein Strahlenimpuls geht durch jede Mauer hindurch, wir hatten -“
„Einen Moment mal“, schnitt Anna ihm energisch das Wort ab und wandte sich an Milli und Ben, „damit ihr’s auch kapiert. Wenn es Probleme gibt, spielt Chongs Vater den Vermittler zwischen den Rockern und der Polizei und den Behörden, weil ihn die meisten Häuptlinge dieser Clubs kennen und akzeptieren.“
Milli staunte nicht schlecht. Was da alles so nebenbei ans Licht kam. Aber wenn Chongs Vater vorher bei der Polizei war, dann war er ein Profi mit entsprechender Ausbildung, sonst könnte er so was sicher nicht machen.
„Ich würde gern mal die ganze Geschichte hören“, drängte sie und warf Anna einen reumütigen Blick zu.
„Ich auch“, beteuerte Ben.
„Pffft!“ Anna und bekam einen schnippischen Gesichtsausdruck. Sie lehnte sich mit verschränkten Armen in ihrem Stuhl zurück und presste die Lippen zusammen.
„Ich dachte, wenn es blitzt und donnert, dann würde sich niemand wundern, wenn die Automaten futsch gehen“, sagte Chong hastig, um Anna keine Chance zu geben, ihn noch mal zu unterbrechen. „Jeder würde es für einen Blitzschlag halten. Ich habe den Koffer zwischen zwei parkende Autos gestellt und ihn auf die Brandwand gerichtet - die Wand, wo die meisten Automaten stehen, hat keine Fenster. Dann habe ich den Strahl auf Streuung und sieben Sekunden eingestellt, dann ist er nicht mehr so konzentriert und verteilt sich über ein größeres Gebiet. Mit der Fernbedienung bin ich dann ins Dunkel zwischen die Bäume gegangen und habe auf den nächsten Blitz gewartet.“ Chongs Augen funkelten. „Und dann zack – warten, warten, warten - und danach Stille und Dunkelheit.“
„Was ist, wenn jemand die Strahlung gesehen hat?“
Chong sah Anna an, als wäre sie nicht ganz richtig im Kopf.
„Wie denn? Elektromagnetische Strahlung sieht man nur in Form von Licht – alle anderen Frequenzen kann das Auge nicht wahrnehmen.“
„Aber woher willst du wissen, ob du überhaupt geschossen hast?“
„Weil auf der Digitalanzeige der Fernbedienung eine Eins stand.“
Anna starrte ihn sprachlos an.
„Und was ist dann passiert?“, fragte Milli.
„Erstmal nichts. Dann kamen sie raus und haben gerufen: ein Blitz – ein Blitz hat eingeschlagen, oder so.“ Chong lachte laut. „Das war mächtig. Ich hab nicht alles gehört, weil ich den Koffer in Sicherheit bringen musste. Aber im Dunkeln habe ich noch ein
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