Club der gebrochenen Herzen
beide von null anfangen können, und wie erfreulich war das gelaufen.
»Sie werden mir simsen, wenn sich was tut«, sagte India.
»Ich hab gedacht, dein Handy funktioniert hier nicht«, sagte Buffy.
»Ich bin von Orange weg«, sagte sie und schaute Voda an. »Ich bin jetzt bei Vodafone.«
Buffy kicherte. »Wie passend.«
»Was?«, sagte India scharf. Aus irgendeinem Grund errötete sie.
Er wandte sich an Voda. »Da wir gerade davon reden, ich habe Sie schon immer fragen wollen –«
»Nicht.« Voda hielt abwehrend beide Hände hoch. »Handys waren da noch nicht erfunden. Ich bin nach einer nordischen Gottheit benannt worden, aber man hat bei der Rechtschreibung einen Patzer gemacht. Kurz und bündig: Mum und Dad.«
»Jeder fragt sie das«, sagte India. »Sie hat die Nase voll davon.«
Buffy schaute India überrascht an. Woher wusste sie das? Und warum war ihr Ton so besitzergreifend?
Voda warf India einen finsteren Blick zu. Warum? Etwas ging zwischen ihnen vor, der Teufel mochte wissen, was.
India wechselte das Thema. »Ich staune, dass jemand für dieses Zimmer wirklich Geld bezahlt.« Die Arme bepackt mit Laken, beäugte sie kritisch die Frisierkommode, deren gebrochenes Bein mit Palgrave's Golden Treasury gestützt wurde. Sie waren im Blue Room, demjenigen mit der undichten Decke. Da es nicht regnete, war der Eimer diskret unterm Waschbecken verstaut.
»Du klingst wie Nyange«, sagte Buffy. »Egal, wenn die Kurse ein Erfolg sind, kann ich das Dach reparieren lassen.«
In diesem Augenblick klingelte es. Buffy eilte nach unten und fand einen frühen Ankömmling auf der Türschwelle.
»Bitte um Entschuldigung«, sagte der Mann. Er zog ein zerknittertes Blatt Papier aus der Tasche und befragte es. Eincheckzeit: ab 14 Uhr . »Soll ich wieder gehen?«
»Natürlich nicht.« Buffy blickte auf die Uhr. Fünf vor zwölf. »Kommen Sie rein, und trinken Sie was mit mir.«
Für Buffy war es noch immer verblüffend, über eine Bar zu verfügen, wo er sich, ohne zu zahlen, seinen eignen Drink einschenken konnte. Ein verbotener Kitzel ging davon aus. Eines Tages würde er eine angemessene Vorrichtung bekommen, in der die Flaschen mit dem Hals nach unten hingen; momentan standen sie einfach nebeneinander auf einer Anrichte.
Der Mann, der sich als Harold Cohen vorgestellt hatte, schaute sich die Plakate an. »Ich dachte mir schon, ich kenne Sie«, sagte er. »Sie sind doch Schauspieler? Ich habe Sie in der Geschichte mit Anna Massey gesehen. Sie waren ein libanesischer Zuhälter.«
Buffy reichte ihm einen Gin Tonic. »Nicht meine Sternstunde«, sagte er. »Leichter Fall von Fehlbesetzung.«
Sie machten es sich bequem. »Pia, meine Frau, war beim Theater. Aber Tanz war eher ihr Fall, je obskurer und fremder, desto besser.«
»Ich hatte auch so eine«, sagte Buffy. Er erinnerte sich, wie Jacquetta ihn mitgeschleppt hatte, um die Pina-Bausch-Truppe zu sehen, ein Haufen flachbrüstiger Frauen, die sich mit Stühlen bewarfen. Dem war ein hitziger Streit im Pizza-Schnellimbiss gefolgt und ein einwöchiges Schmollen beiderseits.
Harold stieß einen Seufzer aus. »Wohl eher Frauensache«, sagte er. »Wie ich zu meinem Leidwesen feststellen musste.« Er hatte ein kummervolles, jüdisches Gesicht und ein ungepflegtes Aussehen. Buffy erkannte einen weiteren Flüchtling vom Schlachtfeld der Ehe; die ausgefransten Manschetten und die heruntergezogenen Schultern sagten alles. Er erwärmte sich schon für den Mann.
»Ich bin froh, dass ich diesen Artikel entdeckt habe«, sagte Harold. »Nicht, dass ich sonst den Express lese, ich habe ihn in der U-Bahn gefunden. Aber die Sachen sind ein bisschen aus dem Ruder gelaufen.«
»Im Garten?«
Er nickte. »Ich bin sozusagen überschwemmt worden.«
»Verstehe. Warten Sie's ab, bis Sie meine Disteln sehen. Ich hoffe ja, ihr alle kommt damit zurande.«
»Ich meine von Leuten.« Harold rührte die Eiswürfel mit dem Finger um. »Es war mir nicht klar gewesen, wie viel Hoffnungslosigkeit es da draußen gibt. Ich meine, ich bin gewiss auch hoffnungslos im kosmischen Sinne. Aber ich rede von Frauen.«
»Frauen? Sie Glückspilz.« Buffy sah Harold prüfend an. Er wirkte jünger als er, grob geschätzt: Ende fünfzig, aber als Frauenmagnet konnte man ihn nicht gerade bezeichnen.
»Ich weiß, ich weiß«, sagte Harold. »Die Sache ist die, ich habe das Gefühl, es könnte jeder sein, selbst so ein altes Wrackwie ich. Vielleicht schwärmen sie bloß für das Haus. Oder für die Hennen.
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