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Club Kalaschnikow

Club Kalaschnikow

Titel: Club Kalaschnikow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polina Daschkowa
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großzügig, sogar an Leute, von denen sie wußte, daß sie es nicht zurückgeben würden, sie fuhr im Urlaub ans Meer – das letzte Mal war sie in Griechenland gewesen. Jetzt wußte sie, das hätte sie schon nicht mehr tun dürfen. Aber im Sommer hatte sie noch nichts geahnt, hatte sich oben ohne gesonnt, wie die meisten Frauen am Strand. Dadurch war der Knoten so schrecklich rasch gewachsen.
    Aber es ging ihr gar nicht ums Geld. Sie hoffte einfach, er würde Mitleid haben, ihr etwas Liebes sagen, sich um sie sorgen, wenigstens ein bißchen.
    Jegor Barinow sah an ihr vorbei und überlegte fieberhaft, was sie wohl im Sinn haben könnte. Was außer Geld konnte sie noch von ihm fordern? Daß er sie in einer guten Klinik unterbrachte? Gut, das war kein Problem. Wirklich unangenehm wäre, wenn sie jetzt dauernd bei ihm auftauchen würde, ihn nicht in Ruhe lassen und nicht sofort, auf der Stelle aus seinem gesunden, wohlgeordneten Leben verschwinden würde. Sie bot ja schon jetzt einen schrecklichen Anblick! Wie würde sie erst in einem Monat aussehen?
    Er konnte sich nicht entscheiden, wie er jetzt am vernünftigsten vorgehen sollte, wie er sich vor weiteren Problemen mit dieser Frau schützen konnte. Sollte er ihr Geldgeben und sie höflich an die Luft setzen? Oder ihr nichts geben und sie rausschmeißen, damit sie sich keine Illusionen in bezug auf ihn machte?
    Wozu zerbreche ich mir den Kopf, wies er sich zurecht. Am besten werfe ich sie sofort raus, und basta. Sonst werde ich noch rührselig, gebe ihr Geld, verspreche, eine Klinik für sie zu finden, und ehe ich mich versehe, habe ich sie auf Dauer am Hals. Bei Frauen wie ihr muß man auf der Hut sein.
    »Folgendes«, sagte er ruhig und hart und blickte dabei weiter an ihrem gesenkten, zerzausten Kopf vorbei in die Ferne, »ich kann dir überhaupt nicht helfen. Aber noch werden Krebskranke bei uns ja kostenlos behandelt. Und übrigens gar nicht so schlecht. Du hast doch deine Beziehungen, ich weiß, du hattest viele Kunden.«
    »Nein«, schrie sie so unerwartet laut, daß er zusammenzuckte, »ich hatte in der letzten Zeit niemanden, nur dich. Niemanden sonst, Liebster.«
    »Erstens schrei bitte nicht so laut und zweitens hör auf, mich ›Liebster‹ zu nennen. Es gefällt mir nicht.«
    »Früher hat es dir aber gefallen«, sagte sie und lachte nervös, »das ist noch gar nicht so lange her. Jetzt bin ich auf einmal eine Aussätzige, wie? Keine Angst, Krebs ist nicht ansteckend.«
    »Es reicht, Sweta, geh nach Hause«, sagte er mit gerunzelter Stirn, »ich habe schon gesagt, ich kann dir nicht helfen. Laß mich bitte in Frieden. Ich bin müde.«
    »Du jagst mich weg?« fragte sie leise. »Du jagst mich einfach weg? Für immer?«
    »Was willst du denn von mir? Du bist doch ein erwachsener Mensch. Unsere früheren Beziehungen können wir nicht weiterführen. Du bist krank. Massagen brauche ich vorläufig nicht mehr, und du wirst sie jetzt auch wohl kaum machen wollen, du mußt dich behandeln lassen. Und alles übrige – du verstehst selber.«
    »Ja, ich verstehe.« Sie nickte folgsam. »Ich verstehe, daß du ein Schwein bist. Du hast Angst, ich könnte Forderungen stellen, dich belästigen. Du brauchst keine Angst zu haben, mein Schatz. Ich kenne dich nur zu gut.«
    Er schluckte die Beleidigung ohne Protest. Sollte sie sagen, was sie wollte. Hauptsache, sie verschwand möglichst schnell. Dieses unglückliche, dumme, alberne Weib.
    »Sweta, du bist jetzt mit den Nerven runter. Aber vielleicht wird ja alles wieder gut.« Er faßte sie vorsichtig beim Arm.
    Sie sträubte sich nicht und widersprach nicht. Gehorsam ging sie in den Flur.
    »Nur eine Bitte habe ich an dich.« Sie blieb für einen Moment in der geöffneten Tür stehen. »Eine einzige Bitte. Du hast doch gute Bekannte im Onkologischen Zentrum an der Kaschirka-Straße. Ruf sie an, leg ein Wort für mich ein. Dort gibt es die besten Spezialisten, aber ohne Beziehungen kommt man nicht rein.«
    »Gute Bekannte ist ein bißchen viel gesagt. Na schön, ich werd’s versuchen.«
    Sie wollte ihn unwillkürlich wie immer zum Abschied küssen, aber sie kam nicht mehr dazu. Er machte sich sanft los und schloß die Tür.
    Unter diesen traurigen und heiklen Umständen war es für ihn das beste, wenn die Masseurin Sweta für immer aus seinem Leben verschwand. Und das tat sie.
    ***
    »Olga Nikolajewna, haben Sie Gleb Konstantinowitsch Kalaschnikow gekannt?«
    »Ja.«
    »Seit wann?«
    »Seit knapp einem Jahr.«
    »Wann haben

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