Cloudbusters und die Stadt der Schläfer (German Edition)
dann zack – warten, warten, warten - und danach Stille und Dunkelheit.“
„Was ist, wenn jemand die Strahlung gesehen hat?“
Chong sah Anna an, als wäre sie nicht ganz richtig im Kopf.
„Wie denn? Elektromagnetische Strahlung sieht man nur in Form von Licht – alle anderen Frequenzen kann das Auge nicht wahrnehmen.“
„Aber woher willst du wissen, ob du überhaupt geschossen hast?“
„Weil auf der Digitalanzeige der Fernbedienung eine Eins stand.“
Anna starrte ihn sprachlos an.
„Und was ist dann passiert?“, fragte Milli.
„Erstmal nichts. Dann kamen sie raus und haben gerufen: ein Blitz – ein Blitz hat eingeschlagen, oder so.“ Chong lachte laut. „Das war mächtig. Ich hab nicht alles gehört, weil ich den Koffer in Sicherheit bringen musste. Aber im Dunkeln habe ich noch ein Weilchen gewartet und dann gesehen, dass einige Motorräder und Autos nicht mehr ansprangen. Die haben vielleicht geflucht!“
„Komisch …“
„Sagten wir doch schon. Mikrowellenstrahlung stört bei modernen Autos die Chips der elektronischen Benzineinspritzung“, sagte Ben begeistert.
„Chong sagt aber, er hat nur die Wand angestrahlt“, wandte sich Milli nun an Ben. „Warum haben Autos und Motorräder dann was abgekriegt?“
„Wenn du’s genau wissen willst -“, Chong seufzte und rieb sich vor Müdigkeit die Augen, „ich hatte die Strahlung auf Streuung gestellt und auch noch ein zweites Mal geschossen.“
Anna hatte sich wieder berappelt. „Und niemand ist dabei umgekommen?“
„Offensichtlich nicht. Keine Toten, keine Verletzten“, antwortete Chong gelangweilt. „Aber ratlos waren sie und standen dumm rum. Nur ein Schuss und ihre Party war zu Ende.“
„Klasse“, sagte Ben.
Milli war unzufrieden. Sie war froh, dass sie nun Gewissheit hatten, dass die Waffe funktionierte, aber sie fand es unverschämt, dass er auf eigene Faust gehandelt hatte. Dann könnte er genauso gut alles allein machen. Sie waren eine Gruppe, und er hielt es nicht für nötig, seine Aktion mit ihnen zu besprechen. Er hätte erwischt werden können. Dann wäre alles umsonst gewesen. Ein Instinkt sagte ihr, dass sie nur als Gruppe stark und erfolgreich waren. Vielleicht hatte er nur Glück gehabt … und je länger sie darüber nachdachte, desto wütender wurde sie.
„ Das ist nicht richtig !“, brüllte sie und stieß sich mit den Händen vom Tisch ab. Der Stuhl kippelte, sie schaffte es gerade noch sich wieder aufzufangen. Die anderen blickten erstaunt; auch ein paar Schüler von den Nachbartischen waren neugierig geworden. Milli, die von der Lautstärke ihrer Stimme selbst verblüfft war, beugte sich über den Tisch zu Chong und fuhr flüsternd fort: „Haben wir denn noch genug Energie, um einen weiteren Blitz zu erzeugen?“
Chong grinste sie fast ein wenig mitleidig an. „Was für Ideen du hast?“, sagte er, „nach einem oder zwei Blitzen ist die Batterie doch nicht leer, und sie hat sich auch schon wieder aufgeladen.“
Niemand sprach. Milli begriff, dass ihre Frage dumm gewesen war.
„Trotzdem“, sagte sie mit einem flehenden Blick zu Anna, „ich will, dass wir in Zukunft solche Aktionen vorher besprechen. Wir sind eine Gruppe. Keine Alleingänge mehr!“
Annas Gesicht wurde schlagartig wieder lebendig. Sie kippte mit ihrem Stuhl nach vorn und stützte die Ellenbogen auf den Tisch.
„Sehe ich auch so“, stimmte sie zu. „Hardy Opolskie ist natürlich ein übler Typ … trotzdem wäre ich dagegen gewesen, seine Automaten kaputt zu machen, nur um das Mikrowellending zu testen. Er hat uns schließlich nichts getan.“
Milli nickte Anna zu. Gut, dass sie mit ihrer Ansicht nicht allein war, wenn auch ihre Motive andere waren. Hardy Opolskies Automaten waren dabei nicht ihr Problem.
„Außerdem will ich wissen, wie das Ding funktioniert“, sagte Milli. „Jeder von uns muss damit umgehen können.“
„Mich interessiert nicht so brennend, wie man es bedient“, wandte Anna ein, „ich will nur mitbestimmen, was damit geschieht.“
„Und ich dachte, ihr würdet das gut finden“, brummte Chong und sah dabei Ben an. „Ehrlich - das Gewitter war eine einmalige Chance.“
„Natürlich war das eine gute Idee“, pflichtete Ben ihm bei. „Jetzt können wir sicher sein, dass alles funktioniert.“
Dann schwiegen sie eine Zeitlang. Chong gab ein gewaltiges Gähnen von sich, während Anna sorgfältig kleine Quadrate aus ihrem Papiertaschentuch riss und irgendwie bekümmert drein sah. Milli
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