Clovis Dardentor
er 10 Tage –, dem die Geburtsscheine, die
Zustimmungserklärungen nebst den nötigen Belegen bei-
gefügt wurden, und schließlich gelangte das Faszikel durch
Vermittlung eines Rechtsanwalts an den Prokurator der Re-
publik.
»Das ist aber auch ein Hin- und Herjagen, eine ewige
Schererei«, schimpfte Herr Dardentor. »Da kann einem ja
die Galle überlaufen!«
Nach Einsicht der Akten erklärte das erstinstanzliche
Gericht, daß gegen die Adoption nichts einzuwenden sei.
Hierauf wurde diese Erkenntnis nebst den Akten an das Ap-
pellationsgericht in Algier gesendet, dessen Ausspruch den-
selben Tenor hatte. Dabei verging aber eine Woche nach der
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anderen. Und die beiden Pariser gingen jeden Morgen am
Militärbüro vorüber, traten aber niemals hinein.
»Nun geh mir einer!« sagte Dardentor. »Der kürzeste
Weg, ein Kind zu bekommen, ist doch der, daß man sich
verheiratet!«
Nach der amtlichen Gestattung der Adoption wurde diese
Erkenntnis an dazu bestimmten Stellen und in vorschrifts-
mäßiger Anzahl von Exemplaren öffentlich ausgehängt.
Clovis Dardentor, der die Angelegenheit am fleißigsten be-
trieb, hatte den Erlaß gleich durch Druck vervielfältigen
und mit amtlichem Stempel versehen lassen.
Endlich, endlich erfolgte die Übersendung des Erkennt-
nisses an den Standesbeamten von Oran, der am Tag der
Vorstellung der Beteiligten einen Eintrag in das Geburts-
register machen sollte – eine Formalität, die binnen 3 Mo-
naten erfüllt sein muß, sonst wird die Adoption wieder für
null und nichtig erklärt.
Im vorliegenden Fall zögerte man damit keine 3 Monate,
nicht einmal 3 Tage.
»Na, nun ist die Sache doch fertig!« rief Herr Darden-
tor.Das Ganze machte etwa 300 Francs Kosten, Herr Dar-
dentor hätte aber gern das Doppelte oder das Dreifache
aufgewendet, wenn es dadurch zu beschleunigen gewesen
wäre.
Kurz, der Tag der Zeremonie kam endlich heran, und
das angekündigte Fest fand im großen Prunksaal des Ho-
tels statt. Der Speisesalon von Frau Elissane hätte die einge-
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ladenen Gäste nicht alle aufnehmen können. Hier versam-
melten sich Jean Taconnat, Marcel Lornans, verschiedene
Freunde und Bekannte, selbst der inzwischen nach Oran
zurückgekehrte Herr Eustache Oriental, dem unser Perpi-
gnaneser eine vielversprechende Einladung hatte zugehen
lassen, die nach Gebühr dankend angenommen wurde.
Zum größten Erstaunen der einen und zur größten Be-
friedigung der anderen befanden sich die Désirandelles
aber nicht unter den Teilnehmern. Sie waren am Abend
vorher enttäuscht, wütend und auf Dardentor fluchend bis
zum letzten Glied der etwaigen Deszendenten seiner Adop-
tivtochter mit der ›Argèlès‹ abgereist, wo sich Kapitän Bu-
garach und Doktor Bruno wegen ihrer Ernährung nicht zu
ruinieren brauchten, denn selbst Agathokles hatte schließ-
lich allen Appetit verloren.
Wir brauchen kaum hervorzuheben, daß die treffliche
Mahlzeit voller Lust und Fröhlichkeit verlief, daß Marcel
Lornans hier Louise Elissane im ganzen Glanz ihrer Schön-
heit wiederfand und Jean Taconnat ein Klagelied auf die
Abfahrt des »Kleinen Gagathokles« gedichtet hatte – ohne
daß er es, aus zarter Rücksicht – vorzutragen wagte, und
daß Herr Eustache Oriental, bis an die Ohren in der Servi-
ette steckend, von allem, doch nur mäßig, aß und von al-
lem, doch mit Zurückhaltung, trank.
Den Glanzpunkt der Tafel bildete aber die Ansprache
des Herrn Dardentor vor dem Dessert. Wie weise hatten die
Désirandelles daran getan, sich am Tag vorher einzuschif-
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fen, und welches Gesicht hätten sie in diesem feierlichen
Augenblick wohl gemacht!
»Meine Damen und Herren! Ich danke für Ihre wohl-
wollende Teilnahme an dieser Zeremonie, die einen meiner
innigsten Wünsche krönen wird.«
Patrice konnte nach diesem Anfang hoffen, daß der
Speech diesmal auch in anständiger Weise enden werde.
»Ich mache Sie übrigens aufmerksam, geehrte Anwe-
sende, daß, wenn das Dinner vielleicht Ihren Beifall fand,
das Dessert noch besser ausfallen dürfte, dank dem Er-
scheinen eines neuen Gerichts, das der Speisezettel nicht
anführte.«
Patrice begann einige Unruhe zu empfinden.
»Oh, oh! . . . Noch ein neues Gericht!« sagte Herr Eusta-
che Oriental, mit der Zunge schnalzend.
»Ich brauche Ihnen«, fuhr Dardentor fort, »unsere rei-
zende Louise nicht vorzustellen, die deren vortreffliche
Mutter mir zu
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