Clovis Dardentor
als jene ersten, an Louise Elissane
gerichteten Worte, die ihm tief aus dem Herzen gekommen
waren?
So ging dann unser Perpignaneser mit Patrice und den
Eingeborenen zunächst daran, die entflohenen Pferde und
Maultiere wieder einzufangen. Das gelang ihnen bald, denn
die durch den Tod des Löwenpaars beruhigten Tiere kamen
schon von selbst zu der Straße zurück.
Der an Hüfte und Armen schwerverletzte Moktani wurde
auf den einen Wagen niedergelegt, und Patrice mußte sei-
nen Platz zwischen beiden Höckern des Meharis einneh-
men, wo er sich als ebenso vollendeter Sportsmann erwies,
als wenn er einen Vollblut-Araber geritten hätte.
Als Marcel Lornans und Jean Taconnat ihre beiden Pferde
wieder bestiegen hatten, sagte der zweite zum ersten:
»Nun siehst du . . . da hat er auch noch uns beide geret-
tet, der ostpyrenäische Neufundländer! Nein, mit einem
solchen Menschen ist nichts anzufangen!«
»Rein gar nichts!« bestätigte Marcel Lornans.
Die Karawane setzte sich wieder in Gang. Eine halbe
Stunde später erreichte sie Sidi-Lhassen und stieg um 7 Uhr
am besten Hotel von Sidi-bel-Abbès ab.
Zunächst wurde ein Arzt geholt, um Moktani in Behand-
lung zu nehmen, und dieser erkannte, daß die Verwundun-
gen des Führers keine ernsteren Folgen haben würden.
Um 8 Uhr speisten alle gemeinsam . . . eine schweigsame
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Mahlzeit, während der alle wie auf Verabredung den Über-
fall durch die Raubtiere gar nicht erwähnten.
Beim Nachtisch aber stand Herr Dardentor auf und
wandte sich an Louise in so ernstem Ton, wie man ihn von
ihm gar nicht gewöhnt war.
»Liebes Fräulein«, begann er, »Sie haben mir das Leben
gerettet . . .«
»Oh, ich bitte Sie, Herr Dardentor«, rief das junge Mäd-
chen, deren Wangen sich purpurrot färbten.
»Ja, gerettet . . . gerettet aus einem Kampf, worin ich ohne
Ihr mutiges Eintreten das Leben verloren hätte! Mit Erlaub-
nis Ihrer Frau Mutter wär’ es nun, da Sie den im Artikel 345
des Zivilgesetzbuchs vorgeschriebenen Bedingungen ent-
sprechen, mein lebhaftester Wunsch, Sie zu adoptieren . . .«
»Herr Dardentor . . .«, rief Frau Elissane, »ich bin ganz
bestürzt über Ihren Vorschlag . . .«
»Keine Widerrede«, unterbrach sie der Perpignaneser,
»denn wenn Sie nicht zustimmen . . .«
»Nun, wenn ich nicht zustimme . . .«
»Heirate ich Sie, verehrte Frau, und da wird Fräulein
Louise ganz von selbst doch meine Tochter!«
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16. KAPITEL
Worin eine den Wünschen des Herrn Dardentor
entsprechende Lösung diesen Roman abschließt
Am nächsten Morgen um 9 Uhr entführte der Zug von Sidi-
bel-Abbès den Bruchteil der Karawane, der nach 14tägiger
Reise nach seinem Ausgangspunkt zurückkehren sollte.
Dieser Bruchteil umfaßte Herrn Dardentor, Frau und
Fräulein Elissane, das Ehepaar Désirandelle und dessen
Sohn Agathokles, ferner Jean Taconnat und Marcel Lornans,
von Patrice zu schweigen, der nur danach verlangte, sein
ruhiges, regelmäßiges Leben in dem Haus am Logeplatz in
Perpignan wieder aufzunehmen.
Freiwillig oder gezwungen verblieben in Sidi-bel-Abbès
der Führer Moktani, der hier die sorgsamste Pflege fand
und von Dardentor königlich belohnt worden war, sowie
die beiden Eingeborenen, die im Dienst der algerischen Ei-
senbahngesellschaft standen.
Herr Eustache Oriental, der Vorsitzende der Gastrono-
mischen Gesellschaft in Montélimar, war nicht der Mann
dazu, sofort eine Stadt zu verlassen, der man den Spitzna-
men »Biscuitville« gegeben hat, ohne sie bezüglich der Le-
ckereien, die sie bot, durchstudiert zu haben.
Die bedeutende Ortschaft zählt 17.000 Bewohner, dar-
unter 4000 Franzosen, 1500 Juden, und der Rest Eingebo-
rene. Diese Arrondissementshauptstadt gehörte früher zu
dem Gebiet der Beni-Amor, die über die Grenze zurück-
weichen und nach Marokko flüchten mußten. Die neue, aus
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dem Jahr 1843 stammende Stadt zeigt mit ihren vom Me-
kerra bewässerten Umgebungen ein blühendes Gedeihen.
Auf einer Abdachung des Tessala erbaut, liegt sie in einer
Höhe von 472 Metern halb im Grün versteckt.
Doch trotz aller Reize, die die Stadt hat, war es jetzt Herr
Dardentor, der die schleunigste Abreise betrieb. Niemals
hatte er noch eine solche Sehnsucht empfunden, nach Oran
zurückzukehren.
Es dürfte ja niemand verwundern, daß sein Angebot,
Louise Elissane zu adoptieren, im Prinzip gern angenom-
men worden war und auch ohne die Verpflichtung für
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