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Club der gebrochenen Herzen

Club der gebrochenen Herzen

Titel: Club der gebrochenen Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Moggach
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Schild im Fenster besagte: Kein Zimmer frei!
 
    Fernsehzuschauer eines reiferen Jahrgangs können sich an ihn erinnern als den plaudersamen Wirt in der Fernsehserie Bett und Tisch , die nach der ersten Staffel schmählich gestrichen wurde. Jetzt jedoch hat der in Ruhestand lebende Schauspieler Russell Buffery, 71, diese Rolle in der Wirklichkeit übernommen. Vor einem Jahr vermachte ihm eine liebe Freundin ihre Frühstückspension in der malerischen Stadt Knockton. »Es kam wie ein Blitz aus heiterem Himmel«, sagt Russell ›Buffy‹ Buffery, während er sich im Garten des historischen Anwesens entspannt. »Doch ich war bereit für eine neue Herausforderung fern des geschäftigen Treibens der City.« Die Theaterschminke mit dem Farbpinsel tauschend, machte er sich daran, dem schönen georgianischen Gebäude seine frühere Pracht zurückzugeben, und schon bald wieder in Gang gesetzt, floriert die Pension. »Jeder Schauspieler spielt gern vor vollem Haus«, scherzt er, »und ich werde eine lange Laufzeit haben.«
         Da indes unser dynamischer Mime nie damit zufrieden ist, sich auf seinen Lorbeeren auszuruhen, ist er auf eine neuartige Idee gestoßen. Er, dem das Ehekarussell nicht unbekannt ist – »ein Jammer, es gibt da keine Honorare für Wiederholungen«, scherzt er, »sonst wäre ich ein reicher Mann« –, bietet nun Kurse an für Geschiedene. »Also, Sie haben sich getrennt«, sagt er. »Das passiert den Besten von uns. Aber in jeder Ehe herrscht Arbeitsteilung, und aller Wahrscheinlichkeit nach haben Sie sich auf die bessere Hälfte wegen etwas verlassen, das Sie selbst nicht hinkriegen – wie das Haus instand zu halten oder die Finanzen zu regeln. Wenn die bessere Hälfte weg ist, ist man hilflos wie ein Baby. Melden Sie sich daher im Myrtle House an, undin einer Woche können Sie auf eigenen Füßen stehen. Das in Verbindung mit der schönen Landschaft ringsum und einem Drei-Gänge-Menü, zubereitet aus regionalen Produkten, bringt Sie auf den Weg der Besserung.« Der erste Kurs: PANNENHILFE FÜR ANFÄNGER beginnt am 15. September. »Es ist billiger als eine Therapie«, fügt er mit seinem für ihn so typischen Schmunzeln hinzu. »Und wer weiß? Vielleicht sind es nicht nur die Zündkerzen, die zünden.«

ELFTES KAPITEL
    Amy
    »Ich habe den Express noch nie gelesen«, sagte Rosemary. »Ich habe ihn zufällig beim Zahnarzt liegen sehen.«
    »Ich auch«, sagte Amy. »Im Wartezimmer.«
    Die zwei hatten sich zur selben Zeit angemeldet. Es stellte sich heraus, dass sie das Doppelzimmer mit den zwei Einzelbetten teilten, da sie die Letzten waren, die sich für den Kurs eingetragen hatten.
    »Unser Gastgeber kommt mir bekannt vor«, sagte Rosemary. »Vielleicht habe ich ihn schon irgendwo einmal getroffen.«
    »Er ist Schauspieler«, sagte Amy. »Ich habe einmal für eine Miss Marple -Produktion sein Make-up gemacht. Ist mir gerade eingefallen.«
    »Machen Sie das beruflich? Wie glamourös!«
    »Nein, nicht wirklich.«
    »Ich schwärme für Miss Marple . Besonders, wenn sie von der, wie heißt sie noch mal, gespielt wird.« Rosemary öffnete den Reißverschluss ihres Koffers und begann, ihre Kleidung auszupacken. »Ich habe, außer in den vierzig Jahren mit Douggie, nie ein Zimmer mit jemandem geteilt«, sagte sie. »Mir macht das nichts aus, wenn es Ihnen nichts ausmacht. Sofern Sie nicht schnarchen.«
    »Ich glaube nicht«, sagte Amy. »Jedenfalls hat sich noch niemand darüber beklagt.«
    »Douggie war so ein Schnarcher, wie ein Warzenschwein beim Jungekriegen. Musste ihn immer mit dem Ellbogen anstoßen.« Rosemary zog ihren Kulturbeutel heraus. »Wenigstenshaben wir unser eigenes Waschbecken.« Sie schaute zu dem Ungetüm. »Ich habe seit der Zeit, wo Edward Heath Premierminister war, kein Avocadogrün mehr gesehen. War vor Ihrer Zeit, meine Liebe.«
    Amy war erleichtert über eine ältere Zimmergenossin. Bei irgendeinem gertenschlanken Geschöpf im Tanga würde sie sich noch unzulänglicher vorkommen, als sie sich schon fühlte. Rosemary war eine grobknochige Frau aus Aldershot; sie trug einen marineblauen Rock und eine geblümte Bluse. Ihr Mann hatte anscheinend in einem Regiment gedient, bevor er in Pension gegangen und prompt mit der Kellnerin in seinem Golfklub getürmt war. »Ein richtiger Hornochse«, sagte sie. »Alter schützt vor Torheit nicht. Weiß der Kuckuck, was sie in ihm sieht.« All das hatte Amy erfahren, noch bevor sie ihre Koffer auf die Betten gehievt hatten.
    Eigentlich

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