Cloudbusters und die Stadt der Schläfer (German Edition)
wir Eliza?“
„Wir nehmen selbstverständlich Eliza“, sagte Milli.
„Und wenn Batori oder jemand anderes den Schuppen -“
„Dann warten wir, bis sie weg sind“, fiel Milli ihm ins Wort. Sie merkte die Gereiztheit, die von ihrer eigenen Unsicherheit herrührte. Was, wenn sie wirklich nicht an Eliza rankamen? Dann hatten sie schlicht und einfach die Arschkarte gezogen. Milli unterdrückte einen Seufzer und versuchte nach außen hin, einen ruhigen und selbstsicheren Eindruck zu machen.
„Ich verstehe“, sagte Chong. „Du setzt auf Eliza. Und in der Zwischenzeit beten wir zu Gott.“ Er warf einen pathetischen Blick in die Runde, legte seine Handflächen aneinander und rollte seine Augen nach oben: „Auf dass er uns beisteht und alle hinderlichen Personen vom Schuppen fernhält oder entfernt. Amen.“
Milli fing Annas Blick auf, die ihre Lippen zusammenpresste, um nicht lachen zu müssen. Milli hackte mit der Gabel in den Kuchen und stopfte sich ein riesiges Stück Himbeersahnekäse in den Mund. „Wir kriegen Eliza, keine Bange“, sprach sie dann mit vollem Mund. „Und Chong kann ruhig mal beten. Schadet ihm nicht.“
Chong warf ihr einen belustigten Blick zu.
„Ich - ich habe einen Plan“, fuhr Milli zu ihrem eigenen Erstaunen fort, „ich muss nur noch einmal drüber schlafen.“
„Sehr gut“, Ben trank seine Schorle aus und schob die Ärmel seines Pullis runter. „Ich muss los. Wir sehen uns morgen um zwei Uhr bei Milli.“
Auf dem Weg nach Hause fuhren Milli und Chong schweigend nebeneinander her. Als sich ihre Wege trennten, sah Chong ihr nachdenklich hinterher.
Von einer guten Nacht konnte nicht die Rede sein. Milli erwachte unausgeschlafen und zerknirscht. Sie machte ein paar Lockerungsübungen wie vorm Tanzen - was diesmal überhaupt nicht half - und stellte sich übel gelaunt unter die Dusche. Sie hatte keine Spur von einem Plan. Irgendetwas musste sie sich einfallen lassen, sie konnte nicht einfach mit leeren Händen ankommen.
Nach dem Frühstück fuhr sie in den Ort. Mal ein bisschen vorfühlen, dachte sie, und Informationen sammeln.
Koppelitz stand Kopf. Fliegende Händler hatten am Wegesrand ihre Buden aufgebaut und boten Snacks feil. Bei Pommes Wuttke stank es wieder nach billigem Grillhuhn, und die Polizei war damit beschäftigt, ihre Einsatzwagen zu organisieren. Ob Ziggedorn das wohl bedacht hatte, ging es Milli durch den Kopf, nicht nur die Demonstranten, auch Polizisten, Wachleute und Sicherheitskräfte – sie alle würden in den zweifelhaften Genuss der Strahlung kommen.
Aus irgendeinem Grunde schlug sie den Weg zur Gästevilla Florentina ein. Die Gästevilla und ein Teil der Straße davor waren abgesperrt. Man durfte nicht einmal den Rasen betreten. Überall trieb sich Sicherheitspersonal rum. Vor der Villa standen Einsatzwagen von Funk, Fernsehen und Polizei. Milli beobachtete, wie am Eingang zwei dunkel gekleidete Männer die Presseleute mit einem Metalldetektor abtasteten.
Sie schob ihr Rad den Seeweg entlang, der parallel verlief, und schaute zu den Balkonen hoch. Dort residierten die edlen Geschöpfe, die bei einem Strahlungsexperiment, durchgeführt an hunderten ihrer Mitmenschen, zusehen durften. Und wenn sie sich dann mit eigenen Augen davon überzeugt hatten, wie sich die Testpersonen quälten, würden sie mit Ziggedorn einen Vertrag eingehen. Ziggedorn würde dann um viele Millionen reicher werden und die amerikanische Regierung oder wer auch immer noch beteiligt war, konnte in Ruhe einen neuen Krieg beginnen.
Milli war zum Kotzen zumute. Solche Gemeinheiten durfte man nicht durchgehen lassen. Sie brauchte dringend einen Plan.
„Hallo Milli!“
Neben ihr kam quietschend ein Fahrrad zum Stehen. Milli blickte in Philips sorgloses, flächiges Gesicht.
„Oh, Philip“, sagte sie matt.
„Alles okay mit dir? Du hörst dich so abgekämpft an.“ Philip stieg vom Rad und kam näher.
Milli lachte ein bisschen, um locker zu erscheinen: „Dieses Theater hier macht mich nicht gerade froh.“
„Das musst du positiv sehen“, sagte Philip und schmiss mit einer ruckartigen Kopfbewegung seine Haare nach hinten, „Koppelitz ist in. Überall Presse … hochrangige Militärs … hier ist echt was los. Die City vibriert – das ist alles Ziggedorns Verdienst.“
„Jetzt stimmst du auch schon in die Lobeshymne auf Ziggedorn ein“, sagte Milli missgelaunt. Insgeheim ärgerte sie auch, wie er das Wort City betonte. Wie ein Depp aus der
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