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Club Kalaschnikow

Club Kalaschnikow

Titel: Club Kalaschnikow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polina Daschkowa
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Zuschauersaal. Er hatte sich zwei Tage freigenommen, um nach Deutschland zu fliegen.
     
    Unmerklich kam der Herbst heran.
    Sie spielten wieder Tennis in Lushniki, galoppierten auf braunen Hengsten über das bunte Herbstlaub. Leicht und fröhlich flog der feuchte Grippemonat November vorüber. Es näherte sich Katjas Lieblingsfest, Neujahr. Seit ihrer Kindheit war sie daran gewöhnt, sich lange darauf vorzubereiten, genau zu überlegen, welches Kleid sie anziehen und wem sie was schenken sollte und vor allem – mit wem sie es feiern würde. Katja war überzeugt, daß man in der Silvesternacht die Zukunft wie ein lebendiges warmes Geschöpf in der Hand halten würde, wie ein neugeborenes Kätzchen; wenn man es verschreckte – durch unpassende Kleidung, durch schlechte Laune, durch fremde Gäste –, so wäre das nachträglich nicht wiedergutzumachen.
    Am einunddreißigsten Dezember fand vormittags eine Kindervorstellung statt. Man gab den »Nußknacker«. Um zwei Uhr schminkte Katja sich ab, duschte, zog sich um, wünschte den Kollegen ein frohes neues Jahr und fuhr nach Hause. Die Geschenke lagen schon seit dem Sommer bereit. Katja hatte alles während der Tournee gekauft. Die Moskauer Geschäfte waren 1988 noch immer hoffnungslos leer.
    Bis gegen neun wollte sie mit den Eltern feiern und dann zu Jegor fahren. Seine Frau war schon wieder im Ausland, der Sohn hatte seine eigenen Kumpel und würde in den nächsten Tagen nicht zu Hause sein. Sie würden das neue Jahr zu zweit feiern, nur sie beide. Am nächsten Tag, wenn sie sich ausgeschlafen hatten, wollten sie einen gutenFreund von Jegor besuchen, den Presse-Attaché der norwegischen Botschaft. Der charmante, liebenswürdige Hansen mit seinem grauen Bärtchen und seinem kleinen Bierbauch gab am ersten Januar eine Party für die engsten Freunde – ein leichtes Büfett, Obst, Musik, gute Laune …
    Gegen sieben erschienen die Kalaschnikows bei Katjas Eltern, Onkel Kostja, Tante Nadja und Gleb. Die Eltern wollten das neue Jahr zusammen begrüßen, die Kinder hatten ihre eigenen Pläne. Gleb beabsichtigte, auf die Datscha nach Peredelkino zu fahren, wo ihn bereits eine lustige Runde erwartete. Er hatte schon ein paar seiner Mädchen dorthin geschickt, damit sie alles vorbereiteten und den Tisch deckten.
    Um acht rief Jegor an.
    »In meiner Abteilung hat man überraschend beschlossen, noch eine kleine Feier zu veranstalten, ich hab versucht, mich loszueisen, aber es geht nicht. Kannst du etwas später kommen, so gegen elf? Ich umarme dich, mein Liebes.«
    Um halb neun wünschte Gleb allen ein frohes neues Jahr, verteilte seine Geschenke und verschwand auf die Datscha. Katja saß wie auf Kohlen. Um viertel vor zehn hielt sie es nicht länger aus, wünschte ebenfalls allen alles Gute und verteilte ihre Geschenke. Dann warf sie sich ihren Pelzmantel über, rannte hinaus ins Schneegestöber und fegte den Schnee von ihrem blauen Lada. Schließlich konnte sie ja auch zu Jegor ins Institut fahren.
    Kurz nach zehn parkte sie ihren Wagen in einer Seitenstraße nicht weit vom Arbat, hüllte sich in ihren Pelz und lief zu dem alten Gebäude der Akademie. Die Türen standen weit offen, die Fenster leuchteten hell, in der Aula war rund um eine riesige, festlich geschmückte Tanne eine laute Kostümparty im Gange. Katja rannte nach oben in den dritten Stock. Ihr fiel gar nicht auf, daß es dort ganz still war und von einer Feier nichts zu merken.
    Barinows Vorzimmer war leer. An den Wänden hingenGirlanden aus rosa und hellblauem Seidenpapier. Die Tür zum Büro war abgesperrt. Katja verschnaufte ein wenig und dachte, die Feier sei sicher schon vorbei und Jegor erwarte sie schon bei sich zu Hause, am gedeckten Wohnzimmertisch unterm Weihnachtsbaum.
    Da vernahm sie plötzlich ein abgerissenes heiseres Stöhnen, ein hastiges Flüstern, das weiche Lachen einer Frau. Sie hielt den Atem an. Nach dem Lachen ertönte deutlich eine tiefe, samtene Stimme:
    »Genau, Sweta-Mäuschen. Die Strumpfhose brauchen wir nicht, und der BH ist auch überflüssig, das ziehen wir jetzt alles aus.«
    Laute Rockmusik, die aus der Aula heraufbrandete, übertönte die übrigen Worte. Katja stürzte aus dem Vorzimmer, rannte zur Treppe. Ihr entgegen stürmte eine Hexe auf einem Besenstiel, mit angeklebter Plastiknase und verrutschter Perücke. Hinter der Hexe tänzelten zwei kleine Teufel mit Hörnern aus Pappe und Schwänzen aus Draht. Sie faßten Katja an den Händen und drehten sie im Kreis. »Happy New

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