Club der gebrochenen Herzen
entgegenzunehmen.
»Verpiss dich, Fig!« India gab dem Hund einen Tritt und wandte sich an Buffy. »Kannst du den nicht irgendwo einsperren?«
Die Küche war voller Dampf. India und Voda hackten und brutzelten wie wild, India agierte als stellvertretende Küchenchefin. Sie hatte angeboten, für die fünf Tage auszuhelfen. Buffy war sehr berührt; es erfreute sein altes Herz, dass sie den weiten Weg von London hierher gefahren war, um ihrem Stiefvater beizustehen. »Kein Problem«, sagte sie. »Ich habe eine Auszeit gebraucht.« Außerdem hatte sie sich in Knockton verguckt, in den jovialen Metzger, in die Secondhandläden, die von abgeschlafften Hippies geführt wurden, und in Audreys verstaubten Laden, der vollgestopft war mit wackeligen Pappschachteln mit Pantoffeln. »Ist die Provinz überall dort«, hatte India gefragt, »wo nicht London ist?« Sie wohnte in Vodas Cottage, da – zum ersten Mal – alle Zimmer belegt waren.
Buffy blickte liebevoll auf die beiden jungen Frauen mit den schweißnassen Gesichtern; auf die nikotinverfärbte Decke, die fliegenverdreckte Neonröhre; auf das Spülbecken, zugestellt mit Pfannen. Wenn das nicht real war, was dann? Und jetzt klingelte es an der Tür, ein Spätankömmling. Es war bald an der Zeit, sich die Schürze auszuziehen und den Posten hinter der Bar einzunehmen.
Amy
»Ich bin so was von kein Strandmensch«, sagte Lou, während sie eine Möhre aufspießte. »Wozu ewig in der Sonne rumliegen? Ich lerne gern etwas in meinen Ferien.« Kauend hakte sie die Kurse ab, die sie besucht hatte – Sporttauchen, Spanisch für Anfänger, Sing dich frei! »Eigentlich bin ich nicht wahnsinnig interessiert an Autos; wenn meins kaputtgeht, rufe ich einfach den Automobilklub an. Aber das hier war der einzige Kurs mit freien Plätzen.«
Lou arbeitete als Sekretärin in einer Anwaltssozietät in Droitwich. Sie hatte eine blässliche Haut, vernarbt von Akne. Für eine kleine Frau konnte sie tüchtig zulangen, allerdings war das Essen ja auch köstlich – Tomaten-Basilikum-Tarte, gefolgt von walisischem Lamm und geschmortem Gemüse, zum Nachtisch Pflaumenweincreme. Ihr Blick wanderte flatternd im Raum herum. Amy erkannte in ihr eine weitere einsame Seele – das rabiat geglättete Haar, das eifrige Erforschen der versammelten Gästeschar, die chronische Enttäuschung.
»Bin ich blöd«, seufzte Lou. »Ich hätte es mir denken können, nur Frauen.«
Es gab allerdings einen Kerl. Amy hatte mit ihm beim Willkommenstrunk geplaudert. Sie hatte seinen Namen nicht verstanden, und jetzt war es zu spät. Doch Lou hatte ja Recht. Neun Frauen verschiedenen Alters saßen an zwei Tischen und aßen im Kerzenlicht zu Abend. Einige übernachteten woanders; sie hatten eine leicht wehmütige Miene, wie Externe einer Internatsschule. Denn die hier Wohnenden hatten sich bereits angenähert, was sich vornehmlich durch das Schlangestehen am Bad ergeben hatte.
»Nicht ganz die Ausstattung, die ich erwartet habe«, sagte Rosemary an ihrem Tisch. »Aber das gehört zu dem besonderen Charme. Douggie hätte ein Riesentheater gemacht, aber er ist zum Glück nicht hier. Wahrlich eine Erleichterung.« Sie schnaubte vor Zufriedenheit. »Jetzt muss sie sein Nörgeln ertragen. Und sein Schnarchen. Geschieht ihr recht, der hinterhältigen, blöden Kuh.« Offensichtlich hatte Douggie versucht, das Auto mitzunehmen, doch sie hatte die Schlüssel versteckt. »Ich sehe sie genau vor mir, wie sie da an der Bushaltestelle im Regen stehen. Das junge Liebesglück, nicht wahr?« Sie trank ihr Glas aus. »Ich gebe dem Ganzen drei Monate.«
Rosemary hatte sich für diesen Kurs in einer Anwandlung von Rebellion angemeldet. Anscheinend hatte Douggie sie bevormundet, Frauen am Steuer generell; er verdrehte jedes Mal die Augen, sobald er eine beim Einparken sah. Wenn Rosemary fuhr, saß er stocksteif neben ihr und zog scharf den Atem ein, und wenn sie bremste, stemmte er den Fuß auf den Boden und ließ sich theatralisch nach vorn fallen.
»In Wirklichkeit bin ich ein viel besserer Fahrer als er. Er gehört zu den Kriechern, sie werden langsamer, wenn sie reden. Manchmal hält er den Wagen mitten auf der Straße an. Das ist zum Verrücktwerden. Und er parkt zig Kilometer vom Bordstein entfernt. Aber ich habe immer geschwiegen, um seinen dummen Stolz nicht anzukratzen. Was tut man nicht alles, wenn man verheiratet ist.« Rosemarys Stimme zitterte. »Und man sieht ja, wohin es mich gebracht hat.« Sie wandte sich ab und
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