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Clovis Dardentor

Clovis Dardentor

Titel: Clovis Dardentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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such-
    ten Frau Elissane, ihre Tochter und die Désirandelles nach
    14tägiger Abwesenheit das Haus in der Alten Schloßstraße
    wieder auf.
    Bei Dardentor durfte aber eine Sache nicht »verschleppt«
    werden – wir erlauben uns dieses Wort ohne Scheu, Patrice
    damit vor den Kopf zu stoßen. Er betrieb eifrigst die Angele-
    genheit dieser Adoption, die übrigens ziemlich kompliziert
    ist. Wenn er noch nicht 50 Jahre alt war, für Louise während
    ihrer Minorität nicht gesorgt hatte, so stand doch fest, daß
    ihn Louise Elissane, entsprechend dem Artikel 345 des Zi-
    vilgesetzbuchs, aus einem Kampf gerettet hatte. Die für den
    Adoptanten und den zu Adoptierenden vorgeschriebenen
    Bedingungen waren damit also erfüllt.
    — 342 —
    Da unser Perpignaneser in dieser Zeit gar häufig nach
    der Alten Schloßstraße gerufen wurde, fand er es prakti-
    scher, gleich ganz in Frau Elissanes Haus zu übersiedeln.
    Inzwischen konnte man aber beobachten, daß der sonst
    so redselige und mitteilsame Herr Dardentor immer ein-
    silbiger, fast schweigsam geworden war. Die Désirandelles
    beunruhigte das, wenn sie die Hilfswilligkeit ihres Freunds
    auch nicht in Zweifel zogen. Auf Drängen seines Vaters
    und seiner Mutter bewarb sich Agathokles nun etwas dring-
    licher um eine Erbin, die einst mehr 100.000 Francs besit-
    zen sollte, als sie jetzt Jahre zählte.
    Die Folge dieses Sachverhalts war übrigens, daß sich
    Marcel Lornans und Jean Taconnat von ihrem Retter jetzt
    recht vernachlässigt sahen. Seit dieser das Hotel verlassen
    hatte, sahen sie ihn nur selten und höchstens bei zufälli-
    gen Begegnungen auf der Straße, wo er, immer geschäftig,
    ein dickes Aktenbündel unter dem Arm trug. Ohne Zweifel
    befand sich der »Perichonismus« Clovis Dardentors gegen
    die beiden Pariser jetzt in der Abnahme, der Ostpyrenäer
    schien sich gar nicht zu erinnern, daß er sie, erst jeden ein-
    zelnen, aus den rauschenden Fluten und den züngelnden
    Flammen, und einmal beide zugleich bei dem Kampf mit
    den Raubtieren gerettet hatte.
    »Mein lieber Marcel«, äußerte deshalb eines schönen
    Morgens Jean Taconnat, »wir müssen nun zu einem Ent-
    schluß kommen. Da wir hierhergereist sind, um Soldaten
    zu werden, mag es dabei bleiben! Wann, denkst du, wollen
    — 343 —
    wir zu dem Unterintendanten und dann in das Rekrutie-
    rungsbüro gehen?«
    »Morgen«, antwortete Marcel Lornans.
    Als Jean Taconnat am anderen Tag aber dieselbe Frage
    wiederholte, erhielt er genau dieselbe Antwort.
    Marcel Lornans betrübte es am meisten, daß er jetzt gar
    keine Gelegenheit hatte, Louise Elissane einmal zu sehen.
    Das junge Mädchen ging fast gar nicht aus. Die kleinen
    Abendgesellschaften in der Alten Schloßstraße hatten auf-
    gehört. Man sprach unter der Hand schon von der bevor-
    stehenden Vermählung des Herrn Agathokles Désirandelle
    mit Fräulein Louise Elissane. Marcel Lornans war in Ver-
    zweiflung.
    Eines Morgens kam da Clovis Dardentor ins Hotel, um
    die beiden jungen Leute zu besuchen.
    »Na, liebe Freunde«, platzte er ohne lange Vorrede her-
    aus, »wie steht’s denn mit dem Engagement?«
    »Morgen«, antwortete Marcel Lornans.
    »Ja, morgen«, erklärte auch Jean Taconnat, »unbedingt
    morgen, lieber Herr Dardentor!«
    »Morgen?« wiederholte dieser, »nein, nein, zum Teufel,
    nein, sag’ ich. Ihr habt noch Zeit genug, unter die 7. Jäger
    zu kommen. Wartet nur ein wenig . . . die Sache eilt nicht so
    sehr. Ich wünsche eure Anwesenheit bei einer von mir ge-
    planten Festlichkeit . . .«
    »Zur Vermählung von Herrn Désirandelle und Fräulein
    Elissane?« fragte Marcel Lornans, dessen Züge sich sichtbar
    veränderten.
    — 344 —
    »O nein, doch zum Fest der Adoption . . . vor der Heirat.
    Ich rechne auf euch beide. Auf Wiedersehen!«
    Mit diesen Worten verließ er sie, solche Eile hatte der
    Mann.
    Unser Perpignaneser hatte sich im Kanton Oran, dessen
    Friedensrichter den Adoptionsakt vollziehen sollte, eine ei-
    gene Wohnung nehmen müssen. Dann waren vor genann-
    tem Richter die Parteien erschienen: Frau und Fräulein
    Elissane, auf der einen, Herr Clovis Dardentor auf der an-
    deren Seite, alle mit ihren Geburtszeugnissen und den Be-
    legen für die Erfüllung der vorgeschriebenen Bedingungen
    für den Adoptanten und die zu Adoptierende.
    Nach Erklärung der beiderseitigen Zustimmung setzte
    der Friedensrichter den Vertrag auf. Der Aktuar des letz-
    teren faßte dann das Ganze in ein Protokoll zusammen –
    dazu brauchte

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