Club der Verdammten 2 - Liebesseele (German Edition)
Oberkörper. „Per Hubschrauber.“
„Gehört der zu deiner Flotte?“
„Nein, Engel. Ich habe nur dieses Flugzeug – dafür Beziehungen. Doch es war beinahe unmöglich, einen Helikopter samt Piloten aufzutreiben.“
„Und du bist sicher, dass er auf uns wartet?“
„Absolut. Er wird pünktlich da sein.“
Sie lehnte sich im Sitz zurück, griff aber sofort nach seiner Hand. Sie ertrug ihren Gemütszustand leichter, wenn sie seine Wärme spürte, seine Haut, seine Nähe. Dazu bedurfte es Körperkontakt. Allein, dass er neben ihr saß, war nicht genug.
Ihre Lider wurden bleischwer, Paula schloss die Augen. Nur einen Moment schlafen, alle Ängste vergessen, Körper und Geist Erholung schenken. Es war ihr verwehrt. Schattenseelen und auch Vampire von Laras und Emilys Gattung schliefen nie. Es geschah zum wiederholten Mal, dass ihr Teile des Dialogs mit Luka durch den Sinn gingen, den sie geführt hatten, kurz, nachdem ihr Dasein als Mensch ein Ende gefunden hatte.
„Schlafen wir jemals?“
„Nie. Und es wird mit der Zeit nervig, das darfst du mir glauben.“
In Situationen wie dieser war ihr allzu bewusst, was er meinte. Unaufhörlich kroch die Erkenntnis in ihre Gedanken, welche Bedeutung das über Jahrzehnte, Jahrhunderte bekommen mochte und sie begann zu verstehen, warum die Engel Adriel und Jonas sie verlassen hatten. Sie hatten eine – zwar vorgetäuschte – Existenz als Schattenseelen geführt, aber demnach ebenfalls auf den Schlaf verzichten müssen. Dass sie es nach 1.100 Jahren vorgezogen hatten, ihr irdisches Dasein zu beenden, schien in diesem Moment nachvollziehbar.
Erneut sandte sie ihren telepathischen Sinn nach Daniel aus. Sie filterte in Sekunden die Frequenzen sämtlicher denkender Wesen, bis sie seine fand. Es war kein leichtes Unterfangen, mittlerweile beherrschte sie die Gabe jedoch ebenso gut wie Luka. Allerdings stieß sie wie bei ihren bisherigen Versuchen auf eine Mauer, die ihr jegliches Vordringen unmöglich machte. Es war nicht der Widerstand, der sich bot, wenn Daniel seine Gedanken verschloss – es fühlte sich anders an. Als käme die Sperre nicht von innen, sondern von außen.
Das … das ist es! „Luka!“
Der Ausruf klang in ihren Ohren, als hätte sie ihn schrill ausgestoßen. Luka drückte ihre Hand.
„Ich bin da, Engel.“
„Jemand blockiert Daniels Geist. Cangoon!“
„Zu der Überzeugung bin ich ebenfalls gelangt.“
Paula schluckte. Wie konnte es sein, dass Luka über etwas nachgedacht hatte, das sie nicht wusste? War er ebenfalls fähig, seine Überlegungen, und sei es nur einen Teil, vor ihr zu verschließen? Ohnehin war es ihr ein Rätsel, warum die Sache mit dem Gedankenlesen mal klappte und mal nicht. Es kam nicht nur auf die psychische Verfassung an, sondern auch äußere Einflüsse verhinderten, die Gedanken und Gefühle einer anderen Person zu empfangen. Allerdings war es selten, dass die Person sich der Kontrolle willentlich entziehen konnte.
„Mach dir nicht immer solche überflüssigen Gedanken, Engel.“
„Das ist keine Antwort auf meine Frage.“
„Okay. Ja.“
„Wie, ja?“
„Ja, ich kann einen Teil meiner Überlegungen vor dir verbergen.“
„Das ist unfair.“
„Nein, ist es nicht.“
„Doch.“
„Sei nicht kindisch. Wenn es wichtig ist, lasse ich dich zum gegebenen Zeitpunkt an allem teilhaben.“
„Jetzt behandelst du mich wie ein Kind. Seit wann bestimmst du, was wichtig für mich ist und was nicht?“
„Mach keine so große Sache draus, bitte.“
„Was? Du … ich …“ Paula schnaufte. „Du verheimlichst mir Sachen und wirfst mir vor, ich sollte keine große Sache draus machen? Das finde ich wichtig!“
„Verdammt, Paula. Hör auf.“ Luka ließ ihre Hand los.
Erschreckt öffnete sie die Augen und starrte ihn an.
Sein Blick war dunkel und wütend, schmerzerfüllt. „Wir haben Wichtigeres zu tun als uns über solche Dinge zu streiten, findest du nicht?“
Sie schluckte an einem Kloß im Hals und verschloss nun auch trotzig ihre Gedanken. Jedenfalls versuchte sie es, einen Großteil ihres Denkens bewusst in einen imaginären Raum zu sperren, aber sie war nicht sicher, ob es gelang. Schließlich tat sie es zum ersten Mal.
Luka hatte schon recht. Natürlich gab es Wichtigeres – sie mussten nach London kommen, ihren Freunden helfen. Versuchen, mit ihren Kräften beizutragen, die Katastrophe zu mindern. Es war nur … ihr Glaube hatte ihr bisher suggeriert, dass es keine Geheimnisse mehr zwischen Luka
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