Club der Verdammten 2 - Liebesseele (German Edition)
Gott, hab Gnade. Was habe ich getan?
„Könnte ein Sonnensturm denn durch Magie beendet werden?“
„Wenn die Naturkräfte nicht so mächtig wären, vielleicht.“
„Könnte er auf ebensolche Art auch ausgelöst werden?“
„Sofern eine gewaltige Macht dahintersteckt, eventuell. Wahrscheinlich.“ Lorenzo rieb sich das Kinn. „Ich habe nur keine Ahnung, wer so viel Macht besitzt …“
Emily schlug die Augen nieder, traute sich nicht, ihre Befürchtung auszusprechen, die Frage zu stellen, die ihr auf der Zunge lag. Sie nahm einen Schluck Rum, der nicht halb so sehr in ihrer Kehle brannte. Sie rang sich durch, räusperte sich, um ihre Stimme wiederzufinden. „Könnte … ich meine, könnte ein Vampir dahinterstecken? Wäre es möglich, dass Cangoon …? Ich … ich habe ihn freigelassen. Und dann war er hier im Schloss, hat mich …“ Emily schluckte schwer an ihrer Schuld.
Rebecca starrte auf ihre ineinander verschlungenen Hände. Lorenzo rieb sich noch immer das Kinn. Sie sah, dass es in seinem Kopf arbeitete. Er ließ sich Zeit mit der Antwort.
„Das haben wir vermutet, Emily. Aber für den Sonnensturm ist Cangoon nicht verantwortlich. Er ist zu schwach, um so etwas hervorzurufen.“
„Und wenn er Helfer hätte?“
„Auch dann wahrscheinlich nicht. Mir ist auch kein Wesen bekannt, das fähig wäre, so etwas zu verursachen … niemand, außer vielleicht Satan selbst.“
Emily sackte in sich zusammen, einem Zusammenbruch nahe. Was, wenn sich Cangoon mit schwarzen Mächten verbunden hatte? Wenn er gefuchster war, als Rebecca und Lorenzo annahmen? Wenn er Daniel in seine Gewalt gebracht hatte – oder ihn bereits beseitigt hatte?
„Nein, Emily. Das ist es nicht. Deine Vermutungen gehen in die falsche Richtung.“ Rebecca strich ihr über den Arm. „Begib dich auf die Suche nach Daniel. Du wirst ihn aufspüren. Doch das, was du finden wirst, wird dir nicht gefallen.“
„Was? Warum …?“
„Suche ihn, mein Kind.“ Rebecca sprach mit ihr, wie sie es sich immer von einer Mutter gewünscht hatte. Es schien, als würde sie ihren Kummer verstehen, alle Schmerzen mit ihr teilen, als versuchte sie, ihr einen Teil der Last abzunehmen.
„Wo? Wo soll ich ihn suchen?“
„Dein Gefühl wird dich zu ihm bringen.“
„Woher weißt du das?“
„Vertrau mir, Emily. Ich spüre es. Ich weiß nicht, wo Daniel ist. Aber ich weiß, dass du ihn finden wirst.“
„Und wie? Ich fühle mich zu schwach zum Fliegen.“ Tatsächlich spürte sie, dass ihre Kraft am Ende war. Bereits der Gedanke, sich zu erheben, sich auf den Weg irgendwohin zu machen, schien eine schier unlösbare Aufgabe.
„Du musst dir Mühe geben. Streng dich an, ich weiß, du schaffst es.“
„Ich kann nicht den gestohlenen Wagen nehmen …“ Emily senkte den Kopf. Sie schämte sich, den Diebstahl zuzugeben. Sie schämte sich für alles, was sie getan und empfunden hatte. Sie wollte im Boden versinken. Sie wollte sterben.
„Nein, Kind. Du darfst dich nicht aufgeben.“ Rebeccas Stimme durchdrang ihren Geist wie durch einen Nebel.
„Du kannst den Rolls-Royce nehmen.“ Lorenzo drückte ihr den Schlüssel in die Hand.
„Bitte, Emily. Raff dich auf. Und beeil dich. Es ist bald zu spät.“
„Hier, nimm das bitte.“ Wieder reichte Lorenzo ihr etwas.
Emily betrachtete den Gegenstand auf ihrer ausgestreckten Handfläche.
„Was ist das? Ein Amulett? Wozu ist es gut?“
„Es wird dir helfen, gegen die bösen Mächte anzukommen. Verlier es nicht. Du musst es um den Hals tragen, denn nur, wenn es nahe an einem reinen Herzen ist, entfaltet es seine Kraft.“
„Dann wird es bei mir nichts bringen.“ Emily griff zum wiederholten Mal nach der Schachtel mit den Papiertüchern auf dem Tisch.
„Oh doch, das wird es.“
Das schwere Fahrzeug auf der Straße zu halten, gestaltete sich leichter als Emily befürchtet hatte. Der Rolls- Royce glitt dahin wie ferngesteuert. Hatte sie auf den ersten hundert Metern noch Schwierigkeiten, so lenkte sie den Wagen nun, als hätte sie das Fahren mit der riesigen Limousine jahrelang geübt. Die Gedanken in ihrem Kopf wirbelten herum wie Blätter in einem Herbststurm. Daniel!
Er war seit Tagen nicht im Schloss gewesen. Zuletzt hatte sie ihn in Hollys Wohnung gesehen. Sie saß unbeweglich auf einem Fensterbrett und starrte in das dahinterliegende Zimmer. Hatte den Akt beobachtet. Was war sie für eine fiese Spannerin. Von Neid zerfressen, boshaft, verdorben. Sie hatte sich die schlimmsten
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