Clovis Dardentor
Zufalls
zieht . . .«
»Halt! Einen Damm vor diese Hochflut von Metaphern,
Jean«, rief Marcel Lornans, »oder du machst mich noch see-
krank!«
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»Es ist die geheimnisvolle Dekoration, vor der der Vor-
hang allmählich in die Höhe geht . . .«
»Genug . . . genug! . . . Geh nur nicht gleich von vornher-
ein so ins Zeug! . . . Galoppier nicht auf dem Steckenpferd
der Chimären! . . . Reit nicht gleich mit verhängtem Zügel
davon!«
»Ah . . . sieh einmal an! . . . Jetzt scheint’s mir, verirrst du
dich ins Reich der Metaphern!«
»Ja, du hast recht, Jean! Nein, wir wollen nüchtern spre-
chen und die Sachen sehen, wie sie sind. Was wir vorhaben,
liegt ja ziemlich klar vor Augen. Wir fahren, jeder mit 1000
Francs in der Tasche, jetzt von Cette nach Oran, um dort bei
den 7. Afrikanischen Jägern einzutreten. Das ist sehr klug
und weise, sehr einfach, und von dem Unbekannten mit sei-
nen fantastischen Perspektiven ist darin keine Spur.«
»Ja, wer weiß?« antwortete Jean Taconnat, indem er mit
dem Zeigefinger ein Fragezeichen in die Luft schrieb.
Dieses Zwiegespräch, das an gewissen unterscheiden-
den Zügen den Charakter der zwei jungen Leute erkennen
läßt, wurde auf dem hinteren Teil des Oberdecks geführt.
Von der Bank an dem mit Netzwerk ausgefüllten Geländer
wurde der Ausblick nach vorn nur durch die Kommando-
brücke unterbrochen, die zwischen Groß- und Fockmast
des Dampfers emporragte.
Etwa zwanzig Passagiere saßen auf den Seitenbänken
oder auf Klappstühlen, die ein an spinnwebförmig ver-
zweigtem Hißtau hängendes Zeltdach vor den Strahlen der
Sonne schützte.
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Zu diesen Passagieren gehörten auch Désirandelle und
sein Sohn. Der erstere lief fieberhaft auf dem Deck hin und
her und hielt die Arme einmal auf dem Rücken und dann
wieder zum Himmel empor. Hierauf lehnte er sich über das
Geländer und starrte in das Kielwasser der ›Argèlès‹, als ob
der zur Robbe verwandelte Herr Dardentor mitten in dem
dahinwirbelnden Schaumstrom auftauchen sollte.
Agathokles verharrte in der Bewahrung vollständigster
Gleichgültigkeit gegenüber der Fehlrechnung, die seinen
Eltern soviel Unruhe und Ärger bereitete.
Von den übrigen Passagieren spazierten die einen, die
gegen die übrigens nur schwachen Bewegungen des Schiffes
unempfindlicher waren, hin und her, plauderten, rauchten
und ließen ein Fernrohr vom Dampfer von Hand zu Hand
gehen, um die zurückweichende Küste zu betrachten, an der
nach Westen hin schon einzelne stolze Berghäupter der Py-
renäen auftauchten; die anderen, die vom Schwanken der
›Argèlès‹ mehr belästigt wurden, saßen still auf den Rohr-
lehnstühlen in der Ecke, der sie für die ganze Überfahrt-
zeit den Vorzug gaben. Einzelne in Decken eingehüllte Da-
men, die der unvermeidlichen Unbehaglichkeit der Fahrt
ergeben, wenn auch mit dem Ausdruck völliger Niederge-
schlagenheit entgegensahen, hatten sich unter dem Schutz
der Deckbauten mehr nach der Mitte zu niedergelassen, wo
man das Stampfen und Rollen des Schiffes am wenigsten
spürt . . . Gruppen von Müttern mit ihren Kindern, die ein
recht hübsches Bild abgaben, doch gewiß bedauerten, nicht
schon 50 Stunden älter zu sein.
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Zwischen den weiblichen Reisenden bewegten sich die
Stewards des Dampfers hin und her; zwischen den Herren
mehrere Schiffsjungen, jedes Winkes gewärtig, um her-
beizueilen und ihre unentbehrlichen und oft erwünschten
Dienste anzubieten.
Der Schiffsarzt der ›Argèlès‹ stellte sich schon immer die
gewohnte Frage, wie viele von den Passagieren wohl an der
Tafel im Speisesalon Platz nehmen würden, wenn nach etwa
2 Stunden die Glocke zum Essen rief. Er täuschte sich auch
nicht in der Annahme, daß wie gewöhnlich 60 bis 70 Pro-
zent davon bei der ersten Mahlzeit fehlen würden.
Es war das ein kugelrundes, lustiges, schwatzhaftes
Männchen von unerschütterlicher guter Laune und trotz
seiner 50 Jahre von überraschender Lebhaftigkeit. Er aß
und trank tüchtig und besaß eine unglaubliche Sammlung
von Rezepten und Verordnungen gegen die Seekrankheit,
an die er selbst nicht im geringsten glaubte. Er hatte aber
so viele tröstende Worte zur Hand und redete seiner Passa-
gierklientel so überzeugend zu, daß die unglücklichen Op-
fer Neptuns zwischen allem Jammer lächeln lernten.
»Oh, es wird nicht so schlimm werden«, pflegte er zu
sagen. »Achten Sie nur hübsch
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