Club der gebrochenen Herzen
war nie eine Schönheit gewesen, aber sie war auffallend und elegant – sie war chic . Malcolm hatte gesagt: »Du siehst wie die Managerin eines exklusiven Pariser Kaufhauses aus. Oder« – ihre Brust streichelnd – »wie die eines Edelbordells.« Nun ja, Malcolm war verheiratet.
»Hier sind Appetithäppchen.« Voda hielt ihr eine Platte hin. Sie war ein androgyn aussehendes Geschöpf, stämmig und direkt, und trug einen lindgrünen Overall. Sie hatte einen Nasenstecker und mehrteilige Ohrhänger; sie war wohl eine Spitzenköchin und würde den Kurs leiten.
Monica versuchte es mit Spötteln: »Vielleicht sollte ich in meinem Zimmer rauchen und all die netten Feuerwehrmänner um mich scharen.«
»Was?«
»Ich will sagen – ach, ist egal.«
Das Mädchen sah sie amüsiert an und ging weg.
Na ja, wahrscheinlich gab es sowieso keine Rauchmelder. Die ganze Pension hatte ein urkomisch altmodisches, wackliges Aussehen. Ihr eigenes Zimmer wirkte wie das Set für eine Schmierenkomödie der Fünfzigerjahre – ein taubenblaues Waschbecken, Tapete mit Bambusmuster, Bakelit-Lichtschalter. Bakelit . Sie erwähnte das Buffy gegenüber, während er ihr Glas nachfüllte. »Ich muss ständig denken, gleich springt Terry-Thomas aus dem Kleiderschrank.«
Buffy lachte. »Ich wette, Sie und ich sind die Einzigen hier, die sich an den erinnern.«
»Besten Dank«, blaffte Monica.
Er klatschte sich auf die Stirn. »O Gott, tut mir leid, das habe ich nicht so gemeint –«
»Geht in Ordnung«, sagte sie kühl. »Und da wir schon beim Thema Verfall sind, irgendwelche Pilze scheinen da aus meiner Fußbodenleiste zu wachsen.«
»Ich weiß, ich weiß. Die ganze Zeit habe ich vor, was dagegen zu tun.«
»Ich muss sagen, das Hotel hier hat nicht viel Ähnlichkeit mit dem auf der Website.«
Buffy nickte. »Das wird auch über mein Foto im Spotlight gesagt.« Er seufzte. »Es war sowieso nur eine Außenaufnahme und bei einer der raren Gelegenheiten gemacht, als die Sonne schien. Ich erstatte Ihnen Ihr Geld zurück, wenn Sie möchten.«
»Seien Sie nicht albern. Jetzt bin ich doch hier. Nicht, als ob ich normalerweise den Express läse, aber ich habe ein Exemplar im Caffè Nero gesehen und mir gedacht, ich sollte kochen lernen.« Sie leerte das Glas und sagte: »Mein Mann war ein ausgezeichneter Koch, doch leider sind seine Rezepte mit ihm gestorben.«
Buffy starrte sie an. »Ach du lieber Himmel, das tut mir sehr leid.«
»Ist in Ordnung.« Monica seufzte. »Er hat mich verwöhnt. Jeden Abend, wenn ich von der Arbeit nach Hause kam, wehte dieser köstliche Geruch aus der Küche, und er trällerte zur Musik von Radio 2, je schmalziger das Lied, desto besser, er war der reinste Softie, Gott hab ihn selig. Und dann wartete sein vorzügliches Candlelight-Dinner.«
Buffy blickte sie mit funkelnden Augen an. »Warum sind Ehen nicht immer so?«
»Vermutlich hatten wir einfach Glück.« Lächerlich genug, aber Monicas Augen füllten sich mit Tränen. Was zum Teufelplapperte sie denn da? Sie hatte doch nur drei Gläser Wein getrunken. Irgendwie nahm sie es Buffy übel, dass er ihr die Geschichte abkaufte. »Wie auch immer«, sagte sie gereizt, »das ist nun alles vorbei.«
Aber das war nicht der Fall. Während des Abends weigerte sich das Phantom der Ehe zu verschwinden. Weit davon entfernt, tot zu sein, plusterte es sich auf und wurde zum pensionierten Buchhalter Phil, der daheim in Clapham die Stellung hielt. Er vermisste sie, klar, doch er schickte ihr spaßige Emails mit xxx am Ende und nutzte ihre Abwesenheit, um das Wohnzimmer zu renovieren. Phil war ein häuslicher Typ und hatte alle Zeit, sich um sie zu kümmern, entriss ihr die Telefonrechnung und vertrieb die Geschirrtuchverkäufer, sobald sie auf der Türstufe loslegten. Phil bekam zwar eine Glatze, blieb aber in ihren Augen immer noch der gutaussehende Mann, den sie vor fünfunddreißig Jahren geheiratet hatte. Und du meine Güte, wie sie einander zum Lachen brachten!
Monica erzählte beim Essen den anderen nichts davon; sie wollte sich nicht in weitere Lügen verstricken. Doch im Moment glaubte sie selbst daran, es war ihr gut gehütetes Geheimnis. Und so fühlte es sich also an, wenn man eine verheiratete Frau war und zeitweilig vom Mann getrennt.
Einen Augenblick lang bedauerte sie sogar die Mitspeisenden, wie sie voll Energie über ihre Exmänner herzogen. Eine Frau namens Tess sagte, sie sei mit einem Kontroll-Freak verheiratet gewesen, der sie aus seiner Küche
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