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Club der gebrochenen Herzen

Club der gebrochenen Herzen

Titel: Club der gebrochenen Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Moggach
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Mal genauso komisch, obwohl Douggies bellendes Lachen an diesem Abend gekünstelt klang.
    Rosemary wusste, es war feige von ihr, jedwede Konfrontation aufzuschieben, aber ein Teil von ihr wollte, dass er litt. Nachdem er ihr solchen Schmerz zugefügt hatte, erfüllte es sie mit grimmiger Genugtuung, ihn so unbehaglich zwischen den anderen Gästen zu sehen, außerstande, frei mit ihr zu sprechen. Überdies scheute sie sich vor dem, was er zu sagen hatte. Es brach ihr das Herz, dass sie Angst davor hatte, allein mit dem einst so innig geliebten Mann zu sein, aber sie hatte keine Ahnung, welche Bombe er diesmal platzen lassen würde. Vielleicht wollte er eine Versöhnung. Vielleicht war das Mädchen schwanger. Weiß Gott, was sich im Innersten des Mannes abspielte, der ihr einmal so vertraut gewesen war.
    Sie hatte ihn fünf Monate lang nicht gesehen, und sein Äußeres schockierte sie. Er sah hager und ungepflegt aus. Er war auch unrasiert; Stoppeln standen jungen Männern bestens, Männer mittleren Alters hingegen sahen damit wie Alkoholiker aus. Vielleicht war er erschöpft vom heftigen Sextreiben –nein, sie durfte nicht daran denken. Ohnehin fiel es ihr ziemlich schwer, sich bei Douggie Derartiges vorzustellen, dafür kannte sie ihn zu gut. Vielleicht war er, als er sich in das möblierte Zimmer zurückzog, einfach zu seinem saloppen Junggesellenleben regrediert. Vielleicht mochte es dieses schreckliche Mädchen ja auch, dass er wie ein Obdachloser aussah. Er war obdachlos. Die Wohnung des Mädchens war lediglich für Besuche, und sein möbliertes Zimmer war gemietet. Rosemary hatte es nicht gesehen. Offenbar war es irgendwo hinter dem Sainsbury-Markt in Aldershot, doch nicht einmal zum Spionieren war sie daran vorbeigefahren. Sie konnte es nicht ertragen . Auch die Kinder waren ihres Wissens nie dort gewesen. Sie sprachen nicht mit ihm, sie waren noch zu wütend.
    Auf dem Bildschirm lebte Bill Murray sein Leben erneut und versuchte, es dieses Mal richtig zu machen. Rosemary war sich des Körpers neben ihr bewusst, eine Handbreit Raum zwischen ihr und ihrem Mann. Der Hund saß an ihrer anderen Seite. Er hatte sie ins Herz geschlossen und schleckte ihr die Finger einzeln ab.
    Jetzt lief der Nachspann. Jemand machte das Licht an. Douggie beugte sich zu ihr und flüsterte: »Können wir irgendwo allein sprechen?«
    Sie verließen den Raum, während die Köpfe sich zu ihnen umdrehten. Rosemary führte ihn nach oben. Sie schloss die Schlafzimmertür und setzte sich auf Amys Bett. Douggie saß zusammengesackt auf dem Bett gegenüber, die Hände hingen trübsinnig zwischen den Knien, wie ein alter Mann vor einem Wettbüro. Er schien um Jahre gealtert, seit sie ihn zuletzt gesehen hatte. Aber auch sie fühlte sich älter. Komisch, dachte sie, wie die Ehe einen so lange unberührt halten kann.
    »Ich werde sagen, was ich sagen muss, und dann gehen«, sagte er.
    »Was, zurück nach Aldershot?«
    »Ich musste dich einfach sehen.« Er hob den Kopf, seine Augen wässrig. »Oh, Rosy, ich weiß nicht mehr, was ich tun soll.«
    »Hat sie dich rausgeschmissen, ja?«
    Er zuckte gequält zurück. Gelächter aus dem Wohnzimmer drang nach oben.
    »Warum bist du hier, Douglas?«, fragte sie.
    Der Name Douglas erschreckte sie beide. Er fuhr sich mit den Fingern durchs Haar und blickte verzweifelt im Zimmer umher. »Komisch, dass du hier bist, ohne mich.«
    »Was soll daran komisch sein.«
    »An diesem Ort. Wo wir doch so lange Zeit alles zusammen gemacht haben.«
    »Mir gefällt es hier sehr gut«, sagte Rosemary. »Und ich mag meine Zimmergenossin. Ich weiß nicht, was mit ihr passiert ist, hoffentlich ist alles in Ordnung.«
    Sie sah, dass Douggie auf ihrem Nachthemd saß – dem kuscheligen, rosafarbenen aus gebürsteter Baumwolle, das sie sich gekauft hatte, nachdem er sich verpisst hatte. Es war neue, ihm unbekannte Kleidung. Hoffentlich hatte er das Nachthemd nicht bemerkt; der Bubikragen hatte etwas von einem Pflegeheim.
    »Ich vermisse dich«, sagte er. »Ich vermisse die Kinder. Und die Enkelkinder.« Er versuchte zu lächeln. »Ich vermisse sogar das Rasenmähen.«
    Sie antwortete nicht. Die Kirchenuhr schlug elf. Sie warteten auf die Schläge.
    »Wir reden nie wirklich über Sachen, oder?«, sagte er.
    »Was für Sachen?«
    »Uns.«
    »Bisschen spät jetzt.«
    »Ja?«, fragte er und hob das Gesicht.
    »Du hast alles weggeworfen«, sagte sie. »Uns alle, alles, was du geliebt hast, um mit dieser Dings da

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