Club der gebrochenen Herzen
Waliser Grenze, dessen Außenanlagen durch das National Gardens Scheme der Öffentlichkeit zugänglich waren. Der Himmel wusste, warum sie den Kurs übernehmen wollte. Vielleicht war sie wie viele andere Familien vom Landadel verarmt. Vielleicht mochte sie es auch nur, Leute herumzukommandieren.
»Kann man nebenher ein paar praktische Tipps für diesen Garten hier abzweigen?«, fragte Buffy. »Sie könnten ihn als Ihr Versuchskaninchen benutzen, um es mal so auszudrücken.«
Lavinia lächelte nicht. Aus dem Fenster blickend, nickte sie kurz. Buffy war erleichtert. Das war ja Teil des ursprünglichen Plans. Obwohl er den Rasen im Sommer hatte mähen lassen, war der Rest des Gartens ein wildes Durcheinander. Jetzt, daer sein Auto in Schuss hatte, war es an der Zeit, den Garten in den Griff zu kriegen. Und das Schöne daran war, dass die Leute dafür zahlten .
Der erste Kurs war insgesamt ein Erfolg gewesen. Nicht alles war nach Plan gelaufen, doch was lief im Leben schon nach Plan? Am dritten Tag hatte sich Rosemary für die zweiten Flitterwochen mit ihrem Mann zum Brecon-Beacons-Nationalpark abgesetzt; Des war, statt sich in India zu verlieben, mit Bella im Bett erwischt worden; Amy war in Nolans Haus gelandet. Sie erschien jeden Morgen sexgesättigt und streichelte, wenn niemand guckte, zärtlich seinen Po. Und dann gab es noch die Splittergruppe der Schmuckfertiger, die den Kurs aufgekündigt hatten und behangen wie Weihnachtsbäume nach Hause gefahren waren. Aber sie hatten sich alle gut unterhalten, und der Kurs hatte einen bescheidenen Gewinn abgeworfen.
Voda und er bereiteten das Haus für den nächsten Zustrom vor. Die Zimmer waren gebucht, der Überschuss an Teilnehmern in der näheren Umgebung untergebracht. Diese beängstigende Balcombe hatte ihren Unterrichtsplan für die nächste Woche auf einem Arbeitsblatt festgehalten, wobei jedes Thema einzeln aufgeführt und in die ihm zugeteilte, halbstündige Spalte gesteckt war, plus zehn Minuten für Fragen. Es würde ihn nicht überraschen, wenn sie in hohen Wasserstiefeln aufträte.
Auch diesmal kam India wieder, um zu helfen. Das war höchst willkommen – im letzten Kurs waren sie ständig auf Trab gehalten worden. Sie war ein Geschenk des Himmels. Außerdem genoss Buffy immer ihre Gesellschaft. Aber hatte das Mädchen denn nichts Besseres zu tun, als Wasserträger ihres Stiefvaters zu sein? Er hatte sogar Jacquetta angerufen und sie um ihre Meinung gefragt, doch seine Ex war wie üblich vage geblieben. »India hat Probleme«, hatte sie gesagt und ihm ausgiebig über ihre eigenen Experimente mit Skulpturen aus Brennholz berichtet. An welchem Punkt seiner Ehe war ihm das Ausmaß von Jacquettas Selbstbezogenheit eigentlich aufgegangen? Viel zu spät, aber das ist die Heimtücke des Begehrens.
India half Voda beim Bettenmachen. Buffy schmerzte der Rücken, er konnte schwerere Aufgaben nicht bewältigen. Sein Job war es, bei Teebeuteln für Nachschub zu sorgen. Wie er gerade dabei war, erzählte ihm India von der unmittelbar bevorstehenden Ankunft seines Enkelkindes.
»Das Baby muss jeden Tag kommen«, sagte sie. »Brunos Kätzchen wirft bald.«
Es wurde Zeit, dass Buffy Großvater wurde. Obwohl mehrere seiner Kinder sich dem mittleren Alter näherten, hatte sich bislang keiner fortgepflanzt. Quentin hatte immerhin die Ausrede seines Schwulseins, aber was war mit den anderen? Hatte das ganze Gemurkse ihrer Eltern ihr Vertrauen darauf, selbst mal Eltern zu sein, zerstört? Heutzutage schob man es bis auf weiteres auf – zumindest Frauen wie Nyange mit ihrer äußerst erfolgreichen Karriere. Doch die biologische Uhr tickte; zwar hielt Buffy Brunos Freundin für ein quengliges Persönchen, er war ihr aber dankbar, dass sie sich da reingekniet und es zu etwas gebracht hatte.
Buffy gefiel sich als potentieller Großvater, und er hatte die Rolle schon seit Jahren einstudiert. Jeder sagte, die sei so viel einfacher als die Elternrolle. Weiß Gott, als Vater hatte er Fehler gemacht, aber nach allen Aussagen war es bei einem Enkelkind etwas anderes. Weniger Verantwortung, mehr Spaß und so. In gewissem Maße traf das schon auf die Stiefkinder zu.Seine Zuneigung für India war selbst in ihren Teenagerjahren ungetrübt geblieben von den komplexen, mit Schuldgefühlen beladenen Beziehungen, die er mit den Früchten seiner Lenden gehabt hatte. Ausgenommen Celeste. Nachdem sie mit dreiundzwanzig als fertige Erwachsene in seinem Leben aufgetaucht war, hatten sie
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