Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Club der gebrochenen Herzen

Club der gebrochenen Herzen

Titel: Club der gebrochenen Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Moggach
Vom Netzwerk:
gesagt. Versagen konnte auch verbinden. Nackt in den Armen des anderen könnten sie gemeinsam kichern. Sie war eine Frau mit Erfahrung; hätte Verständnis dafür. Vielleicht hatte keine seiner Frauen oder Geliebtenihn verstanden. Vielleicht war sein Leben eine Serie von verpatzten Anfängen gewesen. Sie verschmähte Liebesromane, doch das war ja die Pointe. Die richtige Person erscheint genau in dem Moment, wenn man es am wenigsten erwartet.
    Die ganze Sache war verrückt. Sie war verrückt, nach ein paar Gläschen Wein so zu fantasieren. Auf dem Bett sitzend, die Strumpfhose in der einen Hand, strich sie zärtlich über ihre Ferse. Wie rissig sie war, wie trocken und vernachlässigt! Wie die ihrer Mutter in ihren letzten Jahren. Monica erinnerte sich an den rabiaten Griff der mütterlichen Hand – ihrer Klaue – nach ihrem Arm, als wäre sie am Ertrinken, und sie dachte, ich will nicht einsam alt werden. Ich möchte am Feuer sitzen und mit Buffy Teekuchen essen. Mir sind all die anderen Frauen egal, die ihn gehabt haben, als er jung und schlank und erfolgreich war und zu seinen Premieren davonflitzte und sonst wohin. Ich werde glücklich sein mit dem, was ich kriegen kann.
    Monica stieg vorsichtig die Treppe hinunter, nicht wegen des Weins – Gott bewahre –, sondern wegen der hohen Absätze. Stimmen drangen aus der Bar, aber als sie hineinschaute, war nichts von Buffy zu sehen.
    Genau da hörte sie ein bellendes Gelächter aus der Küche. Sie ging den Korridor entlang und spähte hinein.
    Buffy saß auf einem Stuhl, ein Handtuch um den Hals. Penny stand neben ihm und stutzte seinen Bart.
    Sie sah Monica und rief: »Ich konnte es nicht länger ertragen. Bald nisten sich dort kleine Essensreste ein.«
    Buffy versuchte, sich umzudrehen, aber Penny zog seinen Kopf mit einem Ruck zurück. Er verdrehte die Augen zum Himmel.
    Voda stand am Herd und rührte in der Bouillabaisse. »Ihrhabt euch ja die richtige Zeit ausgesucht«, murrte sie. »Gerade, wenn ich servieren will.«
    »Er sah schon wie Väterchen Zeit aus.« Penny trat zurück und begutachtete Buffy mit geneigtem Kopf. »Bin sowieso fertig.« Sie wickelte das Handtuch zusammen. »Ich weiß, es ist schwer zu glauben, aber er hat mal Furore gemacht. Ganz der Boulevardier .«
    »Schwer, in Knockton auf einem Boulevard zu promenieren«, sagte er und bürstete sich Haare von der Strickjacke.
    »Ich weiß nicht«, sagte Penny. »Mir wächst der Ort irgendwie ans Herz.«
    »Hast du vor, hier zu leben?«, sagte er. »Willkommen im Klub.«
    »Jeder scheint hier jeden zu kennen«, sagte Penny. »Der Ort ist nicht tot, so wie da, wo ich lebe, und nicht einsam wie London. Hier spricht einiges fürs Kleinstadtleben.«
    Buffy lachte. »Nicht in meinen kühnsten Träumen hätte ich gedacht, dass diese Worte aus deinem Mund kommen würden.«
    »Ich bin ehrlich ganz verrückt danach.« Penny schüttelte das Handtuch im Abwaschbecken aus. »Es ist nie zu spät, sich zu verlieben, meinen Sie nicht auch, Monica?«
 
    Keine Rede davon, dass sie beim Abendessen neben Buffy saß. Tess und eine andere Frau klopften auf den leeren Platz zwischen ihnen, und er setzte sich, ohne Monica eines Blickes zu würdigen. Was er zuvor gesagt hatte, war offenbar vergessen.
    Auch gut. Mit dem gestutzten Bart war er ihr fremd geworden. Er sah flott aus, zweifellos, und schlanker, aber in der senfgelben Strickjacke und dem gestreiften Hemd ähnelte er einemJazzer aus der Acker-Bilk-Ära, ein Kleidungsstil, bei dem Monicas Puls noch nie hochgeschnellt war. Außerdem hatte der Anblick häuslicher Intimität sie völlig fertiggemacht. Er und Penny hatten wie ein altes Ehepaar ausgesehen – sie hänselten und stichelten einander, waren vertraut, und die starken unterschwelligen Spannungen zwischen ihnen konnte sie als bloße Zuschauerin nicht verstehen. Eine alte Jungfer; eine Außenseiterin. Sie musste sich geschlagen geben. Zudem bohrte sich ihr Slip in ihren Schritt; sie hatte Mühe, sich auf die eine Pobacke zu schieben und ihn da rauszukriegen.
    Ihre Tischnachbarinnen – ein indisches Mädchen, deren Namen sie nicht verstanden hatte, genauso wenig den des anderen Mädchens – bekakelten die Fischpastete und ihren Anteil an der Zubereitung, wobei jeder Satz mit einem Fragezeichen endete, wie bei Australiern. Warum war das bei Jugendlichen heute so? War ihnen nicht klar, wie sehr das irritierte? Harold saß an ihrer anderen Seite, aber er sprach mit Penny. Der zweite Abend, an dem sie

Weitere Kostenlose Bücher