Club der gebrochenen Herzen
seinen älteren Bruder angehängt hatte …
Der ganze Prozess war schmerzhaft, nicht nur, weil er die Vergangenheit zurückbrachte. Dem kalten Tageslicht ausgesetzt, war der Kram zu Trödel geworden. Er war Trödel. Warum um Himmels willen die Mühe, das alles aufzubewahren, diese verstaubten Souvenirs von Ereignissen, an die er sich in manchen Fällen nicht einmal mehr erinnern konnte? Es würde schwierig sein, sie auf einem Flohmarkt loszuwerden.
Das Problem war, dass die besseren Sachen meist weg waren. Seine zweite Frau Jacquetta hatte sie abgestaubt. Während ihrer Ehe hatte sie eine lässige Missachtung gegenüber Besitztümern an den Tag gelegt – sie war Malerin, eine von Mondphasen geleitete Frau, ein kreativer Geist, auf einer höheren Ebene lebend als die Masse der Menschheit, die den Samstag damit verbrachte, die World-of-Leather-Filialen nach Designersofas abzuklappern. Buffy hatte vermutet, dass Jacquetta ihn auch zu den schlurfenden Schnäppchenjägern zählte, aber das war ungerecht, er war ebenso hoffnungslos, wenn es um weltliche Güter ging. Zum Beispiel hatte er nie herausgekriegt, wie man die Mikrowelle betätigte, die er nun, weggeschoben, unterm Bett fand.
Gekauft hatte er sie aber natürlich. Dass er Jacquetta jahrelang unterstützt hatte, als sie ein unverkäufliches Gemälde nach dem anderen produzierte, nahm sie als selbstverständlich hin, und es schien trefflich mit ihren feministischen Anschauungen zu harmonieren. Logik war nie ihre Stärke gewesen. Sie deutete sogar an, dass dem Thema Finanzen etwas Schmutziges anhaftete. Und doch, als ihre Ehe zerbrach, war sie überaus rasch aktiv geworden und hatte einen Haifisch von Anwalt aus der City engagiert, der Buffy konsequent seines Vermögens beraubt hatte, einschließlich eines Ivon-Hitchens-Gemäldes, das zu würdigen, wie Jacquetta unterstellte, nur sie sensibel genug war.
Augenblicke wie diese lähmten Buffy. Kein Wunder, dass er fürs Zusammenpacken so lange brauchte. Es waren nichtnur bittere Erinnerungen, aber die glücklichen waren genauso zeitraubend. Und dann all die Entscheidungen, die zu treffen waren: Was sollte mit den Geschenken seiner Kinder an ihn geschehen, längst in Stücke gegangene Objekte, aus Klopapierrollen, Klebstoff und Pailletten gebastelt? Brachte er es über sich, sie wegzuwerfen? Und was mit den Schachteln voll verstaubter Kassetten, aufgenommen von diversen seiner Lieben, ihre krakeligen Aufschriften inzwischen sepiafarben, allesamt verurteilt zu ewigem Schweigen, da sein neues Gerät nur CD s spielte?
»Meine Fresse, Dad, das ist bombastisch«, sagte Bruno und kam die Treppe hinunter. »Sechs verdammte Schlafzimmer, verdammte Scheiße!«
»Alle mit Waschbecken, hast du gesehen?«, sagte Tobias.
»Wenn dieses Pensions-Ding in die Hose geht, kannst du immer noch einen Puff daraus machen«, sagte Bruno.
»Tolle Idee, Bruderherz«, sagte Tobias. »Die Einheimischen würden darauf stehen. Eine Abwechslung von den Schafen.«
Bruno und Tobias glucksten. Obwohl beide längst über zwanzig waren, regredierten sie gründlich, wenn sie zusammen waren. Sie stießen einander mit dem Ellbogen an und machten kindische Witze. Sie waren gekommen, um Buffy beim Umzug zu helfen. Inmitten von Umzugskartons setzten sich die drei in die Küche und entkorkten eine Flasche Whisky.
»Bist du dir ganz sicher mit diesem Pensions-Ding?«, fragte Tobias. »Du bist immerhin schon siebzig.«
»War meine Freundin Bridie auch«, sagte Buffy.
»Ja, aber dein Herz, dein Rücken …«
»Deine Prostata«, sagte Bruno.
»Mach dir darüber keine Sorgen«, sagte Tobias. »Es gibt drei Toiletten.«
Buffy blickte seine Söhne liebevoll an, während er einschenkte. Sie würden den Abend gemeinsam verbringen, etwas, was sie schon seit Jahren nicht mehr gemacht hatten. In der Turbulenz der letzten Wochen hatten sich seine Kinder um ihn geschart. Celeste war sogar aus Frankreich angereist, um seine Habseligkeiten in Müllsäcke zu stecken. Egal, welche Motive sie hatten, sie waren überraschend hilfreich gewesen. Er erinnerte sich, dass sie alle herbeigeeilt waren, als er einen vermeintlichen Herzinfarkt gehabt hatte. Es war die Qual und all den Schrecken wert gewesen.
»Der Witz bei einer solchen Pension ist«, sagte Buffy, »dass man die Gäste nach dem Frühstück rausschmeißt und dann den Tag für sich hat.«
»Aber wer macht ihnen das Frühstück?«
»Ich natürlich.«
Seine Söhne prusteten los. Buffy war in der Tat ein
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