Club der gebrochenen Herzen
das zu verwenden«, sagte sie. »Es gehört mir.«
Harold seufzte. »Wir treffen besser ein Abkommen. Sie verwenden mich nicht, und ich verwende Sie nicht.«
»Okay.«
Sie gaben sich die Hand. Seine war trocken und warm, genauso groß wie ihre eigene. Penny spürte ein Kribbeln im Bauch. Sie zog die Hand zurück und betrachtete die Zuckerdose.
Amy ging zu einem anderen Tisch und nahm die Bestellung auf. Harold sah zu ihr hin, wie sie alles auf ihrem kleinen Block notierte.
»Wie waren Sie in ihrem Alter?« fragte er.
»Voller Ehrgeiz«, sagte Penny. »Ich wäre wie ein geölter Blitz davongesaust, weg aus diesem Nest.«
»Amy hat genau das Gegenteil gemacht. Hat ihren Job aufgegeben, alles, um hier zu leben. Sie sagt, sie sei nie glücklicher im Leben gewesen.«
Ein ödes Kaff. Das war Pennys erster Eindruck von Knockton gewesen. Nun war sie sich nicht mehr so sicher. Sie beobachtete, wie die Cafébesucher sich in den Sesseln zurücklehnten und miteinander plauderten; sie beobachtete, wie jemand einen Neuankömmling begrüßte. Nie in ihrem Leben war sie Teil einer Gemeinschaft gewesen.
Sie wandte sich Harold wieder zu. »Und wie waren Sie in ihrem Alter?«
»Ein netter jüdischer Kerl, verheiratet mit einem netten jüdischen Mädchen.«
»Doris.«
»Sie entpuppte sich als Tellerwerferin, wahrscheinlich hatte ich das verdient.« Er kratzte sich am Kopf. »Mit mir kann man heute viel leichter leben. Was vermutlich auch auf Doris zutrifft.«
Beide verfielen in nachdenkliches Schweigen. Penny richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf die Dose und strich den Zucker mit dem Löffel glatt.
»Was fangen wir an damit?«, fragte Harold schließlich. »Mit der ganzen Vergangenheit?«
»Ich weiß nicht«, sagte sie.
»Haben Sie auch manchmal das Gefühl, das alles ist jemandem passiert, den Sie kaum wiedererkennen?«
Penny nickte. »Das heißt es wohl, sechzig zu sein.« Sie hielt inne. »Ach du meine Güte, das sind Sie ja noch gar nicht.«
Er hob die Augenbrauen. »Was machen schon ein paar Jährchen zwischen Freunden aus?«
»Nicht wahr, das sind wir«, sagte sie. »Was für eine Erleichterung, dass da nicht mehr zwischen uns läuft.«
Er nickte. »Eine Erleichterung.«
Sie stand auf. »Alsdann zu Ihrem Buch zurück.«
»Und Sie zu Ihrer Kocherei.« Er stand auf. »Morgen um dieselbe Zeit?«
Sie nickte. »Mit der Strickjacke sollten Sie mal was machen.«
Monica
Monica ließ die Aperitifs aus, um ein Bad zu nehmen; die einzige Zeit, in der das Badezimmer garantiert frei war. Sie hatte sich eine Flasche Wein mit Schraubverschluss gekauft, etwas in einen Zahnputzbecher gegossen und nippte daran, während sie im kärglichen Gratistütchen-Schaumbad lag.
Sitz neben mir beim Abendessen . Der Satz hatte etwas überraschend Erotisches. Ähnlich wie Darf ich um diesen Tanz bitten ? Ihr war klar, wie töricht sie war. Buffy wollte wahrscheinlich nur höflich sein. Und außerdem war er nicht ihr Typ – seine Augen waren wässrig, und auf der Nase hatte er geplatzte Äderchen. Und sowieso war er Schauspieler, und wie konnte man so einem trauen?
Aber wer war ihr Typ? Wenn sie ehrlich war, heutzutage jeder, der irgendwie Interesse an ihr hatte. Das geringste Zeichen von Aufmerksamkeit, und sie gehörte ihm. Oder würde ihm gehören, wenn der Fall einträte. Monica beobachtete, wie eine einsame Wespe, ein Überbleibsel des Sommers, über die Fensterbank kroch. Ich bin nur ein sexuell ausgehungertes altes Weib, dachte sie.
Und dennoch … Buffy hatte etwas, das ihrem Schritt Schwung verlieh. Das Mittagessen mit ihm war ausgelassen gewesen; es erinnerte sie an die Zeit mit Malcolm – die Komplizenschaft, die Witze.
Wie viele Frauen hatte Buffy beim Mittagessen schon unterhalten? Es gab einen Handlauf neben der Badewanne, von der vorherigen Besitzerin angebracht, die offensichtlich ein beträchtliches Alter erreicht hatte. Die Frau musste irrsinnig in Buffy verliebt gewesen sein, um ihm ihr Haus zu hinterlassen. Und sie war nicht einmal eine Ex.
Monica stieg ohne die Hilfe des Handlaufs aus der Wanne; das kriegte sie noch hin. Der Spiegel war gottlob zu beschlagen, um ihren nackten Körper zu zeigen. Sie trocknete sich ab, kehrte auf ihr Zimmer zurück und kramte die Janet-Reger-Unterwäsche heraus. Dieses Mal wäre sie vorbereitet – für den Fall, dass tatsächlich irgendetwas passieren sollte, was sie allerdings bezweifelte. Aber ihr dummes Herz pochte. Wenn ich überhaupt dazu imstande wäre , hatte er
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