Club der Verdammten 2 - Liebesseele (German Edition)
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Sie ritt wie der Teufel auf seinem Schwanz, fegte auf und nieder, preschte vor und zurück. Er wusste nicht, wie er es schaffte, erst zu kommen, als ihr lang gezogenes Stöhnen ihren Höhepunkt ankündigte, als sich ihre Muskeln um seinen Schaft zusammenzogen und ihre Zuckungen ein Inferno in ihm auslösten. In seinem Unterleib. Vom Kopf bis zu den Zehenspitzen. In seinem Geist, seiner Seele.
Tag 8
C
angoon saß auf dem Fußboden, den Rücken an eine Wand gelehnt und starrte in den Raum. Trotz der für Menschen alles verschlingenden Dunkelheit erfasste er jedes Detail, zeichneten sich scharf die Umrisse seiner Untertanen an verschiedenen Stellen in dem Zimmer ab, in dem ein wohliger Schall ein Echo warf. Genugtuung flutete seinen Geist. Sein Gefolge war ihm treu geblieben, hatte die Hoffnung nicht aufgegeben und auf ihn gewartet. Zumindest ein Rest von fünf Vampiren. Kläglich, aber nicht weiter tragisch. Im Nu würden sie ihre Armee erweitern, neue Vampire schaffen und in ihre Gruppe integrieren. Er kannte sein Ziel, seit er vor vielen Jahren die Schrift gefunden hatte. Einen Brief seines Urahnen Cangoon, des Ersten an dessen Schwester Gaia. Der Text wies leider Lücken auf, es fehlten zwei oder möglicherweise drei Seiten, doch die anderen bargen eine mehr als ausreichende Aussagekraft. Sie hatten belegt, was sein Ahne aufgebaut hatte – die kolossalste Truppe der Nacht, der Schrecken und Albtraum eines jeden Menschen. Nur wegen dieser verdammten Schattenseelen war das Regiment seines Urvaters zusammengebrochen, die Stabilität ins Wanken geraten. Cangoon, der Erste, hatte recht daran getan, den Fluch über die elenden Mutanten auszusprechen. Die Verbindung einer Vampirin mit einem Engel … eine daraus entstehende neue Spezies, die nicht den geschriebenen und ungeschriebenen Gesetzen der Vampirgattung folgte, das war widernatürlich, gegen die klaren Regeln der Polarisation. Dass sie über mehr Macht und Stärke verfügten als Vampire, zog seine Rasse noch dazu in die Lächerlichkeit. Es galt nicht nur, einen Ruf zu verlieren, es brachte die naturgegebene Ordnung durcheinander. Vampire waren dazu da, das Gleichgewicht zwischen Mensch und Vampir zu halten, sich durch ihren Blutdurst am Menschen zu nähren und zu verhindern, dass sie in die Überzahl gerieten. Die Harmonie zwischen Tag und Nacht, zwischen Licht und Schatten, zwischen Gut und Böse, musste immer gewahrt bleiben, sonst geriete die Welt aus den Fugen. Nur die Gegensätzlichkeit hielt die Waagschale in der Balance, und das bereits seit Adam und Eva.
Mann – Frau, Tag – Nacht, Sommer – Winter, Licht – Schatten, Hitze – Kälte, Leben – Tod, oben … unten … hoch … tief … fern … nah … lang … kurz. Die Logik schrieb vor, dass nicht eckig sein kann, was rund ist. Dass nicht fest sein kann, was flüssig ist. Und obwohl das eine das andere auszuschließen schien, gehörten die Polaritäten doch untrennbar zusammen. Sie bedingten sich einander gar. Ohne Dunkel gäbe es kein Licht, ohne Böse kein Gut. Und seine Bestimmung lautete, die Gesetze aufrechtzuerhalten. Es durfte kein Zwischending geben. Keine Schattenseelen.
Ich bin der Geist, der stets verneint. 1
Welche Antwort forderte die Polarisation? Ja. Er musste zerstören, was Menschen wünschten. Nein sagen zu allem, was das Gute hervorrufen wollte.
Und das mit Recht, denn alles, was entsteht, ist wert, daß es zugrunde geht. Drum besser wär’s, dass nichts entstünde. 1
Was gab es dem hinzuzufügen? Menschen und Vampire, ex aequo 2 Angehörige der beiden Pole, die es seit Urzeiten gab. Es durfte nichts dazwischen geben, nichts Neues entstehen. Es durfte keine Schattenseelen geben.
So ist denn alles, was ihr Sünde, Zerstörung, kurz, das Böse nennt, mein eigentliches Element. 1
Genau das formte seine Bestimmung. Ohne Zweifel bildete er einen Teil des Pols, des unabdingbaren Elements, das die Waage im Gleichgewicht hielt.
Ich bin ein Teil von jener Kraft, die stets das Böse will und doch das Gute schafft. 1
Bingo! Nur durch seine Taten entstand es erst, das Gute. Ohne seine Spezies und ihre Aufgaben würde es nicht existieren. Und gäbe es das eine nicht, löste sich das Gegenstück auf. Was bliebe am Ende?
Das Nichts!
Deswegen durfte es kein Zwischending geben, keine Schattenseelen. Sie gehörten nicht auf diese Welt. Sie zu vernichten war die Pflicht, die zu erfüllen sich sein Urvater zum Ziel gesetzt hatte. Nun war es seine Bestimmung. Spielte es da eine
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