Cloudbusters und die Stadt der Schläfer (German Edition)
Gransar! Er hatte den Arm um Martina Kleeberg gelegt.
Milli fühlte einen Stich in der Brustgegend und ging entschlossenen Schrittes weiter. Anna hatte sich schon gewundert, dass Nouri nicht mehr ins Café kam. Das war also der Grund. Martina Kleeberg ließ sich von ihrem Untermieter trösten. Milli gingen alle möglichen Gedanken durch den Kopf. Am Ende stieß sie einen verächtlichen Laut aus, über den sie selbst erschrak. Der Typ ist ein Idiot, sagte sie sich, aber wozu Anna unnötig wehtun, von ihr würde sie nichts erfahren.
Milli fand ihre Mutter im Aufenthaltsraum im Erdgeschoss. Sie saß dort mit zwei Frauen in einer Sitzecke und einer Illustrierten auf dem Schoß. Johanna trug enge Jeans und eine lange karierte Bluse darüber. Sie hatte die Haare hochgesteckt und sich die Lippen geschminkt. Sie sah bezaubernd aus. Sie strahlte eine Zartheit und Zerbrechlichkeit aus, als sei sie nicht von dieser Welt.
Als Johanna Milli erblickte, kam sie ihr entgegen. Sie umarmten sich. Gemeinsam gingen sie auf Johannas Zimmer. Auf dem runden Tisch standen Ingwerkekse und Apfelröllchen, dazu gab es Tee mit Milch und Honig.
„Hat Onkel Batori dir erzählt, wo Salim Quant sich im Moment aufhält?“, fragte Johanna unerwartet.
Milli musste überlegen. Salim Quant? Das war der Mann mit dem Hut, ein Freund ihres Vaters. Das letzte Mal hatte sie ihn vor vier Jahren gesehen, kurz bevor ihr Vater verschwand. „Nein“, antwortete sie wahrheitsgemäß.
„Ich weiß, dass er weiß, wo Salim Quant zu finden ist“, sprach Johanna hastig weiter und sah sie eindringlich an.
„Und warum fragst du ihn dann nicht?“
„Hab ich, aber er sagt mir nichts.“
Nachdenklich sah Milli ihrer Mutter ins Gesicht. Johannas Augen blickten ernst. Innerlich war sie erregt und ihre Hände zitterten.
„Warum willst du das wissen?“, fragte Milli mit beginnender Ungeduld.
„Salim Quant weiß, wo dein Vater ist“, erwiderte Johanna mit fester Stimme, „zuerst müssen wir ihn finden.“
Milli schob misstrauisch den Kopf vor. „Salim Quant? Aber wenn Batori weiß, wo er ist, warum sagt er es nicht?“
Johanna stand auf und ging ans Fenster. „Weil er mich schützen will.“
„Schützen! Aber wovor denn?“
Johanna war an die Spüle getreten und begann zerstreut an einem alten Strauß Blumen herumzusortieren.
„Mama! Jetzt lenk nicht ab“, sagte Milli in gezwungenem Ton, „erklär mir, wie du auf Salim Quant kommst. Hast du ihn gesehen?“
Johanna nickte.
Milli stieß einen leisen, zornigen Laut aus. Das war es also! Ihre Mutter hatte wieder Visionen oder hörte Stimmen.
„Schau mich nicht so an“, sagte Johanna, „ich mache Fortschritte.“
„Erzähl bloß niemandem davon“, erwiderte Milli gereizt, „sonst kommst du hier nie raus.“
„Ich bin nicht eingesperrt“, verteidigte sich Johanna. Ihre Stimme zitterte. „Ich bin gern hier. Die Leute respektieren mich.“
Milli verknotete ihre Beine zum Schneidersitz und seufzte. Sie wollte nicht streiten, sie hatte sich vorgenommen nett zu sein. Aber ihre Mutter regte sie auf. „Und was soll ich jetzt tun?“, sagte sie achselzuckend, „soll ich Salim Quant aufspüren?“
Ein Lächeln erhellte Johannas Gesicht. Sie stellte die Vase beiseite und kam zu Milli an den Tisch. „Finde ihn“, redete sie beschwörend auf sie ein, „er hat Tom sehr geholfen … ohne ihn hätte dein Vater den Flugapparat nicht bauen können.“
Milli verschlug es die Sprache. Das war der Hammer! Woher wusste ihre Mutter von der Flugmaschine?
Johanna nickte ihr aufmunternd zu: „Ich weiß gar nichts“, antwortete sie auf die unausgesprochene Frage. „Aber ich bitte dich - finde Salim Quant. Er ist der Schlüssel.“
„Schlüssel zu was? Zur Flugmaschine!?“, stieß Milli heftig hervor.
„Pscht …“, ihre Mutter legte den Zeigefinger auf die Lippen und machte ein unschuldiges Gesicht. „Wovon spricht du? Eine was …?“
Stille breitete sich zwischen ihnen aus.
Milli hatte genug. Die Nähe ihrer Mutter machte sie depressiv. Es fühlte sich an, als würde die alte angstvolle Zeit wieder nach ihr greifen. Sie sprang hoch und lief zur Tür. Den Türknauf fest umklammernd, sagte sie: „Na gut. Ich halte Ausschau nach Salim Quant“, dann wandte sie sich um und sah Johanna an, „und du … sprichst du auch mit Fremden über die - diese Flugmaschine?“
Johanna lächelte zögerlich. „Aber Liebes, das versteht doch kein Mensch.“ Sie blickte zu Boden und stieß einen leisen
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