Club der gebrochenen Herzen
Romantik.«
Schweigen. Er konnte spüren, wie sie ihn ansah, spürte ihre drängende Erwartung.
»Glaubst du nicht?«, sagte sie.
»Was glauben?«
»Andy!«
Sie wandte sich abrupt ab. Was wollte sie denn? Immer häufiger fühlte er das Gewicht von etwas Schwerem zwischen ihnen. Er ertappte sie dabei, wie sie ihn durch zusammengekniffene Augen ansah. Ein leiser Seufzer, dann wandte sie sich ab und drückte den Schwamm aus.
Er gähnte. »Ich geh ins Bett.«
Im Badezimmer stand er vor dem Spiegel und putzte sich die Zähne. Er hörte Toni die Treppe hochkommen. Die Schlafzimmertür öffnete sich und schloss mit einem Klick. Sein Ohr tat immer noch weh. Vielleicht schlängelte sich gerade ein parasitärer Wurm durch sein Gehirn! Konnte das als Entschuldigung gelten? Tut mir leid, Liebling, ich kann heute Abend keinen Sex haben, ich bin am Sterben . Er hielt inne, die Zahnbürste in der Hand, und lauschte. Kein Laut. Vielleicht, wenn er lange genug im Bad bliebe, würde Toni einfach einschlafen.
Waren alle Frauen so? Es war keine Frage, die er seinen Kumpels stellen konnte; Männer sprachen nicht über solche Dinge, nicht einmal, wenn es um eine feste Freundin ging, und außerdem würden sie ihm ins Gesicht lachen. Sie will STÄNDIG Sex? Ach, du Armer, und du beklagst dich? Du bist ein Glückspilz!
Andy spülte den Mund aus. Er hatte natürlich Freundinnen gehabt, hatte aber mit keiner wirklich zusammengelebt. Bei Toni einzuziehen hatte ihm einiges abverlangt, doch das hier hatte er nicht vorhersehen können, auch nicht die Folge – diese Mischung aus Angst und einsetzender Erschöpfung, sobald die Nacht sich näherte. Er liebte sie, nur war die Ausdauer dieser Frau erstaunlich, ebenso die Häufigkeit ihrer Orgasmen; sie waren wie die Londoner U-Bahn, ein Rumpeln im Tunnel, das die Ankunft eines weiteren Zugs in drei Minuten ankündigte.
Andy bemerkte, dass er auf dem Rand der Badewanne saß, den Kopf an die Wand gelehnt. Wie kühl die Kacheln waren … Er könnte fast einnicken. Das Problem war, er brauchte unbedingt seinen Schlaf. Er war Postbote und musste um fünf Uhr morgens aufstehen.
»He, du.«
Toni lächelte ihn an, den Kopf zur Seite geneigt, die Augenbrauen hochgezogen. Sie trug ihren Morgenmantel aus blauem Satin.
»Zeit für die Heia«, sagte sie und nahm seine Hand.
Sie führte ihn ins Schlafzimmer, warf mit einem Achselzucken den Morgenmantel ab, drehte sich ruckartig um und sah ihn an. Sie steckte in einem schwarzen Spitzenkorsett, das ihren Busen nach oben presste; sie trug Netzstrümpfe und hohe Absätze.
»Wow«, sagte Andy.
»Bin beim Shopping im Brent Cross durchgedreht.« Sie zog ihn aufs Bett und öffnete seinen Gürtel. »Weg damit, du großer Junge.«
Nachtlichter flimmerten zwischen den Teddybären, was ihnen etwas Verschwörerisches gab. Zwei Puppen lehnten sich aneinander. Andy hatte wie immer das Gefühl, als unterbräche er etwas. Die Kuscheltiere hatten über ihn gesprochen, bevor er hereinkam, und sie würden es wieder tun, wenn er weg war. Allesamt hatten sie ihn auf dem Kieker. Er war in dieses mädchenhafte, pastellige Zimmer hineingeraten; er hatte die Zuneigung ihrer Herrin gestohlen, und er würde dafür bestraft werden.
Toni zog ihm die Socken aus. Eine Zeitlang war sie, nachdem sie ein indisches Handbuch gelesen hatte, auf tantrischen Sex abgefahren. Er war nie auf den Dreh gekommen – und vermutlich auch sie nicht. Einmal hatte er sich sogar an den Handwerker-Witz erinnert: Man bleibt den ganzen Tag zu Hause, und niemand kommt , und hatte vor Lachen geprustet, was dem Ganzen den Garaus gemacht hatte.
Toni saß jetzt rittlings auf ihm. Sie war ein schweres Mädchen; sie waren tief in die Matratze eingesunken, und sie musste sich auf einem Knie abstützen.
»Das ist so gut, so gut«, stöhnte sie und warf den Kopf zurück. Er versuchte, sich zu konzentrieren und ihr Lust zu bereiten, es war schon gut, aber seine Gedanken drifteten zum River Lee. Zu dem schattigen Ufer, das er liebte, und dem leisen Platscher, wenn das Bleigewicht ins Wasser sank … Und jetzt war er zurück in seiner Kindheit, stand am Strand von Dawlish und ließ die Kieselsteine übers Wasser hüpfen … sein Vater, der bald für alle Zeit weg sein würde, legte die Hand auf seine Schulter …
»Will Hasi Blasi?«, flüsterte Toni. Sie lag auf ihm, knuddelte sein Ohr und schob ihre Hüften von einer zur anderen Seite.
»Noch nicht«, keuchte er. Er musste sich darauf konzentrieren,
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