Club der gebrochenen Herzen
verbannt hatte. »Da drin war es wie in einem Operationssaal«, sagte sie. »Rezepte wurden alphabetisch aufbewahrt und die Mahlzeiten in andächtigem Schweigen eingenommen. Unterbrochen nur von seinem scharfen Luftholen, sobald ein Tröpfchen Soße auf den Tisch fiel.«
Eine hübsche Schwarze sagte: »Ich und mein Exfreund konnten ums Verrecken nicht kochen, wir haben uns von Tiefkühlgerichten ernährt. Aber jetzt bin ich mit Martin zusammen, und er erwartet ein Essen auf dem Tisch.« Das wurde mit lautem Stöhnen aufgenommen. »Er ist sehr eingespannt in seiner Arbeit.«
»Die alte Entschuldigung«, sagte Tess. »Wie eingespannt genau?«
»Er managt das Außenministerium.«
Jemand wollte lernen, wie man Kuchen backt als Therapie für ein gebrochenes Herz. Während die Frauen einander mit Geschichten über ihre katastrophalen Liebesaffären unterhielten, dachte Monica, wie verschieden das hier war von einem Tisch voller Banker. Keiner der City-Jungmänner gestand Misserfolge ein; genau genommen, sprach keiner je über Gefühlsdinge. Zwar wurde die Höhe ihrer Boni nicht mehr in der Öffentlichkeit erörtert, aus offensichtlichen Gründen, doch noch immer war da ein subtileres Konkurrenzprahlen – das Jammern über einen Jetlag, über die Windräder, die den Blick aus ihrem Landhaus verschandelten, über den Kater nach einer Geburtstagsfete irgendeines russischen Ganoven. Die wenigen Frauen bei diesen Veranstaltungen waren gewöhnlich mit von der Partie und noch machohafter im Getue als die Männer. Sie mussten knallhart sein, um zu überleben.
Buffy saß am Nachbartisch, ein Bulle, umringt von Kühen. Jemand, der weniger einem Banker ähnelte, war kaum vorstellbar. Er war wirklich eine fürchterlich alte Ruine, aber er schien all diese Damen zum Lachen zu bringen. Einige von ihnen mochten ihn sogar attraktiv finden. So weit wollte sie es nicht kommen lassen. Dennoch verstand sie nicht, warum sie ihn angelogen hatte. Wollte sie seine Aufmerksamkeit? Sein Verständnis? Ihn glauben machen, sie sei mit solcher Hingabe geliebt worden? Sie war so durcheinander, dass sie sich vornahm, den Rest der Woche nicht mit ihm zu sprechen. Schließlich hatte er eine Menge anderer Frauen zum Reden. Er würde es nicht einmal bemerken.
Am nächsten Morgen versammelten sich die Frauen in der Küche. Sie waren zu neunt – einige hatten woanders übernachtet –, und ein Nachzügler tauchte wohl noch zur Lunchzeit auf.
Voda, deren Rastalocken mit einer Schnur hochgebunden waren, stand vor dem Ofen. »Heute machen wir Lasagne, eine mit Fleisch und eine mit Gemüse, und servieren sie zum Mittagessen. Sie werden lernen, wie man eine Béchamelsoße herstellt, die Basis für alle Käsesoßen. Sie werden auch lernen, wie man eine reichhaltige Tomatensoße macht und eine klassische Bolognese, für viele Gerichte verwendbar – Cottage Pie, Spaghetti, gefüllter Kürbis und so weiter.«
India, ihre beschürzte Assistentin, raspelte Käse. Auch sie war stämmig mit wildem dunklem Haar; sie wirkten wie zwei kleine Schlepper. Monica hatte einen Kater und saß auf einem der Plastikstühle aus der Bar. An diesem Morgen fühlte sie sich zerbrechlich und verletzlich. Sie hatte eine ruhelose Nacht hinter sich, war ständig von heftigen Träumen und der Spülung der Toilette direkt neben ihrem Zimmer aufgeschreckt. Beim Hinuntergehen war sie über den Hund gestolpert und fast kopfüber gefallen. Sie stellte sich vor, wie sie hingestreckt im Flur lag, ihr Schlüpfer sichtbar. Das Leben war anscheinend voll von kleineren Demütigungen und Fallgruben für die Unachtsamen; einen schrecklichen Augenblick lang erinnerte siesich daran, wie sie auf der Wiese neben der A 40 gelegen und ein Labrador ihr Gesicht abgeschleckt hatte. O why do you walk through a field in gloves, fat white woman who nobody loves? Warum bin ich hier? dachte sie. Ich hätte auf der Stelle kehrtmachen und nach Hause fahren sollen.
Voda wog die Butter ab und das Mehl. »25 Gramm Butter, 30 Gramm Mehl«, sagte sie.
Das junge Mädchen neben Monica murmelte: »Hoffentlich kann ich mir das alles merken.«
»Das ist ganz leicht«, sagte Monica.
Das Mädchen sah sie neugierig an. »Sie wissen, wie man's macht?«
Monica schwieg. Tess auf der anderen Seite notierte sich die Mengenangaben in ein Notizbuch. »Ich finde, er ist ziemlich unwiderstehlich«, flüsterte sie.
»Wer?«, fragte Monica.
»Buffy, unser Gastgeber.«
»O Gott!«
»Finden Sie das nicht? Er hat
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