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Club der gebrochenen Herzen

Club der gebrochenen Herzen

Titel: Club der gebrochenen Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Moggach
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sie zu Buffy, »aber die Maske ist nicht mehr im Klo, Ihre Auszeichnung.«
    »Was?«
    »Sie haben die nicht weggenommen, um sie aufzupolieren oder so?«
    »Warum um Himmels Willen sollte ich das tun?«
    Sie blickte ihn an. »Natürlich nicht. Dumme Frage.«
    Buffy folgte ihr in die Toilette. Seine Maske, verliehen von der British Academy of Film and Television Arts, war tatsächlich vom Fensterbrett verschwunden.
    »Glauben Sie, jemand hat sie gestohlen?«, fragte Voda, dort eingezwängt mit ihm.
    »Wer um Himmels Willen sollte so eine Maske stehlen?«
    »Ist doch Gold?«
    »Nicht anzunehmen.«
    »Schwer genug ist sie ja.« Sie quetschte sich an ihm vorbei auf den Gang zurück. »Ich habe immer gesagt, Sie sollten sie sicher aufbewahren.«
    Die Frage war nur: wohin damit? Der Schlafzimmerschrank wäre bestimmt sicher gewesen, doch dann würde niemand erfahren, dass er diese Auszeichnung gewonnen hatte. Andererseits wäre der Ehrenplatz im Wohnzimmer doch zu demonstrativ gewesen. Die Toilette schien die Lösung zu sein – ein leicht ironischer, sogar humorvoller Touch, und die Trophäe dennoch sichtbar für jeden. Da es an Klos mangelte, wurde die Toilette im Parterre häufig frequentiert. Wenn man zudem diversen Interviews glauben durfte, bewahrten die stilvolleren Hollywood-Stars ihre Oscars alle in der Toilette auf.
    Buffy hatte die Auszeichnung als bester Nebendarsteller in Read My Lips , einem BBC -Drama über einen tauben Holocaust-überlebenden, erhalten. Beides zusammen sorgte allemal für BAFTA -Auszeichnungen. Er hatte einen freundlichen Logopäden gespielt, der aus irgendeinem Grund mit gewaltigen Koteletten herumlief.
    »Ich erinnere mich daran«, sagte Harold. »Sie hatten einen alten Land Rover und eine Praxis in der Harley Street.«
    »Bin mit meiner Vorgeschichte nie ganz klargekommen. Ich sollte wohl mal eine Schaffarm gehabt haben, aber den ursprünglichen Drehbuchautor hatte man gefeuert, und so habe ich das nie herausgekriegt. Es gab auch einen verblüffenden Hinweis auf Zwillinge.«
    »Vielleicht beruhen die besten Ergebnisse auf Mehrdeutigkeit.« Harold hielt inne. »Ich wünschte, ich hätte daran gedacht, das meinen Studenten zu sagen.«
    Buffy blickte nachdenklich aus dem Fenster: »Meinen Sie wirklich, eine von ihnen hat sie geklaut?«
    Harold schaute auf die sich im Garten abrackernden Gestalten und das angehäufte Unkraut um sie herum. »Schwer zu glauben. Sie sehen so bürgerlich aus.«
    »Das sind die Schlimmsten.«
    »Vielleicht ist eine davon eine Verehrerin und möchte ein kleines Andenken von Ihnen.«
    »Pardon, ein ziemlich großes. BAFTA -Auszeichnungen wachsen ja nicht auf den Bäumen.«
    »Vielleicht sollten Sie etwas beim Abendessen sagen.«
    »Ich möchte die Atmosphäre nicht vergiften«, sagte Buffy. »Alle kommen so gut miteinander aus.«
    Ein harmonischer Verein. Die Geburt hatte den Dingen Schwung verliehen und die Gruppe zusammengeschweißt. Beim Frühstück wurden Smartphones von einigen herumgereicht, die schon mit Enkelkindern gesegnet waren, und die Fotos lauthals bestaunt. Eine hatte sogar ihren Laptop hervorgeholt, dessen Bildschirmschoner die Drillinge ihres Sohnes zur Schau stellte. Da wirkte es schäbig, mit einem Verdachtsmoment zu kommen.
    Im Garten gab es indessen schon eine deutliche Verschönerung. Zur Mittagszeit war das Beet gesäubert, und Lavinias Aussage zufolge waren einige seltene Sträucher zum Vorschein gekommen. Die Gruppe stapfte herein, rotwangig und schwitzend, und fiel über das Lunch-Buffet her. Ein Vormittag an der frischen Luft hatte ihnen, wie alle übereinstimmend sagten, unheimlich gutgetan. Buffy hatte immer noch nicht alle Namen parat. Am Abend zuvor war er angeschickert und unkonzentriert gewesen. So weit ließ er es normalerweise nicht kommen, aber nicht jeden Tag feierte man die Ankunft eines Enkelkindes. Ob die Teilnehmer den Kurs gewählt hatten, weil ein eheliches Zerwürfnis vorlag, war nicht die Frage, die ihm zustand, und außerdem, wen kümmerte es? Sie waren hier, sie hauten rein, und obwohl es anfing zu regnen, machte das nichts aus, denn Lavinia baute ihre Saatkisten für die nachmittägliche Übung in der Bar auf.
    Lavinia wurde ihm langsam sympathischer. Sie war eine der unansehnlichsten Frauen, die er je kennengelernt hatte, und das erklärte, dachte er, ihre herrische Art. Im Grunde genommen brauchten schöne Frauen sich nicht zu behaupten; Türen öffneten sich, Hindernisse schwanden. Unter dem Äußeren einer

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