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Club der gebrochenen Herzen

Club der gebrochenen Herzen

Titel: Club der gebrochenen Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Moggach
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Service gewissermaßen –, im Übrigen konnten die Kursteilnehmer ihre eigenen Autos an den Nachmittagen durchchecken lassen.
    Nolan hatte zugestimmt. Er war ein entgegenkommender Bursche, und Buffy war der Boss. Außerdem brauchte er Geld. Er war jetzt über ein Jahr arbeitslos und hatte wegen der Gemeindekürzungen seine Straßenarbeit verloren. Ihm tat es in der Seele weh, wenn er die Auswirkungen der Rezession auf seine geliebte Heimatstadt sah. Der Asphalt war während desstrengen Winters aufgebrochen, doch die Schlaglöcher wurden nicht ausgebessert, und die Autos bespritzten bei Regen die Fußgänger mit Matsch. Unkraut überwucherte den Spielplatz von St. Jude's, seiner ehemaligen Grundschule. Klar, nicht nur er war arbeitslos. Die Hälfte seiner Freunde hatte keinen Job und benebelte sich das Gehirn mit Cannabis. Und dann waren da die Schließungen. Der Jugendklub war zugenagelt; der Busdienst reduziert. Selbst das alte Gerichtsgebäude neben Myrtle House – ein Prachtbau und der ganze Stolz von Knockton – stand zum Verkauf.
    Glücklicherweise war er Optimist. Er musste es seiner Mutter wegen sein. Sie wohnten zusammen in einer Sozialwohnung hinter der Umgehungsstraße, und er war alles, was sie hatte.
    Nolan trug seinen Werkzeugkasten zur Tür. Es war Montagmorgen. Hey-ho, hey-ho, it's off to work we go . Er tänzelte fast den Korridor entlang. Zum ersten Mal seit Monaten konnte er das Muskelspiel unter seiner Haut spüren. Natürlich war da die Angst, dass er es vermasseln könnte, doch das gehörte zum Adrenalinkick.
    »Tschüss!«, rief er.
    »Vergiss ja nicht meine Pillen«, sagte Shirley und hievte sich auf dem Sofa in Position. Sie angelte nach der Fernbedienung unterm Kissen.
    »Ich versuch's, Mami, aber es könnte sein, dass ich zum Abendessen bleiben muss.«
    Der Fernseher dröhnte los. Shirley wandte ihm ihren massiven Rücken zu. »Das ist schön. Und wenn ich eine Panikattacke kriege, kümmert dich das einen Scheißdreck.«
    »Sei nicht albern –«
    »Ich weiß, was du denkst. Ich sollte meinen fetten Hintern bewegen und sie mir selbst holen.«
    Genau das dachte er. »Entschuldigung. Natürlich hole ich sie.«
    Nolan ging zurück und küsste sie auf den Scheitel. Dabei schaute er auf ihre Schenkel, kissengroß in dem grauen Trainingsanzug. Erst seit kurzem war sie wie ein Ballon angeschwollen. Sie hatte ihn mit siebzehn bekommen; Fotos aus jener Zeit zeigten ein junges Mädchen mit knickrigen Beinen wie eine Stabheuschrecke. Verborgen im Fett war der Teenager voller Lebensfreude und Witz, Hoffnungen und Träume, der mit ihm in der Küche zu Jumpin' Jack Flash herumgetanzt war.
    Er kannte sie so gut. Während er zur Fußgängerunterführung ging, spürte er, wie sie noch fünf Minuten abwartete für den Fall, dass er etwas vergessen hatte. Sobald er die Hauptstraße erreicht hätte, würde sie aufspringen und erstaunlich schnell beim Kühlschrank sein.
    Amy
    »Ehrlich gesagt, es ging ins eine Ohr rein und ins andere raus«, sagte Nina beim Mittagessen. »Was genau ist eine Drehstromlichtmaschine?«
    Nina war die eifrige dunkelhaarige Frau, die so gern der Feenkönigin gelauscht hatte. Sie führte einen Kleiderladen in Whitstable; ihr Mann war vor kurzem gestorben, und ihre Tochter hatte sie gedrängt, sich für den Kurs anzumelden.
    »Das ist nicht Nolans Schuld«, sagte Amy. »Meiner Meinung nach hat er die Dinge sehr gut erklärt.«
    Nina tippte mit ihrer Gabel an Amys Teller. »Sie stehen auf ihn, meine Liebe.«
    »Das ist so nicht wahr«, log Amy.
    »Na, jedenfalls alle anderen«, sagte Nina. »Kein Wunder, dass wir uns an nichts erinnern. Ich habe gedacht, mit meiner Libido wäre es auch vorbei, als mein lieber Mann verstarb.« Sie nippte an ihrem Preiselbeersaft. »Einfach überwältigend, wie ein griechischer Gott. Und was noch besser ist, er ist sich dessen anscheinend überhaupt nicht bewusst. Ist eben ein Junge vom Land, Gott segne ihn. Man bekommt keine Komplimente von einer Kuh.«
    Nina hatte Recht, Nolan hatte eine betörende Wirkung auf die versammelten Frauen. Während sie sich um die offene Motorhaube scharten, waren die Augen von dem rostigen, unverständlichen Motorinneren zu den windhundschlanken Lenden ihres Lehrers in verblichenen Jeans gehuscht. Zu seinem schwarzgelockten Haar und dem vollkommenen Profil; seinen gebräunten Vorderarmen und den schmierigen Fingerspitzen; zu seinen buschigen Augenbrauen, die sich wie Raupen hoben, wenn einer von ihnen eine dumme Frage

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