Club der gebrochenen Herzen

gehofft, dass er an diesem Abend ein richtiges Gespräch mit Nyange führen könnte, doch die Ereignisse hatten sich dagegen verschworen; wie immer. Er erinnerte sich an ihre letzte Begegnung, an die vergebliche Suche nach einem Parkplatz. Nyange schien das nicht sonderlich zu bekümmern; sie schien mehr an der Besucherin interessiert.
    »Der Punkt ist, ich habe mich darauf verlassen, dass er alles macht«, sagte Sita. »Zum Beispiel, mein Auto reparieren. Ich stell mich bei so etwas total beknackt an. Und jetzt will ich nach Blandford Forum in diesen Pannenkurs für Anfänger . Ich muss das Gefühl haben, dass ich es selbst kann. Mein Selbstwertgefühl ist im Keller.«
    »Bei Charlie war es das Heimwerken«, sagte Nyange. »Ich hatte nicht die blasseste Ahnung. Was zum Beispiel ein Dübel ist.«
    »Ich habe noch nie etwas von diesem Charlie gehört«, sagte Buffy. »Erzähl mir von ihm.«
    »Das«, sagte Nyange, »ist schon lange vorbei.«
    »Aber –«
    »Dad, das ist passé.«
    Sita plauderte weiter. »Versteht ihr, ich brauche mein Auto für die Arbeit. Ich kann die U-Bahn nicht nehmen, ich habe Abgrenzungsprobleme.«
    »Was für Probleme?«, fragte Voda.
    »Sie meint damit, anderen Menschen zu nahe zu sein«, sagte Nyange.
    Buffy, der über seine Unzulänglichkeiten als Vater nachdachte, hatte nicht zugehört. Doch etwas, was Sita gesagt hatte, erregte mit einem Mal seine Aufmerksamkeit. Ich muss das Gefühl haben, dass ich es selbst kann  …
    Es wurde kühl. Voda stand auf und machte die Hintertür zu.
    »Will jemand Kaffee?«, fragte sie.
    Buffys Haut prickelte bei dem kühnen Gedanken – einem vermutlich verrückten Gedanken. Wie man mit Frauen redet  … Pannenkurs für Anfänger . Er sagte: »Ich habe eine Idee.«

NEUNTES KAPITEL
    Andy
    Andy hatte Ohrenschmerzen. Vielleicht ein Gehirntumor. Er lehnte sich gegen die Küchenzeile und betrachtete sein Spiegelbild. Ein sterblicher Mensch schaute zurück, geisterhaft gegen den dunklen Garten. Bald würde er vierzig sein, ein Wort, das ihm Angst einjagte. Schon bemerkte er etwas Stockendes in seinem Urinstrahl. Zweifellos die Prostata. Er neigte eigentlich nicht zur Schwarzseherei, aber am Morgen hatte es auf der Nördlichen Ringstraße einen Auffahrunfall gegeben – zwei Autos, die sich überschlagen hatten, und heulende Rettungswagen. Das hatte ihm etwas zu Bewusstsein gebracht; und den ganzen Tag über hatte er sich gebrechlich wie ein Invalide gefühlt. Er konnte sich Toni nicht anvertrauen, sie würde es als unwichtig abtun und ihr Haar schütteln.
    Schrilles Lachen drang aus dem Wohnzimmer. Heute Abend war der Zutritt verboten. Toni plante einen Junggesellinnenabend für eine ihrer Freundinnen; gemäß Anweisung war er durch die Hintertür ins Haus geschlichen. Nach dem Kreischen zu urteilen, waren sie schon längst beim Weißwein.
    Andy fühlte sich ausgeschlossen und gleichzeitig erleichtert. Es hörte sich an, als wären einige da; er war überrascht, dass sie Ryan nicht geweckt hatten. Was fanden sie denn so urkomisch? Männer und ihre Unzulänglichkeiten? Männer, wobei man sich insbesondere auf ihn bezog? Aber doch bitte nicht in seinem Zuhause. Und warum lachte Toni nie so, wenn sie beide allein waren?
    Toni hatte sein Essen in die Mikrowelle gestellt – einen Teller mit irgendetwas in Frischhaltefolie. Im Kühlschrank war Bier. Das Problem war, er hatte seine Angling Times im Wohnzimmer vergessen. Keine Möglichkeit, sie da still und heimlich herauszufischen. Er konnte sich die unterdrückten Gluckser der Frauen nur zu gut vorstellen, wenn er wieder aus dem Raum ging. Die Angling Times! Toni selbst betrachtete sein Hobby mit nachsichtigem Mitleid, eine Jungs-bleiben-Jungs-Sache. Sie hatte ihm sogar einmal leicht auf den Hintern geklopft, als er das Haus mit seiner Angelrute verließ.
    Andy rieb sich das Ohr. Vielleicht hatte er sich Dengue-Fieber eingefangen! Vor drei Tagen hatte eine Stechmücke ihn am Wasserreservoir Ruislip gestochen. Er malte sich aus, wie er auf dem Totenbett lag, schweißgebadet, umgeben von Tonis herzlosen Teddybären. Als sie ihr gemeinsames Zuhause eingerichtet hatten, hatte er gehofft, sie würde sich von ihren weichen Spielkameraden trennen – er hatte sogar angedeutet, dass seine plüschigen Zuschauer, deren Glasaugen jeder seiner Bewegungen folgten, eine hemmende Wirkung auf seine sexuelle Leistung hatten. Doch kein Glück. Und sie nannte ihn unreif.
    Die Küche war tadellos. Hatte Toni erst ihre Schürze