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Club Kalaschnikow

Club Kalaschnikow

Titel: Club Kalaschnikow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polina Daschkowa
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Guskowa war eine wichtige Zeugin, die jederzeit zu einer Tatverdächtigen werden konnte. Ihre Zurechnungsfähigkeit mußte überprüft und offiziell bestätigt werden. Ein Alibi hatte sie bis jetzt nicht. Ein Motiv und kein Alibi. Man durfte also auch die Variante, die er und Tschernow anfangs als absurd verworfen hatten, nicht ausschließen.
    Angenommen, es war kein Profikiller, der geschossen hatte, sondern diese seltsame verliebte junge Dame hier, dann war völlig klar, warum der Schuß gerade in dem Augenblick gefallen war, als Kalaschnikow Arm in Arm mit seiner Frau stand. Es war auch nicht ausgeschlossen, daß gar nicht der Casinobesitzer das Ziel gewesen war, sondernseine Frau. Olga hatte auf die Rivalin geschossen, aber den Geliebten getroffen. Und der Schock, der schon fast an Geistesgestörtheit grenzte, paßte genau in dieses Bild.
    Jetzt müßte ich nur noch die Waffe finden, aus der der Schuß abgegeben wurde, spöttelte Kusmenko insgeheim. Aber das wäre allzu einfach und melodramatisch. Na, wir müssen ja sowieso demnächst eine Hausdurchsuchung machen.
    Ohne von Olga Guskowa auch nur eine einzige halbwegs vernünftige Antwort erhalten zu haben, verabschiedete sich Major Kusmenko höflich und ging. Am Dienstag um zehn Uhr vormittags hatte die Bürgerin Guskowa, Olga Nikolajewna, bei der Staatsanwaltschaft zu erscheinen, um dort ihre Zeugenaussage im Mordfall Gleb Kalaschnikow zu machen. Die Vorladung hatte ihr der Major persönlich überreicht, und sie hatte unterschrieben.
    Als er den breiten Hof überquerte, jagte ein blauer Toyota durch eine Pfütze an ihm vorbei und bespritzte ihn von oben bis unten mit Wasser. Der Major stieß unwillkürlich einen Fluch aus und sah sich nach dem Flegel um, der am Steuer saß. Der Toyota bremste. Ein kleiner rundlicher Mann in einem offenen hellen Regenmantel stieg aus und ging auf den Hauseingang zu, aus dem Kusmenko vor wenigen Minuten gekommen war.
    Als er auf die Vortreppe trat, stolperte er und wäre fast gefallen. Er war offensichtlich sehr nervös. Statt vor sich auf die Füße zu sehen, drehte er den Kopf hin und her und sah sich aufgeregt nach allen Seiten um. Der Major erkannte in ihm sofort den Geschäftsführer des Casinos »Sternenregen« wieder, Felix Grischetschkin.
    ***
    »Also ich hab dies Teil da am Zaun gesucht, so’n Quirl für die Küche, kann man gut gebrauchen. Ganz neu, aus’m Ausland. Den kann man noch auf ’m Flohmarkt verhökern,wenn man ihn sauber macht. Ich hatte ihn mir schon tagsüber ausgeguckt, als der Typ ihn weggeschmissen hat. Ich hätte ihn ja sofort mitgenommen, aber Siwka klebte mir die ganze Zeit an den Fersen. Ach, ihr kennt ja Siwka gar nicht.« Boris machte eine wegwerfende Handbewegung. »Siwka is ’ne alte Klette, die hätte nicht lockergelassen und gewollt, daß wir halbe-halbe machen. Puh, was gibt’s für gräßliche Leute, besonders bei den Weibern. Find’ste nicht auch?«
    »Geht das auch etwas kürzer?« unterbrach ihn der Kameramann Igor Kornejew. Die Batterie der Kamera ging langsam zu Ende, und auch die Kassette war fast voll.
    »Hetz mich nicht«, sagte Boris gekränkt, »das is’ne wichtige Sache, da ist jede Einzelheit wichtig. Jede. Also, weiter. Siwka, dies Aas, läßt sich nicht abschütteln. Ich sag ihr, Siwka, sag ich, du bist kein Weib, du bist ’ne Klette, ehrlich. Das hab ich ihr glatt gesagt. Find’ste nicht auch? Sie wohnt jetzt bei mir, die Siwka, uff, ist das ein fürchterliches Weib! Wenn sie besoffen ist – also, das is’n Tier, keine Frau. Alles muß man vor ihr verstecken. Den Quirl hab ich auch vor ihr versteckt, an einem netten kleinen Ort. Nachts hab ich ihn mir geholt, am Zaun, ihn sauber gemacht und ganz nobel in ’ne Zeitung eingepackt. Und da plötzlich sehe ich – eine Figur. Meine Augen hatten sich schon an die Dunkelheit gewöhnt, das heißt, ich hab sie deutlich gesehen. Steht hinterm Gebüsch, da, wo’s ziemlich hoch und dicht ist. Raucht nicht, pißt nicht, steht bloß da und glotzt auf das Haus.«
    »Wer steht da?« fragte Artjom mit angehaltenem Atem.
    »Nu wart mal schön«, sagte der Stadtstreicher stirnrunzelnd, »hetz mich nicht, ich bin kein Pferd. Also, wegen dem Quirl hatte ich mich schon vorher mit ’nem Typ verabredet, daß ich den nicht selber auf den Markt schleppe, sondern daß er ihn morgen bei mir abholt. Und so lange hab ich ihn versteckt … Sie, also die Siwka, hat früher in’nem Gemüsegeschäft gearbeitet, als Kassiererin. Ja, und da hat sie

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