Club der gebrochenen Herzen
nicht zu schnell zu kommen. Sie schwitzten beide; während sie sich bewegten, machte ihre Haut kleine, sanfte Pupser.
»Ja … oh ja«, stöhnte sie.
Plötzlich flaute seine Begierde ab. Ein Bild zeigte sich vor seinem inneren Auge; er wurde wie ein Zuchtbulle von Toni herumgeführt. Sie war ein auf Konkurrenz ausgerichtetes Mädchen und hatte etwas Verbissenes beim Lieben, etwas von Schaut-mich-an. Sie führte sich auf wie ein Pornostar, nicht für ihre Teddys, sondern für ihre Freundinnen. Wir haben es die ganze Nacht lang gemacht .
»Was ist los, Liebling?« Toni rollte von ihm runter. Sie schaute auf seinen erschlaffenden Penis.
»Tut mir leid. Ich habe Ohrenschmerzen.« Das war eine Lüge; seine Ohrenschmerzen waren verflogen.
Sie blickte ihn an, ihr Haar in wilder Unordnung. Eine ihrer Brüste war aus dem Korsett gerutscht.
»Liebst du mich nicht mehr?« Errötend stopfte sie die Brust wieder zurück.
Mitleid übermannte ihn, für sie und für sich selbst. Andy wollte sagen: Ich habe an meinen Vater gedacht und daran, dass ich nicht einmal weiß, wo er wohnt, ob er noch lebt oder tot ist.Vielleicht ist der Unfall schuld, keine Ahnung. Ich fühle mich heute Abend komisch und bin hundemüde. Er wollte sagen: Du musst mir gar nichts beweisen. Ich liebe dich, ich bin hier, genügt das nicht? Er wollte ihr sagen, dass er sie bewunderte, wie sie sich aus der Armut herausgezogen hatte, aus einer Familie, die noch gestörter war als seine, wie sie mehr Beherztheit und Schneid gezeigt hatte, als er je haben würde.
»Sag etwas.« Toni lag neben ihm auf der Bettdecke und starrte zur Decke. Jetzt, da die Begierde sich verflüchtigt hatte, kam sie sich, das wusste er, lächerlich in ihrer Aufmachung vor.
»Du hast anscheinend mehr Spaß mit deinen Freundinnen als mit mir«, sagte er, »quasseln, quasseln, wie ein Wasserfall.«
»Ja, weil die reden .«
»Was soll ich dir denn sagen?«
»Irgendwas.«
»Was meinst du mit irgendwas?«
»Ach, ich geb's auf!« Sie hievte sich vom Bett. Packte ihren Morgenmantel und verschwand mit einem Türeknallen im Bad.
Ryan begann zu weinen. Andy hörte die gedämpften Klagelaute und dann Tonis Schritte. Durch die Schlafzimmerwand konnte er hören, wie sie ihren Sohn murmelnd beruhigte. Jahrelang waren es nur sie und Ryan gewesen, allein in der Welt. Sie verwöhnte ihn fürchterlich, aber was wusste Andy schon davon, alleinerziehend zu sein?
Ihr Snoopy-Wecker zeigte 00.55. Andys Körper sehnte sich nach Schlaf, doch in ihm arbeitete es. Ihm war irgendwie klar, dass er an einer Wegscheide in seinem Leben stand. Er lag nackt da, schwitzend in der Wärme. Außerhalb dieses stickigen Häuschens, das er mit einer ihm kaum bekannten, großen, jungen Frau teilte, erstreckte sich eine gefährliche Welt, in der einMensch genau an diesem Nachmittag ausgelöscht worden war. Jedes Ticken der Uhr brachte ihn seinem vierzigsten Geburtstag näher und den undeutlichen, beängstigenden Jahren darüber hinaus. Hier fühlte er sich sicher. Er war kein Eindringling, es war auch sein Zuhause. Er teilte es mit dieser provisorischen Kleinfamilie, deren Gemurmel durch die Wand zu hören war. Vor einem Jahr hatte er nicht gewusst, dass sie existierte, aber ein Klick auf seinem Computer hatte sie in sein Leben gebracht und Toni in sein Bett. Sonderbar, das Ganze.
Ein Lüftchen wehte durchs Fenster; eines der Nachtlichter flackerte und ging aus.
Toni kam herein. »Jetzt geht's ihm besser.« Sie wandte Andy den Rücken zu und begann sich zu entkleiden.
Er konnte es nicht ertragen. »Es tut mir leid«, sagte er. »Ich fühle mich bloß …«
»Was fühlst du?« Sie war vornüber gebeugt und zog sich die Strümpfe aus. Er spürte ihre Demütigung und sein Versagen.
»Eine Menge, glaube ich«, sagte er. »Hast du etwas dagegen, wenn ich eine rauche?«
»Was?« Sie richtete sich auf.
Sein Jackett lag auf dem Boden. Er neigte sich über den Bettrand, tastete in der Innenseite des Jacketts herum und nahm sich seine Zigaretten. Ans Kissen gelehnt, stieß er den Rauch aus. Es war seltsam beglückend, dieses Boudoir zu verpesten.
»Sag mir, was los ist«, bat sie.
Die Worte sprudelten aus ihm heraus. »Ich bin dem nicht gewachsen, Liebes. Ich habe das Gefühl, als wäre ich ausgestellt, ich habe das Gefühl, dass du mich mit anderen Typen vergleichst. Wie mit Ryans Dad zum Beispiel.«
»Ryans Dad?« Toni setzte sich, ein Strumpf schlabberte um ihre Fessel. »Wieso?«
»Wo der doch schwarz
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