Cloudbusters und die Stadt der Schläfer (German Edition)
Lagebesprechung, weil sie eine Sache nicht bedacht hatten: Freitag war der Start ins Wochenende. Das schöne Wetter hatte die Leute auf die Straße gelockt, überall wurde gegrillt und gefeiert.
„Solange bei der Mondstein keine Gartenparty steigt …“, meinte Ben.
Chong sah auf die Uhr: „Wir müssen uns beeilen. Handys habt ihr dabei?“
Milli und Anna nickten.
Anna trug eine Brille aus Fensterglas mit auffällig schwarzem Rahmen und perlmuttartigen Verzierungen und Milli zu ihrer hellen Perücke mit dem langen Pony eine grüne Sonnenbrille, die ihre Sicht zwar einschränkte, aber cool aussah.
Chong warf einen letzten Blick auf das Paket auf seinem Gepäckträger. Die Waffe steckte immer noch in der karierten Fieberglastasche und war sorgfältig mit zwei Ledergürteln festgeschnallt.
„Gut“, sagte er, „dann trennen wir uns hier. Sobald wir einen guten Platz gefunden haben, rufen wir euch an. Und nach der Aktion treffen wir uns an unserer Mauer am Koppelitzer See.“
Als Milli und Anna den Edeka-Parkplatz erreichten, stellten sie enttäuscht fest, dass Ziggedorns Lieferwagen nicht da war.
„Und jetzt?“
Milli nahm ihre Sonnenbrille ab und inspizierte die Straße und das Haus von Tatjana Mondstein. Im oberen Stockwerk brannte Licht. „Weiß nicht“, antwortete sie langsam, „wir warten.“
Sie standen eine Weile unschlüssig herum und beschlossen, ihre Fahrräder am Hintereingang von Edeka abzustellen, so dass sie im Notfall über die Parallelstraße fliehen konnten.
„Hier wird irgendwo gefeiert“, sagte Milli und lauschte, „bei der Hexe aber nicht.“
Anna öffnete ihren Rucksack und holte Weinflasche und Zigaretten raus. „Von mir aus kann’s losgehen.“
Sie liefen zum Parkplatz und sahen zu ihrer Bestürzung, dass ein knutschendes Paar auf der Bank unter den Haselmussbüschen saß, auf die sie sich eigentlich hatten setzen wollen. Sie überlegten nicht lange und ließen sich auf dem Kantstein dem Pärchen gegenüber nieder. Anna nahm einen großen Schluck aus der Weinflasche und rülpste laut. Sie fingen an zu kicherten und tuschelten, während sie unausgesetzt das Paar anstarrten.
„Ich nenne dich ab jetzt Maria“, flüsterte Anna und gab Milli die Flasche.
„Danke Eva!“, rief Milli und nahm einen Schluck.
Das Paar hatte sie bemerkt und blickte verunsichert in ihre Richtung.
„Guck mal Eva - ist das nicht die Bank, auf die Kevin immer pisst, wenn er hier rumrandaliert!“, brüllte Milli über den Platz und setzte wieder die Flasche an, während sie das Pärchen erbarmungslos durch ihre Sonnenbrille anstarrte.
Die Frau war inzwischen aufgestanden und sprach leise auf ihren Gefährten ein. Der erhob sich nun auch und sah sie verächtlich an. Sie gingen.
„Juhu!“, Anna schüttelte ihre künstlichen Haare und stürzte sich auf die Bank.
Milli steckte sich eine Zigarette an und nahm einen Zug. „Verflucht!“, keuchte sie und ließ die Zigarette fallen.
„Pass auf …“, Anna hielt eine Zigarette in die Luft und zündete sie demonstrativ an. „Professionelles Scheinrauchen. Du darfst den Rauch nicht in die Lunge lassen“, sie stieß den Rauch aus der Nase aus. „So geht’s auch ohne Lungenzug.“
Das sah in der Tat echt aus. Milli nahm einen Schluck Cidre, um den schlechten Geschmack zu übertönen und machte einen zweiten Versuch. Wieder der Husten, aber es lief schon besser.
Nur einen Augenblick später rollte der Lieferwagen beinahe lautlos an ihnen vorbei. Er wendete in der Edeka-Einfahrt und hielt dann außerhalb des Lichtkreises, den die Laterne warf, zwischen zwei Grundstücken. Bis zu Tatjana Mondsteins Gartenpforte waren es nur ein paar Meter.
„Jetzt geht’s los“, keuchte Anna und stieß Zigarettenrauch aus.
„Wir warten bis die Jungs anrufen“, sagte Milli und befühlte ihr Stirnband, „hast du es eingeschaltet?“
Anna nickte.
Den Fahrer sahen sie das erste Mal. Er hatte ein breites Gesicht und trug ein weißes T-Shirt. Er lief ums Auto und öffnete die Seitentür. Sie konnten nichts sehen, hörten aber, wie er mit jemandem sprach und dann im Inneren verschwand.
„Diese Fieslinge. Jetzt peilen sie ihre Opfer an“, murmelte Milli. Sie wollte gerade aufstehen, als ihr Handy klingelte.
„Wir haben hier ein Problem“, hörte sie Ben schnaufen, „die Nachbarn von der Hexe haben hinter ihrem Haus so eine Art Besäufnis. Die sind zwar alle hackebreit, aber ein Typ hat hier im Dunkeln in die Hecke gepisst und uns zufällig dabei
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