Club der gebrochenen Herzen
Doch auf einmal war sie im Spannungszentrum seines Lebens. Bella hatte keine Chance – sie selbst hatte sogar vergessen, dass Bella der Auslöser von allem war. So viel war passiert, sie kam kaum noch mit; es schien schon eine Woche vergangen, seit sie die Irrsinnstour nach Llandeilo unternommen hatte, dabei war es, nicht zu glauben, erst am Morgen gewesen.
Es war spät, elf Uhr, und der Parkplatz leer. Ihr Punto stand einsam unter den Bogenlichtern. »Möchten Sie fahren?«, fragte sie Nolan.
Ein intimer Akt, ihm die Schlüssel zu geben, als wären sie verheiratet. Er verstaute seine langen Beine auf der Fahrerseite, und sie fuhren los durch die schlafenden Vororte von Hereford.
Etwas hatte sich in Nolan gelöst. Auf der Rückfahrt redete er ununterbrochen. Er erzählte ihr von seinem Traum, eine eigene Autowerkstatt zu eröffnen, und wie ihm die Chance zunichte gemacht wurde, weil die Bank sich geweigert hatte, ihm ein Darlehen zu gewähren. Wie es dazu gekommen war, dass er für die Kommune Straßen repariert hatte, eine Stellung ohne Zukunft, zumindest aber eine Stellung, bis er arbeitslos wurde. Wie ihm, als die Monate verstrichen, die Energie flöten ging und er zum alten Eisen zählte. Viele seiner Kumpels waren in derselben Lage, sagte er. »Ich sollte dankbar sein, dass ich keine kleinen Münder zu füttern habe.«
Amy fühlte einen Stoß im Unterleib. Kleine Münder zu füttern . Sie sollte sich inzwischen daran gewöhnt haben, aber sie war jedes Mal wieder überrumpelt. Wurde sie auch langsam hysterisch wie Shirley? Ein Baum tauchte schemenhaft imScheinwerferlicht auf und war sofort verschwunden. Sie fuhren durch ein Dorf, ein Schlafzimmerfenster war erleuchtet. Sie war verzweifelt. Bald wäre Nolan weg; sie selbst auch. Sie waren beide im Grunde heitere Menschen, aber das Leben hatte sie besiegt. Wenn sie je wieder arbeitete – und das war keineswegs sicher –, wäre sie zum sporadischen, sterilen One-Night-Stand verdammt. Ein schnelles Gefummel mit Männern wie Keith, dem Motorradtyp oben in Lincolnshire oder sonstwo. Keine Wurzeln, nichts. Bloß ständige Ortswechsel, und Schminke auf Gesichter klatschen für Filme, die sie nie sehen würde. Filme, sich auflösend in Luft, nichtig und flüchtig.
Nolan hielt vor Myrtle House an und stellte den Motor ab.
»Was für eine Nacht«, sagte er. »Vielen Dank, Sie waren eine echte Hilfe.«
Wollte er sie küssen? Nein.
»Wie kommen Sie nach Hause?«, fragte sie. »Soll ich Sie fahren?«
»Es ist nur die Straße hoch«, sagte er. »Ich kann laufen.«
Er öffnete die Tür. In dem Augenblick erschien Buffy mit brennender Zigarette, er führte den Hund um den Block.
»Hallo. Sie leben ja auch noch!«, sagte er. »Wir haben uns Sorgen um Sie gemacht.«
Sie erklärte, dass Nolans Mutter plötzlich erkrankt war. Als sie aus dem Auto stieg, sagte Buffy: »Äh – das ist jetzt ziemlich peinlich.«
»Was ist peinlich?«, fragte sie.
Buffy räusperte sich. »Jemand ist auf Ihrem Zimmer. Rosemarys Mann. Ich glaube, da läuft gerade so was wie die Wahrheits- und Versöhnungskommission.«
Schweigen. Sie sahen zu, wie der Hund sein Bein gegen die Recycling-Tonne hob.
»Ich kann nicht ins Bett?«, fragte Amy.
»Wir sollten ihn da rausschmeißen«, sagte Buffy und ging zur Tür. »Es ist Ihr Zimmer, er hat darin nichts zu suchen.«
»Warten Sie«, sagte Nolan.
Sie drehten sich beide zu ihm.
»Kommen Sie, wir fahren zurück«, sagte er zu Amy. »Sie können im Zimmer meiner Mum schlafen.« Nolan stand im Lampenlicht da, die dicken Augenbrauen hochgezogen. »Bitte. Ich würde mich über die Gesellschaft freuen.«
ZWÖLFTES KAPITEL
Buffy
Gärtnern für Anfänger war für den frühen Oktober geplant, bevor das kalte Wetter einsetzte. Das Frühjahr wäre als Wachstumszeit wohl besser gewesen, aber sollte dieser Kurs hier ein Erfolg werden, könnte man einen weiteren planen.
»Ich werde mich aufs Beschneiden konzentrieren, aufs Unkrautjäten, Pflanzenbestimmen, die Herbstaussaat, Staudengruppierungen, Bodenarten, auf die Planung eines eigenen Gartens, bei Null angefangen, auf Pflanzen für den Schatten, für die Stadt, für Blumenkästen und für Gefäße. Nicht zu vergessen, Grundkenntnisse im Gemüseanbau.« Lavinia Balcombe, die Kursleiterin, schaute Buffy an. »Wie klingt das?«
»Fantastisch«, strahlte Buffy. Bei Gott, die Frau war furchteinflößend. Eine echte Baroness, Herrin über einen riesigen Gebäudekomplex in Shropshire, jenseits der
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