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Clovis Dardentor

Clovis Dardentor

Titel: Clovis Dardentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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an der Mauer
    gegen seine aus Stricken geflochtenen Schutzballons, wäh-
    rend der Maschinist die Kolben langsam in Gang setzte und
    die Schraube sich etwas einlaufen ließ.
    In diesem Augenblick erschien Frau Désirandelle auf
    dem Oberdeck. Trockner als sonst und blasser als gewöhn-
    lich, wäre sie wohl in ihrer Kabine geblieben und hätte diese
    während der ganzen Fahrt nicht verlassen, wenn nicht auch
    sie eine wirkliche Unruhe hinaufgetrieben hätte. Im Vorge-
    fühl, daß Herr Dardentor doch nicht an Bord war, wollte sie
    trotz ihrer Schwäche Kapitän Bugarach ersucht sehen, auf
    den noch ausgebliebenen Passagier zu warten.
    »Nun . . .?« redete sie ihren Gatten an.
    »Er ist nicht eingetroffen!« lautete die Antwort.
    — 20 —
    »Ohne Dardentor können wir aber unmöglich abreisen
    . . .«»Ja, wenn er jedoch ...«
    »So sprich doch mit dem Kapitän, Herr Désirandelle!
    Du siehst ja, daß mir die Kraft fehlt, zu ihm hinaufzuklet-
    tern!«
    Kapitän Bugarach, der ein Auge auf alles hat und der
    jetzt einen Befehl nach dem Vorderdeck und dann einen
    nach Hinterdeck erteilte, schien nicht von leicht zugängli-
    cher Natur zu sein. An seiner Seite auf der Kommandobrü-
    cke und die Hände auf dem Rad stand der Steuermann und
    wartete nur auf den Befehl, die Ketten des Steuerruders in
    Bewegung zu setzen. Jetzt war’s der unpassendste Augen-
    blick, ein Anliegen an ihn vorzubringen; auf Betreiben der
    ungeduldigen Frau Désirandelle kletterte der gehorsame
    Gatte aber doch die eiserne Leiter hinauf und hielt sich
    dann an den mit weißer Leinwand überzogenen Leitstan-
    gen fest.
    »Herr Kapitän?« begann er.
    »Was wünschen Sie?« antwortete ziemlich barsch »der
    Herr nächst Gott« mit einer Stimme, die durch seine Zähne
    rollte wie der Donner durch eine Wetterwolke.
    »Sie wollen abfahren?«
    »Genau um 3 Uhr – und daran fehlt nur noch 1 Minute . . .«
    »Doch einer unserer Reisegenossen hat sich verspätet . . .«
    »Desto schlimmer für ihn.«
    »Könnten Sie denn nicht etwas warten?«
    »Nicht eine Sekunde!«

    — 21 —
    — 22 —
    »Es handelt sich aber um Herrn Dardentor!«
    Herr Désirandelle nahm mit Sicherheit an, daß die Nen-
    nung dieses Namens genügen würde, den Kapitän zu veran-
    lassen, daß er die Mütze ziehend sich verneigte.
    »Wer ist das? . . . Dardentor? . . . Kenne ich nicht!«
    »Herr Clovis Dardentor . . . aus Perpignan . . .«
    »Schön! Wenn Herr Clovis Dardentor aus Perpignan
    nicht binnen 40 Sekunden an Bord ist, wird die ›Argèlès‹
    ohne Herrn Dardentor abfahren . . . Die Taue vorn losma-
    chen!«
    Herr Désirandelle kam mehr purzelnd als gehend die
    Leiter hinunter und auf dem Deck an.
    »Es soll also fortgehen?« rief Frau Désirandelle, der der
    Zorn die schon erbleichenden Wangen für eine Sekunde
    mit Purpur übergoß.
    »Der Kapitän ist der reine Unhold! . . . Er hört auf keine
    Bitte und will abfahren!«
    »Dann steigen wir augenblicklich wieder aus!«
    »Frau Désirandelle, das geht nicht! . . . Unser größeres
    Gepäck ist mit in den Frachtraum hinuntergeschafft . . .«
    »Wir steigen aus, sag’ ich dir!«
    »Unsere Plätze sind schon bezahlt . . .«
    Bei dem Gedanken an den dreifachen Verlust des Fahr-
    preises von Cette nach Oran wurde Frau Désirandelle wie-
    der leichenblaß.
    »Die gute Frau streicht die Flagge!« sagte Jean Ta-
    connat.
    — 23 —
    »Sie wird sich also ergeben!« fügte Marcel Lornans
    hinzu.
    Und sie ergab sich wirklich, doch nicht ohne einen
    Schwall nutzloser Vorwürfe loszulassen.
    »Ach, dieser Dardentor . . . er ist doch unverbesserlich!
    . . . Niemals da, wo er sein sollte! . . . Statt geradewegs nach
    dem Schiff zu gehen, nein, da muß er hoch einmal zu jenem
    Pigorin laufen! . . . Und was werden wir . . . da draußen . . . in
    Oran . . . ohne ihn anfangen?«
    »Oh, wir erwarten ihn einfach bei Madame Elissane«,
    antwortete Herr Désirandelle tröstend, »er wird uns mit
    dem nächsten Dampfer nachkommen, und sollt’ er auch ei-
    nen von Marseille aus benützen.«
    »Nein, dieser Dardentor! . . . dieser Dardentor!« wieder-
    holte die Dame, deren Blässe bei den ersten leisen Bewe-
    gungen der ›Argèlès‹ noch zunahm. »Ach, wenn es nicht
    um unseres Sohnes willen wäre . . . wenn sich’s nicht um sein
    Glück und die Zukunft meines Agathokles handelte!«
    Ob seine Zukunft und sein Glück dem unbedeutenden
    Burschen, dieser negativen Größe, wirklich so besonders
    am Herzen lagen, das hätte man, wenn man

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