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Club der gebrochenen Herzen

Club der gebrochenen Herzen

Titel: Club der gebrochenen Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Moggach
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wischte mit der Serviette über ihr Gesicht. »Verdammte Hitze.«
    Amy wollte den Arm um Rosemarys Schultern legen; sie sah so groß und verlassen aus. Aber Rosemary war Engländerineiner bestimmten Generation und dazu die Frau eines Militärs; ihr wäre ein solches Zurschaustellen von Gefühl bestimmt peinlich. Also sagte Amy: »Ich wette, er kommt zurück. Er hat bloß seine Midlife-Crisis.«
    »Bisschen spät mit fünfundsechzig.«
    Amy dachte an ihren eigenen Ex, Neville, dessen Freundin jetzt schwanger war. Hätte ihr das bloß niemand gesagt! Ihr war, als würde ein Schwert ihr das Herz zerschneiden. Sie erinnerte sich an den schrecklichen Abend: Meinst du, wir sollten ein Baby bekommen ? Warum hatte sie sich so angegriffen gefühlt? Neville hatte es vielleicht ungeschickt ausgedrückt, aber sie hatte ihn geliebt, und jetzt war er für immer verloren.
    »Mein Freund kommt nie mehr zurück«, sagte sie. »Ich muss auf eigenen Füßen stehen. Mich in Autos auskennen und in allem sonst auch.«
    »Das tut mir leid, Liebes.« Rosemary tätschelte ihr das Knie. »Sicher werden Sie jemand anderen finden, ein hübsches Mädchen wie Sie.«
    »Eigentlich war er keine große Hilfe mit dem Auto. Er ist überhaupt nicht gefahren. Nur Fahrrad. Ich habe mich auf die Leute von der Arbeit verlassen – die vom Team –, dass sie es mir reparierten.«
    »Sind Sie Flugbegleiterin?«, fragte Lou.
    »Sie arbeitet beim Film, Liebes«, sagte Rosemary.
    »Aber ich habe seit Monaten keinen Job«, sagte Amy. »Das hat mir klargemacht, wie abhängig ich gewesen bin. Zeit, erwachsen zu werden.«
    »Sie haben doch bestimmt irgendwelche Berühmtheiten kennengelernt, oder?«, fragte Lou.
    »Unseren Gastgeber hat sie kennengelernt«, sagte Rosemary. »Er war mal ein recht bekannter Schauspieler.«
    »Aber er ist so fett«, sagte Lou. »Und alt.«
    »Das war nicht immer so. Er war sogar eine Art Hausfrauen-Idol der Nachmittagsvorstellungen.« Rosemary schaute zu ihrem Gastgeber am anderen Tisch. »Mir kommt es so vor, als erinnere ich mich an eine Noel-Coward-Geschichte in Guildford. Mit der Schauspielerin, wie heißt die noch mal, doch das können Sie ja nicht wissen. Und da ist natürlich seine herrliche Stimme, dunkel wie Zuckersirup.«
    Es wurde leicht an Glas geklopft. Schweigen trat ein. Ihr Gastgeber erhob sich umständlich.
    »Ein herzliches Willkommen an alle«, dröhnte er. Rotgesichtig, bärtig und beleibt war er und trug eine bestickte Weste, darüber eine grüne Samtjacke. »Nur einige wenige Punkte zum Organisatorischen.« Er machte eine Pause und überblickte den Raum. Amy, die sich mit Schauspielern auskannte, lehnte sich zurück. Man konnte darauf bauen, dass ein Vollblutschauspieler ein Drama aus allem machte, selbst aus Tampons im Klo.
    Nachdem er das hinter sich gebracht hatte, unter aufgeregtem Gekläff des Hundes, umriss er den Kurs. Ihr Leiter Nolan Evans würde sie morgen um zehn Uhr an der Werkstatt hinterm Haus treffen. Die Sitzungen würden drei Stunden dauern und Zeit für Fragen lassen. Anschließend das Lunch-Buffet. An den Nachmittagen gäbe es individuelle Tutorenstunden für diejenigen mit eigenen Autos; ansonsten wären die Teilnehmer frei, die Landschaft zu erkunden oder die Attraktionen vor Ort in Augenschein zu nehmen. Nach dem Abendessen böte sich vielfältige Unterhaltung an – Filmvorführungen in der Bar, Live-Musik im Pub. »Donnerstags ist Comedy-Nacht«, strahlte er. »Diese Woche ist unser Komiker Falafel George im Programm. Wir machen unser eigenes Entertainment.«
    Eine Teilnehmerin meldete sich. »Könnten Sie uns an einem Abend Gedichte vorlesen?«
    Sämtliche Köpfe drehten sich um und beguckten die eifrige, dunkelhaarige Frau. Eingeschüchtert durch die Aufmerksamkeit, stockte ihre Stimme.
    »Ich erinnere mich genau, als ich meine Totaloperation hatte, da habe ich Sie im Radio Die Feenkönigin lesen hören. So, als wären Sie im Zimmer und strichen mir sanft über die Stirn.«
    Voda und India waren zum Abräumen hereingekommen. Sie patschten sich auf den Mund und unterdrückten ihr Kichern.
    Nolan
    Nolan benutzte Buffys Auto als Demonstrationsmodell. Es war ein schrottreifer Citroen CX mit 168 000 Kilometern auf dem Tacho, nicht ideal als Lehrmittel, da die Hydraulik und das Elekrosystem der Citroens höchst eigenwillig waren. Buffy hatte jedoch darauf bestanden, dass der Wagen Versuchskaninchen sein sollte, so würde der nämlich eine gute Überholung kriegen – ein kostenloser

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